Datenleitung aus nachwachsenden Rohstoffen Erstes Bio-Kabel geht in Serie

Die Etherline FD bioP Cat.5e besteht aus einem teilweise biobasierten Mantelmaterial.

Bild: Lapp
03.04.2024

Im vergangenen Jahr hat Lapp erste Kabelprototypen mit biobasierten Ummantelungen vorgestellt. Nun geht die Etherline FD bioP Cat.5e in Serie. Die Datenleitung verfügt über einen biobasierten Außenmantel und besteht zu 43 Prozent aus nachwachsenden Rohstoffen. Das soll den CO2-Fußabdruck um 24 Prozent gegenüber fossilen Varianten reduzieren.

Die Firma Lapp ist bestrebt, den CO2-Fußabdruck ihrer Produkte und Prozesse kontinuierlich zu verbessern – das betrifft vor allem das Kupfer und die Kunststoffe. Während beim Kupfer bereits heute in großen Mengen Sekundärrohstoffe verwendet werden, arbeitet das Unternehmen an der nachhaltigen Optimierung von Mantelmaterialien. Ein Ergebnis dieser Arbeit ist die Etherline FD bioP Cat.5e.

„Nachhaltige Materialien sind aufgrund des aufwendigen Herstellprozesses derzeit noch deutlich teurer“, sagt Christian Illenseer, Produktmanager Automation bei Lapp. „Daher war es uns wichtig zu erfahren, ob auch unsere Kundinnen und Kunden bereit sind, in nachhaltige Produkte zu investieren.“ Das Interesse war groß: Deshalb geht der Hersteller mit der Etherline FD bioP Cat.5e nun in Serienproduktion.

Bio-TPU-Außenmantel für anspruchsvolle Einsätze

Die Etherline FD bioP Cat.5e mit biobasiertem Außenmantel besteht zu 43 Prozent aus nachwachsenden Rohstoffen (nach ASTM D6866). Die Produkteigenschaften sind gleich wie bei der Standardvariante aus fossilen Rohstoffen. Gegenüber ihr soll sich der CO2-Fußabdruck aber um 24 Prozent verringern.

Beide Versionen eignen sich für die Patchkabel-Konfektion bis 60 m Kabellänge bei besonders anspruchsvollen Verwendungen: zum Beispiel für den dauerbewegten Einsatz in Schleppketten, in beweglichen Maschinenteilen oder für EtherCAT- und EtherNet/IP-Anwendungen. Aufgrund der Cat.5e-Performance bis 1.000 Mbit/s ermöglicht die Etherline FD bioP Cat.5e einen schnellen Informationsaustausch bei der Übertragung analoger und digitaler Signale im Frequenzbereich bis 100 MHz. Zudem ist durch das Kupferabschirmgeflecht mit hohem Bedeckungsgrad Schutz vor elektromagnetischer Störung gewährleistet.

Halogenfreie und flammwidrige Materialien reduzieren die möglichen Gefahren im Brandfall. Ebenso ist der Bio-TPU-Außenmantel unempfindlich gegenüber mineralölbasierten Schmiermitteln und vielfach chemisch beständig. Lapp hat die Cat.5e-Ethernet-Leitung erfolgreich im eigenen Testzentrum auf über einer Million Biegezyklen in der Schleppkette getestet. Eine UL-/CSA-Zertifizierung gemäß technischen Daten ermöglicht den Einsatz des Produkts im nordamerikanischen Raum.

Nächster Prototyp in der Pipeline

Als nächste nachhaltigere Variante ist die Ölflex Classic FD 810 geplant; ein erster Prototyp wurde kürzlich vorgestellt. Die Herausforderung: Bisher ist es technisch nicht möglich, Polyvinylchlorid (PVC) vollständig auf Basis biobasierter Rohstoffe herzustellen. Ein Ansatzpunkt ist daher ein teilweise biobasierter Mantel aus PVC-Compound, dessen biobasierter Anteil nach ASTM6866 42 Prozent beträgt.

„Die Ölflex Classic FD 810 ist eine sehr vielseitig einsetzbare Leitung, die auch für Schleppketten ausgelegt ist“, sagt Alexander Terpe, Leiter Produktentwicklung Kabel bei Lapp. „An ihrem Beispiel können dementsprechend auch die Schleppketteneigenschaften des Materials getestet werden. Sie bietet uns damit einen breiten Testumfang, um auch Materialprüfungen für Zertifizierungen durchzuführen.“

In der Produktion arbeitet Lapp beim Kunststoff außerdem bereits an Ideen zur Wiederverwertung von Sekundärmaterialien aus Kunststoffabfällen. Sie sollen beispielsweise als Filler in Leitungen genutzt werden.

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