TÜV SÜD bereitet Unternehmen auf die bevorstehende Einführung der neuen Europäischen Maschinenverordnung (MVO) vor, die seit Juli 2023 und nach einer Übergangsfrist ab Januar 2027 in der EU ausschließlich gilt. Diese Verordnung wird die bestehende Maschinenrichtlinie 2006/42/EG ersetzen und wichtige Änderungen in Bezug auf die Maschinensicherheit einführen.
Die MVO wurde unmittelbar nach ihrer Verabschiedung in allen EU-Mitgliedstaaten gültig und muss 42 Monate nach ihrem Inkrafttreten verbindlich angewendet werden, die Übergangsfrist endet am 20. Januar 2027. Dies bedeutet, dass Hersteller und Betreiber in der EU sich auf umfangreiche Änderungen im Bereich der Maschinensicherheit einstellen müssen. TÜV SÜD informiert auf der SPS über die Details.
Unterstützung bei der Cybersicherheit
Insbesondere die steigende Digitalisierung und Vernetzung in der Industrie haben neue Sicherheitsrisiken hervorgebracht, die in der bisherigen Maschinenrichtlinie nicht oder nur unzureichend berücksichtigt wurden. Die MVO wird daher spezifische Anforderungen für die Cybersicherheit von Sicherheitssteuerungssystemen und konformitätsbezogener Software, die Verwendung von Künstlicher Intelligenz in Sicherheitsfunktionen sowie für autonome und ferngesteuerte Maschinen und kollaborative Roboter (Cobots) einführen.
Die MVO führt ebenso eine verpflichtende Konformitätsbewertung für sechs Produktkategorien durch eine Benannte Stelle ein. Dies betrifft speziell gelistete Maschinen und verwandte Produkte, bei denen ein besonders hohes Risiko besteht, wie beispielsweise Fahrzeughebebühnen oder selbstlernende Maschinen.
Diese Konformitätsbewertung beinhaltet auch eine Baumusterprüfung und betrifft Produkte, die in Anhang I, Teil A der Maschinenverordnung aufgeführt sind. Darüber hinaus wird der Anwendungsbereich der MVO erweitert, sodass die gesamte Lieferkette einschließlich Händler von Maschinen und Gebrauchtmaschinen konkrete Verpflichtungen im Zusammenhang mit der neuen Verordnung hat. Gleichzeitig bringt die MVO auch Erleichterungen mit sich, da sie die Digitalisierung von Montage- und Betriebsanleitungen sowie der EUKonformitätserklärung ermöglicht, was den Verwaltungsaufwand und die Kosten für Maschinenhersteller verringern soll.
„Hersteller sollten sich unbedingt bereits jetzt auf die neuen Vorschriften vorbereiten, da die Umsetzung
voraussichtlich einige Zeit in Anspruch nehmen wird. Dieser Schritt ist entscheidend, um die Einhaltung der neuen Regelungen zu gewährleisten und die Sicherheit von Maschinen und Produkten in der gesamten EU zu gewährleisten“, betont Christian Moschner, Head of Sales bei TÜV SÜD Product Service.
Funktionale Sicherheit
Mit der steigenden Digitalisierung und Automatisierung in allen Industriebereichen sind höchste Standards für die Funktionale Sicherheit von Produkten und Anlagen unerlässlich geworden. Ob es sich um „klassische“ Anlagensicherheit im Maschinenbau, um Produkte oder um die wachsende Bedrohung von Cybersecurity in der Software- und Mechatronikbranche handelt, TÜV SÜD stellt die Funktionsfähigkeit und Sicherheit von elektrischen, elektronischen oder programmierbaren elektronischen Systemen durch eine breite Palette von Prüfungen sicher, die auf branchenspezifischen Richtlinien basieren.
Dabei begleitet TÜV SÜD von der Planung und Markteinführung bis zur fachgerechten Entsorgung. Die Dienstleistungen umfassen sowohl die Prüfung selbst als auch Unterstützung bei Entwurf und Einbau, Sicherheitssoftware, Vorabnahmen und Modernisierungsberatung. Diese umfassende Prüfung steigert nicht nur die Produktqualität, sondern auch die Produktionseffizienz und Arbeitssicherheit, was Anlagenbauern und Herstellern einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil verschafft.
Cybersicherheit: Den Fortschritt sichern
„Immer mehr Angreifer richten ihr Augenmerk auf die IT-Sicherheit der Automatisierungstechnik“, erläutert Christian Moschner. „Es muss noch mehr getan werden, um sicherzustellen, dass die Prozesse funktional sicher und gleichzeitig effizient sind.“ Mithilfe von cyber-physischen Systemen (CPS) und vernetzten Komponenten können modulare Anlagen errichtet werden, die dies ermöglichen.
Die internationale Normenreihe IEC 62443 mit dem Titel "Industrial Automation and Control Systems"
bietet den Rahmen für die IT-Sicherheit von cyber-physischen Systemen in der Industrie. Hersteller, Integratoren und Dienstleister profitieren von der entsprechenden TÜV SÜD-Zertifizierung, sowohl für den Lebenszyklus der sicheren Produktentwicklung als auch für die zugehörigen Sicherheitsprogramme.
Zusätzlich zu Zertifizierungen bietet TÜV SÜD Schulungen und Workshops, Gap-Analysen, Sicherheitsrisikobewertungen und Threat Modeling sowie umfassende Tests und Produktbewertungen. Hersteller von Autonomous Mobile Robots (AMR), Fahrerlosen Transportsystemen (FTS) und elektronischen Antriebssystemen erhalten Unterstützung von Experten von der Entwicklung bis zum globalen Marktzugang. Weitere Kernthemen sind Risikobewertungen und Funktionale Sicherheit.
RED: Barrieren überwinden
Die delegierte Verordnung (EU) 2022/30 zur Ergänzung der Funkanlagenrichtlinie (RED) 2014/53/EU gilt verbindlich ab dem 1. August 2024. Ab diesem Datum müssen viele elektronische Produkte eine Konformitätsbewertung bezüglich der in der RED festgelegten grundlegenden Anforderungen der Cybersicherheit durchlaufen, bevor sie in der EU in Verkehr gebracht werden dürfen. TÜV SÜD unterstützt Hersteller von drahtlosen Geräten dabei, diesen Anforderungen gerecht zu werden.
TÜV SÜD ist in der EU als Benannte Stelle zugelassen und autorisiert, Produkte hinsichtlich ihrer Konformität mit den Anforderungen der RED zu bewerten. In den Geltungsbereich der RED fallen elektrische oder elektronische Produkte, die zur Funkkommunikation oder -ortung bestimmungsgemäß Funkwellen ausstrahlen oder empfangen. „TÜV SÜD verfügt über akkreditierte Testlabore und hochqualifizierte Experten, die mit den regulatorischen Anforderungen bestens vertraut sind. So sind wir ideal aufgestellt, um Kunden auf der ganzen Welt zu unterstützen“, erklärt Christian Moschner.
Die SPS ist die Leitmesse der Automatisierungsbranche. Sie bildet das komplette Spektrum der smarten und digitalen Automation ab – vom einfachen Sensor bis hin zu intelligenten Lösungen, vom heute Machbaren bis hin zur Vision einer umfassend digitalisierten Industriewelt. Unter dem Motto „Bringing Automation to Life“ ist sie Ideengeber und Innovationsplattform für industrielle Kommunikation, Sensorik und Steuerungstechnik.