Arbeitsplätze, Lohnherstellung, Forschungsförderung Dritte Erweiterung für Weimarer Technologiezentrum

Dritter Ausbau seit 2009: Im Frühjahr ist das Glatt-Gebäude erneut gewachsen.

Bild: Glatt
24.05.2021

Anlässlich seines 30-jährigen Bestehens vergrößert ein Anlagenbauer seinen Firmensitz zum dritten Mal. Die Investition schafft zum einen neue Arbeitsplätze, zum anderen wird der engere Kontakt zu Forschungseinrichtungen in Weimar gesucht. Ein Überblick über die vergangenen und anstehenden Jahrzehnte.

Vitamine im Tierfutter, Enzyme im Waschmittel, Pulverwerkstoffe in Hochleistungsbatterien: An diesen und anderen Produkten arbeitet der Weimarer Anlagenbauer Glatt. Im Frühjahr 2021 ist das Technologiezentrum des Unternehmens nun zum dritten Mal innerhalb von zwölf Jahren gewachsen. Sechs Millionen Euro sind in den Neubau geflossen.

Möglich war die Großinvestition unter anderem wegen des trotz Corona erfolgreichen Geschäftsjahrs 2020. Neben neuen Arbeitsplätzen und einem stärkeren Wirtschaftsstandort Thüringen soll die Erweiterung verstärkt Weimarer Experten in Forschungsprojekte einbinden, die vom Bundesforschungsministerium BMBF gefördert werden. Zusätzlich stehen mehr Kapazitäten für die Lohnproduktion bereit.

Steigende Nachfrage nicht nur aus der Pharmabranche

„Zeiten wie diese sind nicht nur für unsere Kollegen im Pharma- und Biotech-Sektor spannend, die Prozesse zur Herstellung von pharmazeutischen, biotechnologischen und medizintechnischen Produkten in festen und flüssigen Darreichungsformen oder für Impfstoffe, Insulin, Blutplasmaprodukte, Biosimilars und pharmazeutische Wirkstoffe (API) entwickeln“, sagt Vertriebsleiter Lutz Heinzl. „Auch bei Prozessen rund um Partikel-Design und Partikel-Engineering verzeichnen wir eine stark steigende Nachfrage.“

Im Fokus stehen beispielsweise die Entwicklung, Optimierung, Funktionalisierung von Schüttgütern wie Pulver, Granulaten und Pellets für Ingredients und Zusatzstoffe in Lebens- und Nahrungsergänzungsmitteln oder Tiernahrung, für Waschmittel, Düngemittel, Pestizide oder Industriesalze. Darüber hinaus forscht und arbeitet Glatt an Materialien für Hochleistungsbatterien, 3D-Druck, Farben und Lacke, Keramik, Katalysatoren und anderen Produkten der Chemie und Feinchemie.

Vom 20-Mann-Unternehmen zum Global Player

Die Wurzeln von Glatt reichen auf die 1981 gegründete Arbeitsgruppe „Kontinuierliche Wirbelschicht“ an einem Weimarer Forschungsinstitut des Magdeburger Schwermaschinenbaukombinats Ernst Thälmann (SKET) zurück. Zwei Jahre später wurde die erste Produktionsanlage zur kontinuierlichen Granulationstrocknung von Futterhefe in Betrieb genommen.

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands entstand der Kontakt zur Glatt-Gruppe. Gegründet zum Jahreswechsel 1990/1991, erweiterte das Unternehmen seine Kompetenz um ein Technologiezentrum für innovative Wirbelschichtprozesse und schlüsselfertige Fabrikplanung.

Dr. e. h. Reinhard Böber, Geschäftsführer der ersten Stunde, steht dabei auch heute noch an der Spitze des einstigen 20-Mann-Unternehmens. Regelmäßig starten junge Ingenieure, angehende Akademiker und Auszubildende ihren beruflichen Weg bei Glatt. 2020 wurden 25 neue Mitarbeiter eingestellt.

Forschung an neuen Prozesstechnologien

Glatt bietet Wirbelschicht- und Strahlschichttechnologien sowie Systeme zur Pulversynthese im pulsierenden Gasstrom an. Erfahrung in den Bereichen Trocknung und Sprühgranulation feststoffhaltiger Flüssigkeiten, Instantisierung durch Sprühagglomeration von Pulver, Mikro- und Matrix-Verkapselung von Aktivstoffen, Synthese neuartiger Pulversysteme durch Sprühkalzination und Beschichtung / Umhüllung nanoskaliger Partikel bis zu Korngrößen im Millimeterbereich gehören zum Repertoire des Unternehmens.

In Kooperation mit der Wissenschaft forscht der Anlagenbauer zudem an zukünftigen Materialien und Produktionsverfahren. Die Firma ist hierzu Mitglied in diversen vom BMBF geförderten Wachstumskernen und unterhält Verbindungen zu wissenschaftlichen Einrichtungen, darunter die Bauhaus-Universität Weimar, die Otto-von-Gericke-Universität in Magdeburg und die TU Hamburg.

Nachhaltigkeit zählt ebenfalls zu den zentralen Werten von Glatt. Mit seinem Kreislaufverfahren PHOS4green gewinnt der Hersteller Phosphor aus Klärschlammaschen zurück und überführt ihn in anwendungsbereite Dünger. So werden zum einen einheimische Phosphatreserven nutzbar gemacht, zum anderen Alternativen zu mineralischen Düngern bereitgestellt – mit reduziertem Schwermetallgehalt.

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