Rotationssiebmaschinen Schuttgüter kontrollieren

Stephan Lohse, Product & Technology Manager bei Zeppelin System

Bild: Zeppelin Systems
25.04.2024

Verbraucher legen großen Wert auf einwandfreie Produkte – so müssen Mehle beispielsweise frei von jeglichen Fremdkörpern sein. Die P&A sprach mit Stephan Lohse, Product & Technology Manager bei Zeppelin Systems, inwiefern Siebmaschinen für Sicherheit im Produktionsprozess sorgen.

Welche Eigenschaften muss eine Siebmaschine erfüllen, um erfolgreich angewendet zu werden?

Die wichtigsten Eigenschaften sind Langlebigkeit und Wartungsarmut. Es wäre mehr als ärgerlich, wenn quasi der erste Verarbeitungsschritt in der Produktion den gesamten Prozess zum Stocken bringen würde. Daher sind auch Konzepte zur Erkennung bei Siebbruch extrem wichtig. Neben einer hohen Sieb­leistung und der hohen Trennschärfe spielt zudem das Hygienic Design in der Lebensmittelindustrie eine große Rolle. Dazu gehören einfach zu reinigende Oberflächen; aber auch ein schneller Wechsel des Siebkorbs ohne Hilfsmittel zur Reinigung trägt zu einem reibungslosen und sicheren Prozess bei.

Die Lebensmittelbranche ist somit die Branche, in der Siebmaschinen hauptsächlich zum Einsatz kommen?

Richtig. Das Haupteinsatzgebiet findet sich in der Lebensmittelindustrie, etwa vor der Lagerung und Dosierung von unterschiedlichsten Mehlen, aber auch bei der Verarbeitung von Tee, Dextrose, Kakao, Stärke, Milch- oder Eipulver. Was vermutlich weniger bekannt ist: In der Kunststoffindustrie, etwa bei der Verarbeitung von PVC-Pulvern oder Kreide, kommt unsere Rotationssiebmaschine seit vielen Jahren ebenfalls zum Einsatz, hier spielt sie in der Qualitätssicherung eine große Rolle.

Die Rotationssiebmaschinen RS 3 beziehungsweise RS 7 von Zeppelin sind seit vielen Jahren erfolgreich im Einsatz. Für welche Aufgaben eignen sich die beiden Maschinen besonders?

Die Siebmaschine kommt für den Schutz und die Kontrolle von Schüttgütern zum Einsatz, bevor diese weiterverarbeitet werden. Sie können nach Silos, Einschüttstationen und Behältern eingesetzt werden, aber auch als Inline-Siebmaschine innerhalb einer pneumatischen Förderung. Die Auflockerung von Agglomeraten ist ein weiteres Aufgabengebiet.

Die Siebmaschine RS 7 von Zeppelin wurde nun überarbeitet. Warum?

Ein Schwerpunkt lag auf Hygieneaspekten. Schon auf den ersten Blick fallen das neu gestaltete Gehäuse und Gestell auf. Aufgrund der Abrundungen gibt es kaum Möglichkeiten zur Staubablagerung und wenn doch, sind diese leicht zu entfernen. Auch die Werkstoffe haben sich geändert.

Welches sind die wichtigsten Änderungen?

Wir konnten auf die äußeren Verstärkungsrippen am Feinguttrichter verzichten und führen den Tragrahmen mit einem Rundrohr statt der bisherigen viereckigen Variante aus. Zudem wird unsere neue Generation der Siebmaschinen nur noch mit Edelstahl-Einlaufgehäuse geliefert. Das ist wichtig für die Food-Industrie, da dort auf Aluminium wegen der vermuteten Gesundheitsgefahren inzwischen weitestgehend verzichtet wird. Weiter wurde der Tragrahmen so optimiert, dass ein direkter Anschluss der Zellenradschleuse an den Feingutaustrag möglich ist. Die Siebmaschine kann jetzt auch mit einem durchsichtigen Grobgutbehälter mit Schnellverschlüssen geliefert werden. Dieser sorgt für die staubfreie Abführung von Grobgut, was weiter zur Sauberkeit am Arbeitsplatz beiträgt.

Was ist auf Anwenderseite die größte Herausforderung bei dem Einsatz einer Siebmaschine?

Ein Bruch des Siebgewebes (im Falle von Kunststoffsieben) wird von vielen Anwendern gefürchtet, da unter Umständen ganze Chargen verdorben oder zumindest noch einmal aufwändig gesiebt werden müssen. Je nach Produkt und Siebleistung kann der Verschleiß am Siebgewebe geringer oder höher sein.

Wie unterstützt Zeppelin Systems hier den Anwender?

Zeppelin Systems bietet zahlreiche Möglichkeiten, um potenzielle Bruch-Gefahren zu minimieren. Bei einem Kunststoffsieb beispielsweise lässt sich ein Bruch leicht detektieren und betroffene Chargen könnten identifiziert und frühzeitig ausgeschleust werden. Im Übrigen lässt sich ein Polymersieb gegen eines aus Edelstahl selbst bei älteren Modellen einer Siebmaschine leicht austauschen. Um einen Siebbruch bei Polymersieben zu erkennen, lassen sich die Siebmaschinen von Zeppelin Systems mit einer automatischen Siebkorbüberwachung (Screen-D-Tect) ausstatten. Hier wird leitfähiges Siebgewebe im laufenden Betrieb über den elektrischen Widerstand des Siebkorbs überwacht. Bei einem Siebbruch verändert sich dieser abrupt. Dadurch kann das Produkt sofort gesperrt werden. Zusätzlich bietet Zeppelin Systems ein neues, blau gefärbtes Siebgewebe an, mit dem Bruchstücke im Siebgut sofort entdeckt werden. Dies sorgt für erhöhte Betriebs- und Produktsicherheit.

Wie garantieren Sie, dass die Siebmaschine auch wirklich alle Fremdkörper aus dem Schüttgut, beispielsweise Mehl, erfasst?

In unserem Technikum in Rödermark haben wir diesbezüglich sehr aufwändige Untersuchungen vorgenommen. In einem dieser Tests ging es unter anderem darum, ob sich unsere Schutzsiebungen auch für Halal- oder koschere Produkte eignen. Bei Mehlen kann zum Beispiel nie ganz ausgeschlossen werden, dass sich nicht doch ein Insekt oder Insekteneier im Mehl befinden. Durch die mechanische Beanspruchung könnten diese eventuell zerkleinert werden, sodass sich am Ende tatsächlich doch tierische Anteile im Schüttgut finden könnten – was wir natürlich vermeiden möchten. Daher haben wir verschiedene Chargen, bei denen Fremdmaterial unter das Siebgut gemischt wurde, untersucht – hier waren Haare, Plastik, Steine und eben auch Mehlkäfer in unterschiedlichen Formen und Größen dabei. Anschließend wurde das gesiebte Mehl noch einmal von Hand untersucht. Das Ergebnis war eindeutig: Beigemischte Fremdobjekte wurden durch die Rotationssiebmaschine 
herausgesiebt.

Bildergalerie

  • Prototyp der Zeppelin Rotationssiebmaschine RS 7

    Prototyp der Zeppelin Rotationssiebmaschine RS 7

    Bild: Zeppelin Systems

  • Beispielhafte Darstellung mit Siebkorbabblasung, Doppelklappe und durchsichtigem Grobgutbehälter mit Füllstandsmelder

    Beispielhafte Darstellung mit Siebkorbabblasung, Doppelklappe und durchsichtigem Grobgutbehälter mit Füllstandsmelder

    Bild: Zeppelin Systems

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