Normalerweise ist es für Unternehmen oder Institutionen eine ziemlich peinliche Geschichte, wenn sie mit ihren Prognosen komplett daneben liegen. Die Verantwortlichen des Bundesverbands des Deutschen Versandhandels nahmen ihren Irrtum wohl eher mit einem zufriedenen Lächeln zur Kenntnis. Anfang 2013 hatten sie für das Gesamtjahr noch ein Umsatzplus von gut zehn Prozent erwartet – im November zeichnete sich dann aber ein Sprung um mehr als 22 Prozent auf rund 48 Milliarden Euro ab. Der Löwenanteil davon geht natürlich auf das Konto des Online-Handels, der seit Beginn des Millenniums geradezu explodiert ist: Das Statistik-Portal www.statista.com verzeichnet für 1999 einen E-Commerce-Umsatz von 1,25 Milliarden Euro – für 2013 geht man inzwischen von 33,1 Milliarden aus. Das entspricht einer Steigerung von sagenhaften 2650 Prozent.
Gesetze des Online-Marktes
Hinter den virtuellen Kulissen geht es freilich munter weiter mit den imposanten Zahlen. So haben die Analysten von IVG-Research errechnet, dass im Versandhandel bereits heute allein in Deutschland Tag für Tag rund acht Millionen Pakete verschickt werden. Dazu kommen noch einmal 800 000 Retouren von den Kunden. Bis 2025 dürfte man noch jeweils eine Stelle vor dem Komma mehr brauchen, um das Volumen zu beziffern: Dann treten aller Voraussicht nach tagtäglich mehr als zehn Millionen Sendungen die Reise an, und etwa 1,2 Millionen kehren aus den unterschiedlichsten Gründen wieder zurück.
Dass diese stürmische Entwicklung nicht ohne Auswirkungen auf die Intralogistik bleibt, versteht sich von selbst. Es ist nicht nur die schiere Menge, die die Fördertechnik vor neue Herausforderungen stellt – es sind nicht zuletzt auch die ungeschriebenen Gesetze, die auf dem heiß umkämpften Cyber-Marktplatz herrschen. Lieferzeiten und -kosten gehören hier längst zu den veritablen Wettbewerbskriterien, genauso wie breite und tiefe Sortimente oder extrem knapp kalkulierte Margen. Für die Zulieferer im Bereich Fördertechnik heißt das konkret: Ihre Anlagen müssen künftig in noch kürzerer Zeit noch zuverlässiger noch größere Mengen von noch mehr verschiedenen Produkten über noch weitere Strecken bewegen – und das zu noch geringeren Kosten.
Ein Fall für AS-i
Was zunächst nach der berühmten Quadratur des Kreises klingt, ist unterm Strich ein klarer Fall für die Bus- und Steuerungslösungen der AS-Interface-Spezialisten von Bihl+ Wiedemann. Denn gefragt sind hier genau die systematischen Stärken, die AS-i rund um den Globus zur Nummer 1 an der Basis der Automation gemacht haben: Effizienz, Flexibilität und Verfügbarkeit. Ganz konkret punktet der einfachste Bus der Welt hier mit schneller Inbetriebnahme und Erweiterbarkeit, mit freier Topologie und übersichtlicher Struktur, mit umfassenden Diagnoseoptionen und universeller Kompatibilität mit allen anderen Systemen.
Um die vielfältigen Trümpfe von AS-Interface in der modernen Intralogistik ganz gezielt auszuspielen, hat Bihl+Wiedemann
eine ganze Reihe unterschiedlicher Module im Portfolio: für Drehstromantriebe genauso wie für die 24-Volt-Technik. Eines freilich ist sämtlichen maßgeschneiderten Konzepten gemein, die speziell für die Fördertechnik entwickelt wurden: Sie alle bieten die Möglichkeit, direkt von der Prozessleitebene auf jeden einzelnen Antrieb durchzugreifen – und damit jederzeit komfortablen Zugang zu lückenlosen Status- und Diagnoseinformationen. Zur Generierung zusätzlicher Daten oder Realisierung bestimmter Extra-Funktionen lassen sich auch weitere I/O-Module oder Spezialmodule anderer Hersteller mit in die offenen AS-Interface Netze einbinden.
Selbst sichere Signale können dank des millionenfach bewährten Safety-at-Work-Konzepts auf derselben Leitung übertragen werden. Für die Verdrahtung der gesamten Anlage reicht also die Verlegung eines einzigen Kabels: des typisch gelben, zweiadrigen AS-i Profilkabels, an das man alle Module über Piercingtechnik anklemmt. Das spart natürlich nicht nur bei der Erstinstallation eine Menge Material und Zeit, sondern auch im Servicefall und vor allem bei jeder Veränderung oder Erweiterung der Anlage. Gerade in einer umbaufreudigen Branche wie der Fördertechnik ist das nicht hoch genug zu bewerten.
Einfache Rezepte mit Raffinesse
Bei den Modulen für die 24-Volt-Fördertechnik steuert und versorgt jedes einzelne Modul zwei Antriebe und liest bis zu vier Sensoren ein. Geschwindigkeit, Drehrichtung, Start und Stopp sind dabei völlig frei programmierbar beziehungsweise parametrierbar. Darüber hinaus ist es auch möglich, feste Geschwindigkeitswerte direkt am Modul vorzugeben. Sofern die Antriebe wie zum Beispiel im Fall Interroll RollerDrive EC310 einen Störausgang zur Verfügung stellen, wird auch dieser zur Steuerung weitergeleitet und dort permanent ausgewertet. Selbstverständlich lassen sich auch Drehstromantriebe für Förderstrecken, die eine höhere Leistung erfordern, wie es etwa in der Palettenfördertechnik üblich ist, über die entsprechenden Module sehr komfortabel ansteuern. Das gilt sowohl für einfache Antriebe wie etwa den SEW Movi-Switch als auch für dezentrale Frequenzumrichter wie den SEW Movimot, bei dem man zwischen unterschiedlichen voreingestellten Sollwerten umschalten oder auch eigene Sollwerte parametrieren kann.