Großprojekte-Studie AKW teurer als Offshore-Projekte

Teurer als erwartet: Sektorübergreifende durchschnittliche Kostensteigerungen pro Projekt (in Prozent)

Bild: Hertie School of Governance
29.06.2015

Neue Studie untersucht Kostenüberschreitungen bei Großprojekten

Rund 73 teurer als geplant wird das durchschnittliche Großprojekt in Deutschland, so das Ergebnis einer Studie der Hertie School of Governance. Damit stehen Offshore-Windparks im Vergleich relativ gut da: sie sind im Durchschnitt 20 Prozent teurer als geplant.

Die Studie „Großprojekte in Deutschland – zwischen Ambition und Realität” untersuchte 170 Großprojekte, die in Deutschland seit 1960 realisiert wurden, darunter 119 abgeschlossene und 51 noch laufende Projekte. In den Bereichen öffentliche Gebäude, Verkehr, Energie, Rüstung sowie Informations- und Kommunikationstechnologie analysierte die Studie erstmals systematisch geplante und tatsächliche Kosten.

Obwohl die Verantwortlichen bei Offshore-Windparks mit einer Reihe von Pionierrisiken zu kämpfen hatten, belegt eine Fallstudie zu acht dieser Projekte deutliche Lerneffekte bei der Planung von Bau und Installation. Allerdings wurde der geplante Ausbau durch Probleme bei der regulierten Netzanbindung mit Zeitverzögerungen von durchschnittlich 13 Monaten pro Park gebremst. Für die Verbraucher bedeutete dies eine Kostensteigerung um mehr als 1 Milliarde Euro bis Ende 2014.

Schwachpunkt sei vor allem die mangelnde Koordination zwischen Übertragungsnetzbetreibern und Windparkentwicklern, zu der auch der unsichere politischen Rahmen beitrug. Zusätzliche Lerneffekte könne eine bessere Abstimmung bringen, auch mit den Nordsee-Anrainerstaaten. Mit einem Anteil von 0,3 Prozent an der gesamten Stromerzeugungskapazität war dieses Ziel im Herbst 2014 noch weit entfernt. Bis Ende 2015 wird mit einer Steigerung auf 1,5 bis 2 Prozent gerechnet.

Innerhalb des Energiesektors erlauben die von den Wissenschaftlern ausgewerteten Daten einen Vergleich zum Atomkraftwerkebau in den 1960er bis 1980er Jahren: Die sechs untersuchten Atomkraftwerke wurden mit durchschnittlich 187 Prozent fast dreimal so teuer wie veranschlagt. Lerneffekte im Zeitverlauf konnten nicht festgestellt werden. Mit einer mittlerweile vergleichsweise standardisierten Technologie und kürzeren Bau- und Installationszeiten seien die Windparks besser planbar.

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Ergebniszusammenfassung und übergreifende Studien

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