Interview über Repowering von Windkraftanlagen Frischer Wind für Windkraftanlagen

Wenn es darum geht die Erneuerbaren voranzutreiben, dann ist der Ausbau neuer Anlagen oft im Fokus. Es geht aber auch anders. Beispielsweise kann durch Repowering einer alten Windanlage neues Leben eingehaucht werden.

Bild: iStock, tjsgmldi1 / Imazins
01.09.2023

Mit Repowering lassen sich alte Windparks zu neuem Leben erwecken. Denn neue Windanlagen bringen deutlich mehr Leistung und helfen, die ambitionierten Ausbauziele für Onshore-Windenergie in Deutschland zu erreichen. Im Interview mit Energy 4.0 erläutert Jens Edler-Krupp von RWE das Potenzial von Repowering.

Welche Bedeutung hat Repowering für die Energiewende?

Lassen Sie uns zunächst einen Blick auf die Zielsetzungen der Bundesregierung zum Ausbau der Windenergie werfen: Bis 2030 sollen mindestens 80 Prozent des Stroms hierzulande aus Erneuerbaren Energiequellen kommen. Das können wir schaffen, wenn wir den Erneuerbaren-Ausbau intensiv vorantreiben und die bestehenden Windparks an Land leistungsfähiger machen. Aus Alt mach Neu – das nennen wir Repowering. Wir als RWE, eines der weltweit führenden Unternehmen im Bereich der Erneuerbaren Energien, sehen großes Potential im Repowering. Und die Vorteile liegen auf der Hand: Durch moderne Turbinen erhöhen wir die Stromproduktion eines Windparks deutlich – und brauchen dafür weniger Windkraftanlagen. Etwa 20 bis 25 Prozent unserer laufenden Vorhaben sind Repowering-Projekte. Denn eine bedeutende Anzahl unserer Anlagen hat bereits die Schwelle von 20 Jahren Laufzeit und somit das Ende der EEG-Förderung überschritten oder nähert sich diesem Zeitpunkt. Daraus ergibt sich für uns im Rahmen der Nachhaltigkeit ein starkes Interesse, diese Windparks zu modernisieren.

Wann sollte idealerweise ein Repowering-Projekt starten?

Idealerweise so früh wie möglich. RWE hat bereits im Jahr 2015 konzeptionell und strukturiert das Repowering von Windkraftanlagen an Land geplant. Unser erstes Projekt konnten wir 2017 erfolgreich bauen und die Anlagen 2018 in Betrieb nehmen – ganze zwei Jahre vor Ablauf der EEG-Förderung. Dies geschah mit dem Ziel, modernere und leistungsfähigere Anlagen im Zuge des Klimaschutzes in Betrieb zu bringen. Grundsätzlich wollen wir, wo immer möglich, alte Windkraftanlagen durch neue ersetzen, wenn die Strom­produktion nach dem Repowering deutlich erhöht werden kann und es umweltkonform und wirtschaftlich sinnvoll ist. Zudem sollte man stets die komplexen und langwierigen Auflagen und Genehmigungsverfahren bei der Planung berücksichtigen.

Wie läuft ein Repowering-Projekt ab?

Planung und Bau von Onshore-Windkraftanlagen sind auch beim Repowering ein sehr regionales Geschäft, da es direkt die Bedürfnisse der Menschen vor Ort anspricht – und das ist für RWE sehr wichtig. Infolgedessen führen wir frühzeitig Gespräche mit den zuständigen Gemeinden, Behörden, Anwohnern und den Grundstückseigentümern über unser Vorhaben. Dabei legen wir großen Wert darauf, die Möglichkeiten an jedem Standort individuell auszuloten: Welche Potenziale bieten sich? Welche innovativen Technologien können wir implementieren? Diese Erkenntnisse fließen anschließend in die Kalkulation und die notwendigen Genehmigungsverfahren ein. Dabei müssen wir zeitliche Vorläufe im Planungs- und Genehmigungsrecht berücksichtigen, sodass es zwei bis drei Jahre dauern kann, bis die Voraussetzungen für einen Neubau geschaffen sind. Für die kommenden Jahre soll dieser Vorgang vereinfacht werden, um den Verwaltungsaufwand zu reduzieren. So gibt es einen neuen Paragrafen im Bundes-Immissionsschutzgesetz, der darauf abzielt, dass zukünftig nur noch eine Delta-Betrachtung für ein Genehmigungsverfahren durchgeführt wird. Das heißt, welche nachteiligen Auswirkungen hat der neue Windpark gegenüber dem alten. Das bedeutet also nicht, dass Windkraft-Entwickler von der Verpflichtung befreit sind, eine Genehmigung für eine immissionsschutzrechtliche Anlage einzuholen. Wenn wir den Genehmigungsprozess für den Park durchlaufen haben und den alten Windpark abbauen, ist unser Hauptziel natürlich, den Betrieb des alten Windparks so lange wie möglich aufrechtzuerhalten. Denn: Wir möchten natürlich möglichst lange grünen Strom produzieren.

Was passiert mit einer ausgedienten Windenergieanlage?

In der Regel werden beim Repowering alte Windenergieanlagen durch neue, leistungs­fähigere Anlagen ersetzt. Das heißt jedoch nicht, dass die alten Windkraftanlagen grundsätzlich komplett entsorgt werden müssen. Im Gegenteil. Wir möchten ausgediente Windkraftanlagen wieder verwenden. Ein Beispiel hierfür ist unser Windpark in der Nähe von Paderborn. Schon lange vor der Stilllegung des alten Windparks mit seinen neun Anlagen haben wir den fachgerechten Rückbau sowie eine anschließende Wiederverwendung geplant. Die Hauptkomponenten der Altanlagen – neun Sätze Rotorblätter, Gondeln, Naben und Schaltschränke – wurden nach Spanien transportiert und in der unternehmenseigenen Werkstatt überholt und aufbereitet. Sie dienen jetzt als Ersatzteilelager für baugleiche Anlagen, die wir in Spanien betreiben. Dank dieser voll funktionsfähigen Großkomponenten aus Deutschland können wir die Lebensdauer unserer 
spanischen Windparks mit Anlagen des gleichen Typs um bis zu 15 Jahre verlängern.

Wie leistet RWE ihren Beitrag, damit Windkraft noch nachhaltiger wird?

Innerhalb unseres Konzerns verfolgen wir eine umfassende Nachhaltigkeitsstrategie. Unsere Absicht ist es, bei Windenergieprojekten nicht nur die erforderlichen Ausgleichsmaßnahmen zu ergreifen, sondern auch darüber hinaus zur Förderung der Biodiversität in unseren Projekten beizutragen. Wir legen großen Wert darauf, dass Produkte innerhalb der Lieferketten unter den Aspekten Qualität und Nachhaltigkeit hergestellt werden und dies auch überprüfbar ist. Unser Anspruch geht über reine Mindestanforderungen hinaus. RWE möchte dazu beitragen, dass Dinge so verbessert werden, dass die Umwelt und der Klimaschutz davon profitieren.

Bildergalerie

  • Jens Edler-Krupp, Head of Development Onshore Wind Germany bei RWE Renewables, äußert sich zum Thema Repowering von Windkraftanlagen.

    Jens Edler-Krupp, Head of Development Onshore Wind Germany bei RWE Renewables, äußert sich zum Thema Repowering von Windkraftanlagen.

    Bild: Herbert Ohge für RWE

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