Interview „Mehr Intelligenz und zusätzliche Funktionen“

Michael Rademacher-Dubbick, Geschäftsführer Krohne Gruppe

Bild: Krohne Gruppe
07.10.2015

Michael Rademacher-Dubbick, Geschäftsführer der Krohne Gruppe, über die Aussichten für smarte Sensoren, für welche Anlagentypen diese sich lohnen und die Aussichten in asiatischen Märkten.

P&A:

Können Sie ein paar Beispiele nennen, wie eine Anlage mit smarten Sensoren aussehen könnte und was die Unterschiede zu aktuell verbauten Sensoren sind?

Michael Rademacher-Dubbick:

Die Diagnosemöglichkeiten von Gerät und Prozess werden sich deutlich erweitern: Die Sensoren werden zusätzliche Informationen liefern und ggf. selbst untereinander nutzen, da sie untereinander vernetzt sind. Damit sind sie in der Lage, selbst Logikprüfungen durchzuführen und Fehlerursachen zu finden. Beispielsweise meldet ein Ventil „geschlossen“, das nachgelagerte Durchflussmessgerät meldet „Durchfluss vorhanden“ und ein benachbarter Drucksensor meldet „Druck hoch“, in diesem Fall ist ein Defekt des Ventils sehr wahrscheinlich.

Ist bei smarter Sensorik mit Mehrkosten zu rechnen? Wie können sich diese amortisieren?

Sie bedeutet nicht unbedingt Mehrkosten: zahlreiche Diagnoseeigenschaften sind bereits heute standardmäßig in den Messgeräten integriert, ohne Aufpreis. Alle unsere magnetisch-induktiven Geräte können neben dem Durchfluss auch Leitfähigkeit messen, dafür braucht es keine Sonderausführung. Gleichzeitig erreichen unsere Kunden mit smarterer Sensorik eine höhere Anlagenverfügbarkeit, geringere Stillstandzeiten, und können vielleicht sogar die Standzeit der Anlage verlängern. Bei der Möglichkeit einer höheren Raum-Zeit-Ausbeute treten Faktoren wie Gerätepreise sicherlich in den Hintergrund. Übrigens ist die smarte Sensorik vor allem ein Thema der zusätzlichen Instrumentierung und somit für Bestands- und Neuanlagen gleichermaßen interessant. Bei der Adaption werden einige Branchen sicherlich schneller sein als andere, für eine Prognose ist es hier aber noch zu früh.

Wieso ist für Sie das Thema smarte Sensorik so wichtig? Wie ist die Verbindung zur Unternehmenskultur von Krohne?

Wir sichern unsere Unabhängigkeit, indem wir technologisch führend sind. Smarte Sensorik ist innovativ, wir sehen den Bedarf nach mehr Intelligenz und zusätzlichen Funktionen im Gerät bereits heute, um bei wechselnden Prozesseigenschaften die zuverlässige Funktion der Messgeräte gewährleisten zu können. Wenn wir keine Innovationen wie etwa die Gasblasenunempfindlichkeit bei den Coriolis-Masse-Geräten mehr hervorbringen, könnte es uns ergehen wie vielen anderen Marktbegleitern, die im Laufe der Jahre einfach verschwunden sind.

Das Übertragen von Daten über Netze bedeutet immer auch eine Herausforderung in puncto Datensicherheit. Ist das ein Thema, das Sie als Sensorik-Hersteller mitdenken müssen oder betrifft dies eher die Anlagenbauer?

Beide Ebenen müssen abhängig von der Anlagensicherheit geschützt sein. Das ist ganz klar ein Thema für uns, gerade auch wenn aus der Sensorik immer größere Datenmengen zu erwarten sind. Wir müssen sicherstellen, dass entsprechende Sicherheitsmaßnahmen auch im Gerät implementiert sind.

Die Namur engagiert sich seit 2009 verstärkt in China. Welche Bedeutung hat dieser Markt für Krohne, auch vor dem Hintergrund der aktuellen Börsenbewegungen?

In Asien ist China mit Abstand der größte Markt für uns, bereits seit Mitte der Achtziger fertigen wir dort. Mit diesem frühen Start haben wir dort eine sehr gute Marktposition erreicht. Der Automatisierungsfortschritt und damit einhergehend auch der Standardisierungsbedarf ist je nach Branche in China unterschiedlich: W ährend die Chemie relativ weit ist, besteht im Bereich Wasser/Abwasser/Umwelt noch erheblicher Nachholbedarf. Ich gehe davon aus, dass China dort unser größter Markt bleibt, auch wenn die dortige Industrie jetzt langsamer wächst als noch vor ein paar Jahren. Der Einfluss des Aktienmarktes ist dort geringer als in Deutschland, gerade für die Kapitalbeschaffung von Industrieunternehmen. Wir sehen die Lage nicht so dramatisch wie sie bisweilen in den Medien dargestellt wird.

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