Genehmigungsverfahren Wird Schleswig-Holstein zum Windenergie-Museum?

Techniker auf einer Gondel: Servicearbeiten auf einer Windenergieanlage.

Bild: REpower Systems AG/BWE
21.02.2016

Der Landesverband Wind-Energie schlägt Alarm: Es würden kaum noch Genehmigungen erteilt, veraltete Windkraftanlagen durch effizientere Modelle zu ersetzen.

Kein anderes Bundesland legte in den beiden vergangenen Jahren so viele Windenergieanlagen still wie Schleswig-Holstein. Trotzdem sind noch rund 450 Turbinen am Netz, die älter sind als zwanzig Jahre. Veraltete Windkraftanlagen durch effizientere Modelle zu ersetzen (Repowering), ist wirtschaftlich und energiepolitisch vielfach sinnvoll. Allerdings werden hierfür in Schleswig-Holstein derzeit kaum noch Genehmigungen erteilt, kritisiert der Landesverband Wind-Energie Schleswig-Holstein.

Nach einer aktuellen Studie der Fachagentur Windenergie an Land liegt die durchschnittliche Betriebsdauer einer schleswig-holsteinischen Windenergieanlage bei 17,5 Jahren – und damit ein knappes Jahr über dem Bundesdurchschnitt. Ein wesentlicher Grund dafür sei, dass Schleswig-Holstein zu den Pionieren der Windenergiebranche zählt. Daher stehen hier noch viele Anlagen der ersten Generation. Insofern ist der Modernisierungsbedarf besonders hoch. Und obwohl kein anderes Bundesland in den vergangenen zwei Jahren mehr Windkraftanlagen stillgelegt hat als Schleswig-Holstein, befinden sich noch 450 Turbinen am Netz, die älter als 20 Jahre sind. „Schleswig-Holstein darf nicht zum Museum der Windbranche werden“, warnt der Verbandsvorsitzende des Landesverbands, Reinhard Christiansen. Die Akzeptanz für modernisierte Windkraftanlagen sei immer dort am größten, wo bereits Windräder stehen. Somit wäre es am sinnvollsten, neue Anlagen gerade dort aufzustellen, wo alte abgebaut werden. Doch dieser Grundsatz, der in den vergangenen Jahrzehnten üblich war, habe aufgrund der neuen Regionalplanung des Landes oft keine Gültigkeit mehr.

Die Bürgerwindparks Schleswig-Holsteins mit ihren mehr als 15.000 Kommanditisten stehen dadurch vor großen Problemen. Ihre Anlagen befinden sich auf Gemeindegebiet. Das Repowering in einem anderen Landesteil kommt für sie nicht in Frage. „Wir dürfen den Bürgerwindparks das Repowering nicht so schwer machen, sondern müssen mit der Landesplanung nach Lösungen suchen, ob, wo und wann Windenergieanlagen in Zukunft repowert werden können“, so Christiansen. Und noch einen Vorteil des Repowerings sieht der Landesvorsitzende: „Wo sich früher ein Dutzend Mühlen vierzigmal in der Minute drehten, stehen heute nur noch drei oder vier – die sich mit zudem nur mit rund einem Drittel der Geschwindigkeit drehen. Das ist eine deutliche Entlastung für das Landschaftsbild.“

Der Landesverband Wind-Energie Schleswig-Holstein hat 5.000 Mitglieder, überwiegend Bürgerwindparks mit etwa 15.000 Kommanditisten. Die Branche investiert jährlich mehr als eine Milliarde Euro in Schleswig-Holstein. Die 3.435 Windkraftanlagen des Bundeslandes haben eine installierte Leistung von zirka 5,9 Gigawatt. Das entspricht der Leistung von fünf durchschnittlichen Atomkraftwerken. An der Windenergiebranche hängen in Schleswig-Holstein mehr als 9.000 direkte Arbeitsplätze und ein Gewerbesteueraufkommen von jährlich rund 60 Millionen Euro. Diese Steuern kommen zum Großteil vergleichsweise strukturschwachen Regionen zugute.

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