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Abbau des AKW Mülheim-Kärlich Energiepolitik: Das bedeutet ein Kühlturm-Abriss

21.08.2017

„Mit dem Kühlturmabriss im Herbst dieses Jahres wird die Energiewende in Rheinland-Pfalz buchstäblich sichtbar. Dieses Ereignis ist eine Zäsur für die Energiepolitik des Landes“, erklärt Energieministerin Ulrike Höfken.

„Der sichere und zügige Rückbau des AKW mit rund 500.000 Tonnen Abbaumasse ist eine Herkulesaufgabe“, so Höfken. Mit dem Abriss des Kühlturms verschwinde das weithin sichtbare Symbol für die gefährliche Atomenergie.

Wo der Atomausstieg begann

Bundesumweltminister Jürgen Trittin erinnert an die besondere Rolle von Mülheim-Kärlich: „Hier begann der Ausstieg Deutschlands aus der Atomenergie greifbar zu werden. Noch vor der Stilllegung von Stade und Obrigheim wurde entschieden, dass das AKW Mülheim-Kärlich endgültig vom Netz genommen wird.“

Des Weiteren macht Trittin klar, dass die Energiewende weg von Atom und Kohlestrom weitergehen müsse: „Global ist heute die Referenzgröße für die Kosten einer Kilowattstunde nicht mehr ein Gaskraftwerk, sondern eine Windturbine. Deshalb boomen weltweit Erneuerbare. Und deshalb hat global Atomkraft keine Zukunft mehr.“

Erneuerbare statt Atomenergie

„Mit einem Anteil von etwa 47 Prozent an der Bruttostromerzeugung im Jahr 2016 ist Strom aus Sonne, Wind, Wasser und Biomasse bereits heute eine wichtige Säule der rheinland-pfälzischen Energieversorgung“, führt Ulrike Höfken an. Den größten Anteil daran hat die Windenergie. Rheinland-Pfalz unterstützt den weiteren Ausbau der Windkraft unter Berücksichtigung des Natur- und Artenschutzes.

„Energieerzeugung ist ohne Eingriffe in die Natur nicht möglich. Aber wir müssen den regenerativen Energien gegenüberstellen, welche Eingriffe und Gefahren Atomkraftwerke oder fossile Energieträger für Menschen und Umwelt verursachen“, sagt Höfken. In Zukunft gelte es, neue Wege bei der Energieversorgung zu gehen und dabei die digitalen Möglichkeiten zu nutzen, um die Sektoren Mobilität, Wärme- und Stromversorgung zu vernetzen.

Energiewende schafft Arbeitsplätze

Die Energiewende biete nicht nur Vorteile für die Umwelt und den Klimaschutz, sondern auch ökonomische Chancen für ländlich geprägte Regionen. „Rund 10.000 Menschen fanden durch den Ausbau der erneuerbaren Energien in Rheinland-Pfalz im Jahr 2015 Beschäftigung. Das alles zeigt: Die Zukunft gehört den regenerativen Energien“, erläutert die Ministerin.

Zum Hintergrund des AKW Mülheim-Kärlich

RWE hat das AKW Mülheim-Kärlich mit Urteilsverkündung des Bundesveraltungsgerichts am 9. September 1988 nach rechnerisch 13 Monaten Volllastbetrieb abgeschaltet. Grund dafür: Das AKW Mülheim-Kärlich wurde anders gebaut als genehmigt – die von den Gerichten gesehenen Ermittlungs- und Bewertungsdefizite hinsichtlich Erdbebenrisiken führten zur Aufhebung der ersten Teilgenehmigung.

Mit Erteilung der ersten Abbaugenehmigung im Juli 2004 durch das Umweltministerium begann die Betreiberin mit dem Rückbau des Atomkraftwerks. Seitdem wird der Abbau vom jeweils für die Atomaufsicht zuständigen Ministerium des Landes vorangetrieben, insbesondere zwischen 2011 und 2015 wurde mit der Erteilung von vier atomrechtlichen Genehmigungen die Grundlage für den Abbau bis zur „grünen Wiese“ gelegt.

Die wichtigste Abbauphase des nuklearen Rückbaus begann mit der Demontage der Rohrleitungen rund um den Reaktordruckbehälter bereits im vergangenen Jahr. Der Abriss des Kühlturms sollte ursprünglich im Mai dieses Jahres beginnen. Der Starttermin wurde jedoch von der RWE auf zunächst August und nun auf voraussichtlich Oktober 2017 verschoben.

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