Hohe Steifigkeit, geringe Ausdehnung, niedrige Wärmeleitfähigkeit – mit diesen Materialeigenschaften weiß Granit die Kunden des Maschinenbettherstellers und Sondermaschinenbauers Reitz Natursteintechnik zu überzeugen. Als Werkstoff für Maschinenbetten ist Granit eine zunehmend beliebte Alternative zu Stahl und Gusseisen. 2016 liefen bei Reitz bereits 15.000 t Granit durch die Fertigung. Mit modernster CNC-Technik werden die ankommenden Monolithen zugeschnitten und anschließend mit Toleranzen von weniger als 15 µm geschliffen – ein Menschenhaar ist dreimal so dick. Anschließend werden die Löcher für die Montage gebohrt und mit Gewindebuchsen bestückt.
Robuste Lineartechnik
In den Werkshallen von Reitz ist alles ein wenig größer als anderswo: Neben einer Blocksäge mit einem Blattdurchmesser von 3 m arbeitet eine Schleifmaschine, deren Tisch 12 m lang und 4 m breit ist. Alle Führungen in den Maschinen sind ständig Feinstaub, Wasser und Erschütterungen ausgesetzt und müssen dennoch präzise arbeiten. Um auch unter diesen Extrembedingungen höchste Zuverlässigkeit und Genauigkeit zu gewährleisten, entschied sich das Unternehmen vor mehr als zehn Jahren für die robuste Lineartechnik von Bosch Rexroth.
Ausschlaggebend für die Zusammenarbeit waren nicht nur die Größe und Qualität der Rollen- und Kugelschienenführungen mit High-Precision-Technologie (RSHP und BSHP), sondern auch die Liefertreue und der Service. „Als wir 2006 die Entwicklung und den Vertrieb kompletter Maschinenbaulösungen einleiteten, suchten wir nach einem verlässlichen Partner, der uns auch kurzfristig beliefern kann“, erinnert sich der Firmeninhaber Egbert Reitz. „Bei Bosch Rexroth fanden wir darüber hinaus ein hohes Beratungs- und Engineering-Know-how, das unseren Konstrukteuren die Arbeit erleichtert. Dazu zählen nicht zuletzt moderne Engineering-Tools wie der Linear Motion Designer oder der Online-Konfigurator für Führungswagen, die uns rund um die Uhr zur Verfügung stehen und über die wir sofort die 3D-Daten für unsere CAD-Umgebung herunterladen können.“
Vollautomatische Bearbeitung
Im Rahmen seines neuen Service-Portfolios bietet Reitz auch Vormontagen von Granit-Maschinenbetten mit großen Stückzahlen an. Um reproduzierbare Ebenheitstoleranzen sicherzustellen, wurde 2008 ein 750 m2 großer, vollklimatisierter Feinmessraum der Güte 0 in Betrieb genommen, in dem Mitarbeiter die Werkstücke bis auf den Mikrometer genau manuell läppen und mit Lineartechnik bestücken. Hier entstanden unter anderem im Auftrag von Schmoll Maschinen rund 900 Granitgrundkörper für Leiterplattenbohrmaschinen in der Smartphone-Fertigung, welche mit hochpräzisen BSHP-Kugelschienenführungen versehen wurden. Um das Auftragsvolumen weiter zu steigern, erhöhte Reitz 2015 den Automatisierungsgrad seiner Fertigung mit Hilfe eines selbst konstruierten, vollautomatischen Schleifzentrums. Das CAM-gesteuerte Bearbeitungszentrum mit Werkzeugwechsler und Handling-Einheit ist 32 m lang, 10,5 m breit und 15 m hoch. Dank dieser Neuentwicklung kann Reitz nun auch über das Wochenende bis zu 17 Blöcke ohne Bediener schleifen und bohren.
Hochpräzise Führung
Der fünfachsige CNC-Vollautomat wiegt einschließlich seines auf 20 °C temperierten Granitfundaments 1.800 t und bietet einen Arbeitsbereich von 27 x 5,8 x 2,5 m. Alles in allem beinhaltet die Konstruktion mehr als 200 m Profilschienenführungen, die sich jeweils aus Standardkomponenten von bis zu 6 m Länge zusammensetzen. Diese wurden im Schweinfurter Werk von Bosch Rexroth exakt gestoßen und einbaufertig in derselben hohen Qualität wie die Standardgrößen ausgeliefert. In X-Richtung verfährt eine 150 t schwere Granitbrücke auf insgesamt vier RSHP-Rollenschienenführungen der Größe 65, die auf 3,5 m hohen und 32 m langen Stützen aus Granit und Beton montiert sind. Die Brücke stellt die Y-Achse der Maschine dar. Eine darin gelagerte Arbeitsspindel verfährt auf vier RSHP-Rollenschienenführungen der Größe 55, die eine dynamische Tragzahl von 174.000 N je Führungswagen aufweisen. Die Positionierung der Z-Achse schließlich erfolgt entlang vier weiterer Führungen der Größe 55.
Die regelmäßigen Erschütterungen, die unweigerlich mit dem Be- und Entladen der massigen Werkstücke einhergehen, dürfen die Fertigungsqualität in keiner Weise beeinflussen. Um die geforderte Oberflächengüte sicherzustellen, macht sich Reitz eine besondere Eigenschaft der Rollen- und Kugelschienenführungen von Bosch Rexroth zunutze.
Der speziell entwickelte Wälzkörperein- und -auslauf des Führungswagens verteilt die Last exakt entlang einer harmonischen Biegelinie, so dass keine Pulsation auftritt und optimale Bearbeitungsergebnisse erzielt werden. Einen weiteren wichtigen Baustein bildet das modulare Dichtungskonzept der Führungswagen: Die doppellippige stirnseitige Abdichtung vermeidet Frühausfälle durch Lagerverschmutzung und sorgt für Zuverlässigkeit trotz widriger Umgebungsbedingungen.
Alles aus einer Hand
Durch die Partnerschaft mit Bosch Rexroth steht Reitz neben Lineartechnikkomponenten und -systemen auch ein perfekt darauf abgestimmtes Antriebs-, Steuerungs- und Hydraulikportfolio zur Verfügung. Dadurch lassen sich die Ansprechpartner für das Engineering reduzieren. So bestellte das Unternehmen ergänzend zur Lineartechnik für sein Bearbeitungszentrum auch die Kugelgewindetriebe für die Z-Achse, die Hydraulik für den Werkzeugwechsler sowie den kompletten Spindelantrieb mit drehmomentstarkem Motor bei Bosch Rexroth.
„Die jahrelange Partnerschaft besteht nicht ohne Grund“, resümiert Egbert Reitz. „Neben der Verfügbarkeit der eigenen Produktion stellen wir als Full-Service-Anbieter damit auch die geforderte hohe Qualität und Lieferfähigkeit sicher. Unsere Kunden profitieren von einer schnellen Time-to-Market, internationalem Service und höchster Präzision für ihre spezifischen Bearbeitungsaufgaben.“