Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) betrifft bereits jetzt deutsche Unternehmen ab 3.000 Mitarbeitenden und ab 2024 auch solche mit mindestens 1.000 Angestellten und indirekt auch deren Lieferanten. Besonders relevant ist dies für produzierende Unternehmen, die Waren im Ausland einkaufen, vor allem hinsichtlich Rohmaterialien, welche aus etwaigen risikobehafteten Regionen bezogen werden.
Das LkSG verlangt von diesen Unternehmen, Transparenz in ihre Lieferketten zu bringen und ESG-bezogene (Environmental, Social, Governance) Risiken zu identifizieren, bewerten, priorisieren und abzumildern. Diese Unternehmen müssen jährlich einen Bericht über die Erfüllung der Sorgfaltspflichten an das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) übermitteln, inklusive ergriffener Präventions- und Abhilfemaßnahmen.
Die Bafa-Prüfung dieses Reports erfolgt erstmals zum 1. Juni 2024. Aktuell sind vor allem Erstausrüster (Original Equipment Manufacturer, OEM) im Automobil-, Maschinen- und Anlagenbau betroffen, da sie Komponenten und Rohstoffe von globalen Zulieferern beziehen. Allerdings sollten auch Zulieferunternehmen sich vorbereiten, da das LkSG von den direkt betroffenen Unternehmen Maßnahmen in der Lieferkette erfordert, um die Risiken zu reduzieren.
Wissen aufbauen, Status-Quo erheben
TÜV Süd bietet zahlreiche Services, die Unternehmen gerade in der Anfangsphase dabei helfen, die Pflichten und Konsequenzen des LkSG zu verstehen. Der TÜV Süd Supply Chain Navigator ermöglicht Unternehmen, durch ein kostenfreies Self-Assessment in wenigen Minuten herauszufinden, welchen Reifegrad ihre Due Dilligence in der Lieferkette bereits erreicht hat.
Zusammen mit dem Assessment-Ergebnis zeigt der Supply Chain Navigator auf, wie die jeweilige Organisation den Reifegrad des Managementsystems in Hinblick auf die Supply Chain Due Diligence erhöhen kann und bietet eine passende Auswahl von TÜV Süd Services an, welche Organisationen bei der Weiterentwicklung unterstützen können.
Kompakte E-Learnings und vertiefende Seminare der TÜV-Süd-Akademie schaffen je nach vorhandenem Vorwissen das erforderliche Bewusstsein für die konkreten Gesetzesanforderungen. Lücken und Verbesserungspotenziale im Hinblick auf die ESG-Kriterien und LkSG-Anforderungen kann TÜV Süd mit Hilfe von Audits sowohl bei OEMs als auch bei Lieferanten aufdecken.
LkSG-Anforderungen erfüllen: Audits und Zertifizierungen
Für die nach dem LkSG berichtspflichtigen Unternehmen schafft ein Managementsystem den notwendigen Rahmen, um die vom LkSG geforderte Transparenz in die Lieferkette zu bringen und mögliche Risiken aktiv zu managen. Organisationen, die bereits ein zertifiziertes Qualitätsmanagement nach DIN EN ISO 9001 betreiben, haben damit grundsätzlich einen Risikomanagementprozess etabliert. Dieser bietet eine sehr gute Basis, um die ESG-Themen zu integrieren.
Corporate-Social-Responsibility-(CSR)-Standards, welche die soziale Verantwortung von Unternehmen dokumentieren, adressieren bereits Teilbereiche des LkSG, etwa die DIN EN ISO 45001 für den Arbeits- und Gesundheitsschutz. Und auch die nachhaltigkeitsspezifischen Zertifizierungen decken einige Forderungen des LkSG gut ab – zum einen die DIN EN ISO 14001 für Umweltmanagementsysteme und zum anderen die ISO 20400, der Standard für nachhaltige Beschaffung.
Bereits sehr weitgehend sind die Anforderungen des Lieferkettengesetzes im ZNU-Standard Nachhaltiger Wirtschaften abgebildet. Wer bereits ein ZNU-Zertifikat besitzt, hat die ESG-Anforderungen abgedeckt und sollte noch den vom LkSG eingeforderten Sorgfaltspflichten nachkommen – zum Beispiel die Grundsatzerklärung erarbeiten, die Zuständigkeit regeln und das jährliche Reporting an das Bafa sicherstellen.
Der ZNU-Standard befindet sich aktuell in Revision. Im Zuge von Stakeholder-Befragungen wird das Verhältnis zu LkSG und anderen Gesetzen und Regularien überprüft und gegebenenfalls angepasst.
Unabhängige, glaubhafte Belege bieten viele Vorteile
Lieferantenseitig helfen unabhängige Zertifizierungen, das Nachhaltigkeits-Engagement von Organisationen glaubwürdiger und nach außen sichtbar zu machen und sich damit einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen. Bei Ausschreibungen, in Neuverträgen und auch bei der Beschaffung von Finanzmitteln oder Versicherungen gewinnen unabhängige Nachhaltigkeitsnachweise zunehmend an Gewicht und es können bessere Konditionen erreicht werden.