Ein rotes Lichtzeichen auf der sechs Meter langen Rückprojektionswand, gepaart mit einem schrägen akustischen Signal des Telefons auf dem Schreibtisch signalisiert Thomas Dötsch, dass das Stromnetz aus dem Gleichgewicht gerät. 7.000 Kilometer Stromleitung verantwortet er gemeinsam mit seinen Kollegen in der Netzleitstelle der Energienetze Mittelrhein (ENM). Ein „Hertzstillstand“ im Netz wäre auch für den routinierten Netzexperten eine Herausforderung. Seit dem Zeitalter der Energiewende hört Thomas Dötsch das Signal schon häufiger. „Nie wirklich bedrohlich für die Versorgungssicherheit“, wie er sagt. Aber seitdem Photovoltaikanlagen auf Privatdächern und Blockheizkraftwerke in Industriebetrieben fester Bestandteil der deutschen Energieversorgung sind, gibt es für ihn und seine Kollegen deutlich mehr zu tun. Nun erhalten sie Unterstützung: einen „Hertz-Schrittmacher“, damit das Stromnetz leichter im Takt bleibt.
Als ausgleichendes Instrument integrierte die ENM Mitte Januar einen regelbaren Ortsnetztransformator in ihrem Stromnetz – kurz Ront. Gemeinsam mit Siemens geht die ENM damit einen wichtigen Schritt für eine zukunftsfähige Energieversorgung in der Region. Ein Ront funktioniert im Grunde wie jeder einfache Transformator, ist dabei aber intelligent. Er kann selbstständig ausgleichende Maßnahmen zur Netzstabilität ergreifen. Denn mit der Energiewende steigen diesbezüglich auch die Anforderungen an den Netzbetreiber, wie Andreas Hoffknecht, Geschäftsführer der Energienetze Mittelrhein, erklärt: „Inzwischen speisen immer mehr kleine Anlagen dezentral und im gesamten Stromnetz verteilt vor Ort gewonnene Energie ein. Wenn beispielsweise der Nachbar mit seiner Photovoltaikanlage auf dem Dach einspeist, dann steigt die Spannung im Ortsnetz an. Abhängig von der Stärke und Dauer der Sonneneinstrahlung können so schnell Spannungsschwankungen innerhalb kurzer Zeit auftreten.“ Genau diese müssen Netzbetreiber verhindern und bauen daher vor der Inbetriebnahme der Erzeugungsanlagen die Infrastruktur immer bedarfsgerecht aus, damit die sichere Stromversorgung zu jeder Zeit gegeben ist. „Das Stromnetz kann man sich dabei vereinfacht wie eine Balkenwaage vorstellen, bei der Erzeugung und Verbrauch immer austariert werden müssen, um keine Spannungsschwankungen oder gar Ausfälle zu verursachen“, so der Geschäftsführer. Mit dem Einsatz eines regelbaren Ortsnetztransformator erweitert nun die EVM-Gruppe die technischen Möglichkeiten zur Gestaltung der Energiewende in der Region.