Neueste Forschungen zeigen, dass die Interaktionen von Tieren untereinander, oft auch als Schwarmintelligenz bezeichnet, die Grundlage für unglaubliche Sinnesleistungen sind. Beispiele dafür sind die Vorwarnung vor Naturkatastrophen oder das Auffinden der Schwärme von Wanderheuschrecken durch Störche in den Wüsten Afrikas, wie Professor Martin Wikelski, Direktor des Max-Planck-Instituts für Ornithologie in Radolfzell und Leiter des ICARUS-Projekts, die neuen Möglichkeiten aufzählt.
Aal sendet Messdaten an ISS
Aber auch weitere Einsätze sind geplant. Laut Wikelski sollen Fledermäuse in Afrika Wirte des Ebola-Virus finden. Aale, deren Wanderbewegungen noch sehr unbekannt sind, schwimmen mit einem ICARUS-Popup-Tag auf dem Rücken und messen Temperatur, Strömung und Salzgehalt der Ozeane auch in großen Tiefen. Nach einer vorbestimmten Zeit löst sich der Tag vom Aal, schwimmt an die Meeresoberfläche und sendet die über die Zeit gespeicherten Verhaltensdaten zur ISS. Gleichzeitig fungiert der Tag auch als Messboje für Oberflächenströmungen, Temperatur und Salinität der Meere. ICARUS-Tags werden in Zukunft auch für den Schutz der Fischbestände eingesetzt werden, etwa von Thunfischen und Lachsen. Geplant ist es außerdem die Tags weltweit auf frisch geschlüpfte Meeresschildkröten aufgeklebt, um die unbekannten Wanderjahre der jungen Schildkröten zu verstehen. Säugetiere wie Bären, Tiger, Zebras, Nashörner oder Elefanten können den Tag als kleine Ohrmarke ein ganzes Leben lang fast unbemerkt tragen; hier steht der Tierschutz im Vordergrund.
Die global gesammelten Daten erlauben laut Professor Wikelski sowohl Rückschlüsse auf Krankheitsausbreitungen (Zoonosen), als auch Erkenntnisse zum Klimawandel und zur Katastrophenvorhersage. Der Tiersender
soll übrigens weniger als 5 Gramm wiegen, eine Solarzelle aufweisen und eine große Anzahl an Sensoren für GPS, Magnetfeld, Beschleunigung, Temperatur, Feuchte, Druck und elektrische Leitfähigkeit für Salzgehaltmessungen besitzen.
Mit ICARUS hat das erste satellitengestützte IoT-System Gestalt angenommen. Die Technologie eröffnet neue Wege für die Fernüberwachung von Sensoren in entlegenen Gebieten. Der Empfangsbereich der ICARUS-Bord-
antennen überstreicht in 24 Stunden mehr als 90 Prozent der Erdoberfläche zwischen dem 58. nördlichen und südlichen Breitengrad. Die Umsetzung des Funkkonzepts, die Implementierung der Firmware des Onboard-Computers sowie die Entwicklung der Tiersender liegt in den Händen der Dresdner Rohde-&-Schwarz-Tochter Inradios. Wer selbst das Verhalten von Tieren beobachten möchte, kann sich die kostenlose App Animal Tracker des Max-Planck-Instituts bei Apple und Google herunterladen.