Robotics Roboter für Alle

Nach seinem Diplom in Medieninformatik an der TU Dresden, begann Christian Piechnick seine Doktorarbeit im Bereich Software Engineering. Neben seinen Aufgaben bei Wandelbots ist Piechnick zudem Vorsitzender des Beirats des Smart Systems Hub Dresden und war Mitgründer von Ubiance, einer Softwarefirma mit Fokus auf der Mensch-Maschine-Interaktion. Piechnick wurde 2020 als Newcomer des Jahres vom Bundesverband Deutsche Start-ups ausgezeichnet.

Bild: Wandelbots
16.11.2020

„No-Code“-Robotics: Wir stehen an der Schwelle einer grundlegenden Veränderung in der Automationsbranche. Betrachtet man die Software moderner Roboter sieht man, dass viele Jahre große Innovationen ausgeblieben sind. So sind nicht nur kleine Betriebe abgehangen, auch Großkonzerne stoßen mit der zunehmenden Anforderung an Flexibilität in der Fertigung an Grenzen. Das ändert Wandelbots.

Christian Piechnick ist mit diesem Beitrag im A&D-Kompendium 2020 als einer von 100 Machern der Automation vertreten. Alle Beiträge des A&D-Kompendiums finden Sie in unserer Rubrik Menschen .

Roboter sind eine der Schlüsselkomponenten jeder modernen Produktion. Neben der Automobilbranche findet man sie vor allem in der Elektronik-, Metall- oder Plastikindustrie. Jedoch werden Roboter heute vornehmlich dort eingesetzt, wo wir lang laufende Serienproduktionen vorfinden. Die meisten KMUs haben immer noch keinen Zugang zur Robotik.

Die Einführung von Handführung, neuen Steuerungsmöglichkeiten wie zum Beispiel der 6D-Maus, oder grafische Programmiersprachen haben nicht dazu geführt, dass Roboter einfacher eingesetzt werden können. Roboter müssen heute von gut ausgebildeten Experten programmiert werden. Dies führt zu langen Projektlaufzeiten, hohen Kosten und einer zu geringen Flexibilität. So fallen circa 75 Prozent der Gesamtkosten über die Lebenszeit für die Anwendungsentwicklung an. Gleichzeitig bewegen wir uns mit großen Schritten auf das Zeitalter der „Mass Individualization“ zu – mit kurzen Produktzyklen, hochgradig individuellen Produkten und schnellen Reaktionszeiten.

Probleme, die es zu lösen gilt

In der Robotik hat sich die Programmierung seit der Einführung von VAL im Jahr 1979 nicht mehr grundlegend verändert. Wenn wir Roboter in Zukunft allen Menschen in Betrieben zugänglich machen wollen, müssen wir drei grundlegende Probleme lösen:

  • Komplexität der Nutzung

  • Heterogenität der Plattformen

  • Fehlende Konnektivität

Wandelbots entwickelt eine Technologie, die es jedem Menschen ermöglicht, beliebige Industrieroboter in Applikationen zu bringen – unabhängig vom technischen Hintergrund. Das Grundprinzip basiert auf dem beispielhaften Vorführen von Aufgaben durch den Menschen. Das erste Pro­dukt – der TracePen – erlaubt es Applikationen, wie zum Beispiel Schweißen, Kleben und Lackieren, zu demonstrieren.

Software vereinfacht komplexe Applikationen

Die Software zeichnet die dabei anfallenden Daten auf und ist durch den Einsatz künstlicher Intelligenz in der Lage, ein abstraktes Modell der Aufgabe zu erzeugen. Diese Aufgaben können mit einer einfach zu benutzenden iPad-App gespeichert und angepasst werden. Neben der Visualisierung und Bearbeitung der Trajektorie, kann die Prozesslogik, die Adaptivität (zum Beispiel Erkennung der Werkstückposition) als auch die Kommunikation mit externen Systemen (zum Beispiel SPS-Kommunikation) spezifiziert werden.

Anschließend ist die Software in der Lage, Code für jede beliebige Roboterplattform zu generieren, zum Beispiel Rapid-Code für ABB-Roboter oder UR-Script für Universal Robots. Der generierte Code kann auf Wunsch über unsere Softwareplattform mit unterschiedlichen (Edge-)Cloud-Lösungen kommunizieren. So integriert sich ein Roboter automatisch mit verschiedenen Managementplattformen und kann Prozessdaten in Echtzeit verfügbar machen.

Wandelbots ermöglicht es so innerhalb von wenigen Minuten, komplexe Applikationen prozessstabil und präzise umzusetzen. Durch menschliche Demonstrationen, KI-basiertes Lernen, manuelles Nachbearbeiten und die abschließend erfolgende Codegenerierung können Prozessexperten ihre Fähigkeiten ohne Programmieren auf Roboter übertragen. Dies führt uns ins Zeitalter der „No-Code“-Robotics. Im Ergebnis wird auch die Rentabilität von Robotern deutlich verbessert und damit eine große Anzahl von Anwendungsfälle möglich gemacht, die heute nicht wirtschaftlich automatisierbar sind.

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