Energy 2.0: Der Photovoltaik-Zubau ist in diesem und dem vergangenem Jahr deutlich zurückgegangen. Lohnt es sich denn überhaupt noch in Photovoltaik zu investieren?
Eva Belletti: Natürlich, der erste Boom ist zwar vorbei. Das heißt aber nicht, dass Photovoltaik nicht mehr interessant oder nachhaltig ist. Gerade kleinere Anlagen und Dachprojekte werden nun attraktiv. Da sehen wir die Zukunft. Jetzt ist eine gute Zeit für Investitionen, da die Banken Photovoltaik-Projekte finanzieren wollen. Nach dem ersten Boom kennen sie sich darin nun besser aus. Das Interesse ist vorhanden und man bekommt gerade niedrige Zinsen. Außerdem gibt es die über 20 Jahre garantierte Einspeisevergütung vom Staat. Für Risikoinvestoren, die auf schnelle und hohe Gewinne aus sind, ist das natürlich nichts. Aber für Investoren, die Sicherheit suchen und langfristige Gewinne erwirtschaften wollen, stellt die Photovoltaik eine sichere Basis dar. Denn die Technik ist weit entwickelt und sicherer als bei anderen neuen, regenerativen Energien. Die sind vielleicht vielversprechend, haben aber noch nicht diese Nachhaltigkeit.
Es klingt eher abschreckend, dass nur rund ein Viertel aller Projekte der ersten Ausschreibungsrunden bislang umgesetzt wurden. Woran liegt das?
Bei Freiflächenanlagen muss man sich sehr auf den Ausschreibungsprozess konzentrieren und äußerst kostenbewusst planen. Viele Projekte sind noch nicht umgesetzt, da die Modulkosten noch zu hoch waren. Jetzt wird es interessanter, da die Kosten auch wegen der Tendenz aus China sinken. Projektierer wollen natürlich so lange wie möglich warten, um von niedrigen Preisen zu profitieren. Ich bin sicher, dass 2017 mehr Projekte umgesetzt werden. Jetzt muss man aber schnell handeln. Meiner Meinung nach haben wir bald den Tiefpunkt für Modulpreise erreicht, dann wird eine zweite Photovoltaik-Welle kommen und die Modulkosten werden wieder nach oben gehen.
Wo sehen Sie weitere Vorteile etwa für Stadtwerke und Energieversorger?
Gerade für Stadtwerke als mittlere Investoren eignet sich Photovoltaik gut. Der Energiemarkt hat sich schnell verändert, und er ist immer noch im Umbruch. Sie dürfen den Anschluss nicht verlieren und müssen ihre Modelle anpassen. Konventionelle Energien alleine reichen nicht mehr, die Verbraucher sind sehr kritisch geworden, wo der Strom herkommt. Um für die Zukunft gerüstet zu sein, brauchen Stadtwerke eine sichere Basis bei den Erneuerbaren. Investitionen in Solarprojekte sind insofern sinnvoll, weil die Projektierungszeitläufe dort eher kurz sind. Das heißt, man kann sie, im Gegensatz zu Windprojekten, schnell drehen. Auch die Akzeptanz von Photovoltaik ist in der Bevölkerung höher. Ist ein Projekt einmal realisiert, besteht kaum Gefahr, dass im Nachhinein noch ein Risikofaktor auftritt. Bei bestehenden Windprojekten kommt es ja immer wieder zu Problemen mit Anwohnern, und Anlagen müssen abgeregelt werden.
Welche Geschäftsmodelle eignen sich im Zusammenhang mit einer sicheren Finanzierung?
Als Alternativ-Geschäftsmodell finde ich die Direktvermarktung interessant. Die ist in Deutschland bisher keine Realität und es wird sicher noch viel in diesem Bereich passieren. Die Stadtwerke befinden sich in einer sehr guten Position, sie kennen den Markt besser als andere Investoren. Problematisch sind aber die Gebühren für die Nutzung der Trassen, dafür muss man eine bundesweite politische Lösung finden. Stadtwerke sollten deshalb mehr Druck ausüben, denn der Trassenausbau bietet über ein größeres Netz auch mehr Möglichkeiten. Ein anderes vielversprechendes Geschäftsmodell ist der Mieterstrom. Das steckt zwar noch in den Kinderschuhen, hat aber Potenzial und kann ein attraktiver Baustein zur Finanzierung sein.
Viele Investoren scheuen sich wegen einer fehlenden Planungssicherheit. Wie schätzen Sie das ein?
Die Einspeisevergütung ist gesunken und sie wird auch weiter sinken. Das ist ein natürlicher Prozess. Dennoch wird es wahrscheinlich keine große Gesetzesänderung zu einer Abschaffung geben, das wäre schwierig. Man möchte diese Sicherheit bis zum Letzten beibehalten. Es ist auch nicht vorstellbar, dass Deutschland nicht zahlen kann, wie es in Spanien passiert ist. Insofern besteht schon Planungssicherheit. Um sich eine sichere Rendite aufzubauen, sollte man aber gut darauf achten, wie man ein Projekt entwickelt und wer das übernimmt. Wir haben unseren Fokus auf kleinere Projekte und Dachanlagen gelegt und sind Spezialisten für Komponenten und Anlagenbau. In der Projektentwicklung haben wir weltweite Erfahrung und beraten auch, wie eine gute Rendite erzielt werden kann. Bei Bedarf steuern wir zudem die Prozesse.
Wo liegen Fallstricke und was sollte man bei der Planung beachten?
Generell gilt, dass Energieversorger sich erst eine sichere Grundlage an Photovoltaik-Projekten aufbauen müssen. Wenn die steht, können auch risikoreichere Vorhaben umgesetzt werden. Am besten ist es, wenn man alles von Anfang an selbst kontrolliert und plant. Denn bei Projektkäufen habe ich oft erlebt, dass noch monatelange Nachverhandlungen geführt werden mussten. Wir beraten auch, wie man Pachtverträge rechtlich richtig regelt und absichert. Es kam etwa vor, dass die Verträge einfach aus dem Internet heruntergeladen wurden und die Klauseln nicht passten, was nicht nur die Finanzierung in Gefahr bringt. Ein Projekt nachträglich ändern zu müssen, weil es ungenügend geplant wurde, kann sehr teuer werden. Wenn man dann auch noch bedenkt, dass der Modul-Preis fast 50 Prozent der Kosten eines Photovoltaik-Projektes ausmacht, muss hierauf eindeutig ein Fokus liegen. Man muss nicht nur die Baukosten gut einschätzen, sondern auch die Modulzusammenstellung und die Qualität der Produkte. Davon hängen spätere Reparatur- und Wartungskosten ab. Da ist es sinnvoll, anfangs an der richtigen Stelle mehr Geld auszugeben, als hinterher für kaputte Komponenten und Ausfälle draufzahlen zu müssen.