Autonomere Prozesse Schnelle Datennetze für intralogistische Zukunftsszenarien

Still errichtet an der Hamburger Unternehmenszentrale ein eigenes 5G-Netzwerk für intralogistische Zukunftsszenarien.

Bild: Still
18.03.2022

Schon heute begegnen uns weitgehend autonome Transportfahrzeuge in Produktionshallen und Lagerhäusern. Ihre Fähigkeiten fallen aber gegenüber denen der Menschen nach wie vor zurück, da viele Prozesse noch angelernt werden müssen und nicht in jeder Hinsicht intelligent sind. Diese Lücke könnt mit noch intelligenteren FTS gefüllt werden.

Bei vielen Anbietern existiert das Bestreben ihre Fahrzeuge noch intelligenter zu machen. Diese erweiterte Vision von autonom fahrenden Transportfahrzeugen lässt sich jedoch nur mit sehr leistungsstarken Mobilfunknetzen realisieren, um große Datenmengen sicher, zeitnah und effizient zu bewegen.

Der Hamburger Intralogistikspezialist Still, der sich sehr intensiv mit der Entwicklung innovativer Logistik- und Produktionslösungen beschäftigt, hat aus diesem Grunde jetzt ein eigenes 5G-SA-Campusnetz in seiner Unternehmenszentrale in Hamburg installiert.

„Damit unterstreichen wir einmal mehr unsere Innovationsbereitschaft, da 5G in der Industrie noch nicht weit verbreitet ist. Dieses 5G-Netz wird uns einerseits dabei helfen, autonom ablaufende Logistikprozesse für unsere Kunden auf eine neue Ebene zu heben. Dafür beteiligen wir uns bereits seit vielen Jahren an zahlreichen internationalen Forschungsvorhaben, die sich mit der Idee einer Industrie 4.0 beschäftigen“, beschreibt Ansgar Bergmann, Still-Spezialist für die Bereiche Data und Vernetzung, die wichtigsten Gründe für die Installation des unternehmenseigenen 5G-Netzwerks.

„Auf der anderen Seite werden wir mit der superschnellen Datenübertragungstechnik unsere Produktion optimieren. Künftig können im Sinne der Smart Factory kabellose Produktionsroboter und Menschen durch die schnelle, drahtlose Kommunikation reibungslos zusammenarbeiten“,

5G bietet diverse technologische Ansätze

Besonders interessant an 5G sind laut Ansgar Bergmann die Aspekte Performance und Verlässlichkeit, da es sich um ein für den Anwender lizensiertes Frequenzspektrum handelt.

„Dies ist beispielsweise im Bereich der Indoor-Logistik bei der Einbindung von fahrerlosen Transportsystemen interessant. Der Operator wird dadurch besser unterstützt, als es bisher mit WLAN möglich war. Ganze AGV-Flotten können so in Echtzeit koordiniert und die Steuerungs- und Routendaten in einer Edge Cloud des Unternehmens verwaltet werden“, so der Experte. Weitere Einsatzmöglichkeiten lägen in den Bereichen der Robotik, der Kollaboration zwischen Maschine und Mensch sowie bei bildgebenden Verfahren zur Umgebungserkennung.

Zahlreiche neue Szenarien denkbar

Auch die Industrie-4.0-Ansätze erhalten durch die 5G-Technologie einen deutlich spürbaren Aufschwung. So wird der Schritt vom klassischen hin zum vollautomatisierten System optimiert, denn Industrie 4.0 basiert vor allem auf datentechnischen Prozessen, und genau diese werden durch 5G gestützt.

Alle Systeme und Produkte in Richtung Automatisierung, Prozesstransparenz, Pay per Use, prädiktive Wartung oder Beratung werden durch 5G weiter vorangetrieben.

Forschungsprojekte für zukünftige Logistikprozesse

Neue Visionen zum maschinellen Lernen, für die dieser Datentransfer-Boost zielführend ist, will Still schon bald in reale Technologie umsetzen. Dafür beteiligt sich das Hamburger Unternehmen an zahlreichen internationalen Forschungsvorhaben, etwa dem ARIBIC-Projekt. Dabei sollen Daten, welche fahrerlose Transportfahrzeuge (FTF) während ihrer Fahrten durch das Lager über ihre Sensoren und Kameras sammeln, besser genutzt werden.

Beispielsweise entsteht so ein digitaler Zwilling der Umgebung, der relevante Informationen in Echtzeit verarbeitet. „Bei diesen Prozessen fallen enorme Datenmengen an, die mit einer sehr hohen Geschwindigkeit übertragen werden müssen. Ohne unser neues 5G-Datennetz sind einige Ansätze gar nicht möglich. Die bisherigen Technologien sind in der Regel recht störanfällig, was unsere Arbeit erschwert“, sagt Ansgar Bergmann.

Neues Leitprojekt CampusOS

Erst vor wenigen Wochen, zu Beginn des Jahres 2022, startete das Leuchtturmprojekt CampusOS, das vom Bundeswirtschaftsministerium in den kommenden drei Jahren mit 18,1 Millionen Euro gefördert wird. Ziel ist der Aufbau eines modularen Ökosystems für offene 5G-Campusnetze auf Basis offener Funktechnologien und interoperabler Netzkomponenten.

Dies soll dazu beitragen, die digitale Souveränität der deutschen Unternehmen zu stärken. Dafür werden verschiedene Szenarien bei industriellen Projektpartnern im regulären Betrieb evaluiert. Mit dabei ist natürlich Still. Bei dem Hamburger Technologieunternehmen werden die latenzarme und resiliente Steuerung von Fahrzeugen sowie die Übertragung von Videos mit einer sehr hohen Datenrate überprüft und bewertet.

Bergmann: „Damit erhält unser neues 5G-Netzwerk seine erste Bewährungsprobe und wird mit anderen Lösungen gebenchmarkt. Ich bin aber ganz sicher, dass unser System diese Aufgabe mit Bravour meistern wird. Zusätzlich kann Still damit seine Beraterfunktion für Kunden in diesem Technologiebereich ausbauen.“

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