Tanja Waglöhner ist mit diesem Beitrag im A&D-Kompendium 2020 als einer von 100 Machern der Automation vertreten. Alle Beiträge des A&D-Kompendiums finden Sie in unserer Rubrik Menschen .
Das Leben wird vorwärts gelebt und rückwärts verstanden, so der dänische Philosoph und Theologe Sören Kierkegaard. Um zu sehen, wie wir unser all about automation Messekonzept in die Zukunft führen, braucht es den Blick zurück.
2013 starteten wir mit der Entwicklung der all about automation Messen in einer Phase, in der ich ohne Zeitdruck und Tagesgeschäft über die nächsten Schritte im Berufsleben nachdenken konnte. ‚Immer mehr von dem was bisher war‘ hatte an Strahlkraft verloren. Das galt auch für das Messemachen. Größer gleich besser! Wirklich? Kann es nicht auch anders sein? Im Gesellschafterkreis von untitled exhibitions haben wir nach einem Geschäftsmodell für Messen gesucht, das ein größeres Kontextbewusstsein hat, das einen Nutzen jenseits und zusätzlich zu dem der Großmessen stiftet.
Wir hatten bei der Entwicklung der all about automation Messereihe die große Freiheit, die Idee als Start-up zu denken und Profitmaximierung nicht ins Zentrum zu stellen. Warum soll es diese neue Messe geben? Welches Problem des Kunden lösen wir damit? Was braucht es wirklich? Was kann weg? Wenn wir ehrlichen Nutzen stiften, wird es auch profitabel sein. Daraus entstand ein reduziertes Messekonzept, das sich traut regional und kompakt zu sein und das Investment der Aussteller begrenzt. Das nicht auf Größe setzt, sondern auf Inhalte, Geradlinigkeit und Kompetenz. Das klar sagt, was es leisten kann und will: den Regionalvertrieb unterstützen.
Krise fordert neue Dynamik
Und jetzt: Corona. Die Dynamiken in der Krise sind fordernd und verlangen ein sehr klares Verständnis der eigenen Stärken und Potentiale. Ich schreibe diesen Text in einer Phase, in der es für Messeveranstalter noch um die Frage geht: Können wir unter den geltenden Vorschriften physische Messen veranstalten und wenn ja, wie? Krisen sind auch katalytisch. Sie stellen infrage und drängen zum Nachdenken. Sie fordern Mut, Überkommenes zu verändern.
Im Whitepaper ‚Die Wirtschaft nach Corona‘ analysiert das Frankfurter Zukunftsinstitut: „Die Phase der Adaption bringt eine Wirtschaft hervor, die real-digital und glokal agiert.“ Übertragen auf das Messewesen: digitale Angebote ergänzen und, so lange nicht anders möglich, substituieren das reale Treffen. Wir alle, nicht nur die Digital-Natives, kommen auf vielen Ebenen im real-digitalen Alltag an. Gleichzeitig werden wir einen stärkeren Fokus auf die Regionalität erleben mit Anbindung an das globale Beziehungsgeflecht.
Nach Corona: Alles wie zuvor?
Es gibt keinen gleichwertigen Ersatz für Live-Events. ‚I like the tech, but I want the touch‘, gilt für die allermeisten von uns. Zurück ins alte Spiel wird für Messen nach der Corona-Krise nicht der klügste Weg sein. Es geht vielmehr darum zu definieren, wie das Geschäftsmodell von Messeveranstaltern resilienter wird. Das gelingt mit dem Wissen, um den Nutzen, den Messen im Kern bieten. Technologien werden als alltägliche Unterstützer eingesetzt werden.
Seit Ende 2019 gehören die all about automation Messen zur Easyfairs Gruppe, einem der weltweit 20 größten Messeveranstalter und der einzige Veranstalter mit Fokus auf all-inklusive Messekonzepte. Die Vision, die ich 2019 damit verband, meine Anteile von untitled exhibitions zu verkaufen und auch mit dem neuen Inhaber an Bord zu bleiben? Unsere Wertebasis erhalten, Teil eines großartigen Think-Tanks zu werden und uns bei der Technologie des Messemachens neue Dimensionen zu erschließen. Die vier Werte von Easyfairs sind Integrität, kreatives Intrapreneurship, Ergebnisorientierung und Spaß haben. Auf dieser Basis werden wir auch in Zukunft Plattformen für die Innovationen der Automatisierungsindustrie bieten.