Stefan Morana, Professor für Digitale Transformation und Wirtschaftsinformatik, und Eric Grosse, Juniorprofessor für Digitale Transformation im Operations Management, haben sich gemeinsam mit Kollegen der Technischen Universität Darmstadt anhand von 69 Fachartikeln angeschaut, welche digitalen Assistenten es in diesem Bereich bereits gibt.
Aber auch wie diese wissenschaftlich bewertet werden und in welche Richtung sich die Forschung über die digitalen Helfer in Industrie und Logistik künftig entwickeln sollte, um möglichst effektiv deren Prozesse zu beschleunigen und die dort beschäftigen Menschen bei ihrer Arbeit zu unterstützen.
Vielfältige Auswahl an digitalen Assistenten
„Digitale Assistenten sind dabei ein vielfältiges Gebiet“, erklärt Stefan Morana. „Das beginnt beim Chatbot, geht über ein Computerprogramm, das automatisiert Sprachen übersetzen kann und über Programme, die im Lager den optimalen Weg anzeigen, bis hin zu Biosensoren, welche zum Beispiel Mitarbeitende in der Logistik vor zu schweren Lasten warnen“, so der Fachmann.
Digitale Assistenten können zum Beispiel auch bei der Einarbeitung von neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unterstützen. „Bisher ist es ja in vielen Lagern so gelaufen, dass da ein Herr Schmidt oder eine Frau Müller den Job seit 30 Jahren machen und den neuen Angestellten zeigen, wie es funktioniert. Wenn diese Expertinnen und Experten aber ausfallen, gibt’s ein Problem.“
„Hier können Digitale Assistenten sehr effizient sein. Wenn jemand Herrn Schmidt oder Frau Müller vertreten muss, führt ihn ein solcher Assistent, etwa in Form eines Programms für ein Tablet, durchs Lager, erklärt die einzelnen Arbeitsschritte und beantwortet Fragen“, nennt Eric Grosse ein praxisnahes Beispiel.
Es gibt unzählige Beispiele, wie Digitale Assistenten das Arbeiten in Lagerhäusern und Fabriken verbessern könnten. Wo ein Mitarbeiter heute oft komplexe Formulare und Masken am Bildschirm ausfüllen muss, um eine bestimmte Schraube im Regal ausfindig zu machen, könnte er künftig nur die einfache Frage „Wo sind die 5-mm-Schrauben?“ stellen, und schon würde ihm der digitale Assistent den Lagerplatz des gesuchten Materials und den Weg dorthin nennen.
Weiterführende Studien sind unerlässlich
„Wir haben bei unserer Untersuchung unter anderem festgestellt, dass bestehende Studien häufig konzeptionelle Modelle für den Einsatz digitaler Assistenten entwickeln; allerdings sind zusätzliche Feldstudien und umfassende Evaluierungen zu den Chancen und Barrieren der Nutzung von digitalen Assistenten in der Produktion und Logistik unerlässlich“, so eine der Schlussfolgerungen aus dem Artikel, der den Status quo der Forschung analysiert.
Es fehle hier also an handfesten Daten aus realweltlichen Studien, welche die vielen theoretischen Arbeiten in der Praxis testen. Die beiden Saarbrücker Wirtschaftswissenschaftler hoffen, mit dieser Arbeit den Praktikern im Management von Produktion und Logistik genauso wie den Kolleginnen und Kollegen aus der Wissenschaft eine wichtige Hilfe geben zu können.
Damit diese ihre jeweilige Arbeit, sei es in der Praxis, sei es in der Wissenschaft, künftig so gestalten können, um möglichst zielgenau die Bedürfnisse der Branche und der Mitarbeitenden adressieren zu können.