Interview „In der IT Skaleneffekte realisieren“

Robert Pflügl,

Geschäftsführer Eon Metering

Bild: Eon
09.04.2015

Seit das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie im Februar die Eckpunkte für den Smart-Meter-Rollout vorgelegt hat, ist die Branche dabei zu sondieren, 
wo attraktive Business Cases liegen könnten. Energy 2.0 hat einen der großen Player in dem sich ent­wickelnden Markt nach seiner Strategie gefragt.

Den Beitrag zum Interview lesen Sie unter: http://www.industr.com/Energy20-Magazin/de_DE/themen/Software-und-Services/151078

Energy 2.0: Herr Pflügl, wie ist es Ihnen ergangen, als Sie das Eckpunkte-Papier zur Rollout-Verordnung gesehen haben?

Robert Pflügl: Das Papier setzt wichtige Weichenstellungen, lässt aber auch noch einige Fragen offen. Wichtig ist nun, dass den Eckpunkten in den nächsten Wochen konkretisierte, verbindliche Regelungen zur gestuften Einführung der Pflichtfälle und der erforderlichen Kostenerstattung folgen. Vertrieblich interessiert uns besonders, wie Stadtwerke und kommunale Energieversorger die nahende Einführung sehen, die ja auch nach Möglichkeit unsere Dienstleistungskunden in diesem Segment werden sollen.

Ist es überhaupt sinnvoll, den Rollout in Stufen anzugehen?

Das ist sicherlich eine Abwägung, die jeder Messstellenbetreiber für sich treffen muss, ob er lieber einen kompakten Rollout hätte, obwohl er damit dann auch Kunden oder Messstellen mit abdeckt, die regulatorisch noch nicht verpflichtend an der Reihe wären, weil das im Zweifel effizien­ter sein dürfte. Letztlich ist das dann eine Kosten-Nutzen-Abwägung, die ein Stadtwerke-Netzbetreiber vornehmen muss. Da gibt es durchaus unterschiedliche Haltungen im Markt. Auch hier sind verbindliche Regelungen zum möglichen Vorgehen notwendig.

Was bedeutet der Rollout in Stufen für die Dienstleister, insbesondere die Gateway-Administratoren?

Das ist eine komplexe Fragestellung, weil die qualitative Notwendigkeit, etwas zu tun, ab 2017 ja die gleiche geblieben ist. Die Kosten-Nutzen-Analyse, die das BMWi schon 2013 erstellen ließ, hat ohnehin das Ergebnis gebracht, dass wohl nur wenige Marktteilnehmer eine Dienstleistung wie Gateway-Administration selbst wirtschaftlich darstellen können. Beispielsweise werden insbesondere in den ersten Rollout-Jahren die Grenzkosten bei einerseits kleinen Zählerzahlen und andererseits nicht unerheblichen Einmal- und Fixkosten deutlich über den vorgesehenen Preisobergrenzen liegen.

Das macht kleinen Unternehmen das Leben schwer …

Hier werden Partnerschaften notwendig sein. Eon selbst bietet daher seinen Kunden und Partnern Unterstützung bei der Wahrnehmung der neuen Administratorfunktion im Rahmen der Einführung von intelligenten Messsystemen an. Die Kunden profitieren dabei von den Erfahrungen des gesamten Eon-Konzerns im Messwesen mit europaweit bereits rund zwei Millionen intelligenten Messsystemen im operativen Einsatz.

Wer hat denn in diesem Markt überhaupt Chancen? Bleiben da dann nur die bekannten Größen der Energiebranche?

Potenziell relevante Marktteilnehmer sind grundsätzlich diejenigen, die selbst eine gewisse Schwungmasse mitbringen und daher Skaleneffekte realisieren können. Denkbar ist auch, dass sich Kooperationen von Stadtwerken etablieren. Solche Player können dann die Dienstleistung anderen Energieversorgern mit anbieten und im Einkauf oder in der IT Skalen­effekte realisieren. Es wird aber auch Systemhäuser aus der IKT-Branche geben, die das interessant finden. Alle, die in der Lage sind, große Datenmengen sicher zu bewegen, können das grundsätzlich attraktiv finden. Wer allerdings nicht aus der Energiewirtschaft stammt und keine eigenen Messstellen quasi als Grundlast mitbringt, für den ist der Markt natürlich jetzt weniger attraktiv geworden.

Das Gespräch führte Dr. Karlhorst Klotz, Energy 2.0.

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