864 MW Übertragungsleistung Weltweit größte Offshore-Netzanbindung übergeben

Windturbinen, soweit das Auge reicht: Die HGÜ-Netzanbindung SylWin1 bringt den Strom von insgesamt 232 Siemens-Windturbinen aus den drei Windparks Butendiek, DanTysk und Sandbank ans Festland.

Bild: Ulrich Wirrwa / Siemens
27.04.2015

Eine Gleichstrom-Netzanbindung ist fertig, die rechnerisch über eine Million Haushalte mit Windstrom versorgen kann.

Siemens hat mit SylWin1 in diesem Jahr bereits die dritte Nordsee-Netzanbindung an den Auftraggeber TenneT übergeben. Der deutsch-niederländische Übertragungsnetzbetreiber hat somit den kommerziellen Betrieb der derzeit leistungsstärksten Netzanbindung weltweit aufgenommen.

Die Offshore-Plattform der SylWin1-Verbindung liegt etwa 70 Kilometer westlich der namensgebenden Insel Sylt. Über eine gut 200 km lange See- und Landkabelstrecke wird die Windkraft bis zur Landstation in Büttel übertragen. Insgesamt können mit diesem Netzanschluss bis zu 864 MW an Ökostrom übertragen werden.

„In diesem Jahr haben wir mit SylWin1, BorWin2 und HelWin1 die drei weltweit ersten Offshore-Netzanbindungen in effizienter Gleichstromtechnik fertiggestellt“, sagte Jan Mrosik, CEO der Division Energy Management von Siemens. „Auch das vierte Projekt HelWin2 wollen wir wie geplant binnen weniger Wochen in den kommerziellen Betrieb führen.“

Angeschlossen an SylWin1 werden die drei Offshore-Windparks DanTysk, Butendiek und Sandbank mit jeweils 288 MW Leistung. DanTysk und Butendiek bestehen aus jeweils 80 Siemens-Windenergieanlagen der 3,6-MW-Klasse, Sandbank wird mit 72 Siemens-Windturbinen je 4 MW Leistung realisiert.

Derzeit sind schon mehr als 100 Windturbinen installiert; praktisch täglich werden weitere Anlagen zugeschaltet. Bei optimalen Windbedingungen, wie sie das Sturmtief Niklas jüngst mit sich brachte, wurde bereits eine Leistung von 350 MW über die SylWin1-Verbindung übertragen.

Weitere Offshore-Netzanbindungen

Übertragungsnetzbetreiber TenneT hatte Anfang 2011 das Konsortium aus Siemens und dem italienischen Kabelspezialisten Prysmian mit der Offshore-Netzanbindung SylWin1 beauftragt. Lex Hartman, Mitglied der Geschäftsführung der TenneT TSO, betonte „Wir werden bis Jahresende weitere Offshore-Netzanbindungen fertigstellen und unterm Strich dann über 5000 MW und damit mehr als zwei Drittel der Offshore-Ausbauziele der Bundesregierung realisiert haben.“ Das Offshore-Ausbau-Ziel der Bundesregierung für 2020 liegt bei 6.500 MW.

Insgesamt ist Siemens von TenneT mit der Realisierung von fünf Nordsee-Netzanbindungen beauftragt worden: HelWin1 (576 MW) und HelWin2 (690 MW) vor Helgoland, BorWin2 (800 MW) und BorWin3 (900 MW) vor Borkum sowie SylWin1 (864 MW) vor Sylt. Im Regelbetrieb befinden sich davon bereits die drei Anbindungen BorWin2, HelWin1 sowie SylWin1.

Die vierte Netzanbindung HelWin2 soll ebenfalls noch im ersten Halbjahr 2015 in Betrieb gehen. Den neuesten Auftrag für eine Netzanbindung in der Nordsee, BorWin3, erhielt Siemens im Konsortium mit Petrofac im Frühjahr 2014. Die Inbetriebnahme dieser fünften Netzanbindung von Siemens ist für 2019 geplant.

Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung (HGÜ)

Die Übertragungsverluste pro Verbindung inklusive der Kabelverluste liegen laut Siemens bei weniger als vier Prozent. Die HGÜ-Technik ist auf den Offshore-Plattformen und in den zugehörigen Konverter-Stationen an Land installiert. Der Windstrom wird als Wechselstrom auf die Konverter-Plattform geleitet, dort in Gleichstrom umgewandelt und via Seekabel an Land gebracht. Die Landstation transformiert den Gleichstrom wieder zurück in Wechselstrom und speist ihn ins Höchstspannungsnetz ein. Ab einer Kabellänge von mehr als 80 Kilometern ist HGÜ nach Angaben von Siemens die einzig effiziente Übertragungslösung.

Die von Siemens eingesetzte HVDC-Plus-Technologie ist weniger komplex und besonders platzsparend und damit für den Einsatz auf hoher See prädestiniert. Im Gegensatz zur klassischen HGÜ-Variante, die bei Landverbindungen weit verbreitet ist, können sich Anlagen mit HVDC Plus selbst stabilisieren. Da bei der Stromerzeugung durch Windkraft mit Schwankungen zu rechnen ist, erhöhe der Einsatz der HVDC Plus die Netzsicherheit deutlich. (kk)

Bildergalerie

  • HGÜ-Netzanbindung bindet Windparks ans Festland an: Mit Hilfe der Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung (HGÜ) kann der in den Windparks erzeugte Wechselstrom in verlustarmen Gleichstrom umgewandelt werden. Über ein Seekabel wird er an Land gebracht und dort wieder in Wechselstrom umgewandelt.

    HGÜ-Netzanbindung bindet Windparks ans Festland an: Mit Hilfe der Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung (HGÜ) kann der in den Windparks erzeugte Wechselstrom in verlustarmen Gleichstrom umgewandelt werden. Über ein Seekabel wird er an Land gebracht und dort wieder in Wechselstrom umgewandelt.

    Bild: Siemens

  • Deutsche Windparks mit HGÜ-Netzanbindung: Siemens realisiert insgesamt fünf der bisher neun beauftragten HGÜ-Offshore-Netzanbindungen in der Nordsee.

    Deutsche Windparks mit HGÜ-Netzanbindung: Siemens realisiert insgesamt fünf der bisher neun beauftragten HGÜ-Offshore-Netzanbindungen in der Nordsee.

    Bild: Alexander Weller / Siemens

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