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Smart Building Altbau mit effizienter Gebäudetechnik

Tradition und Moderne: Im Wintergarten des ehemaligen Kaiserin-Augusta-Hospitals zeigt sich die Symbiose aus alten, erhaltenen Baumaterialien und neuen Oberflächen.

Bild: Gesa
11.09.2014

Innovative Gebäudetechnik ist auch im Altbau sinnvoll umsetzbar. Ein ganzheitlicher Lösungsansatz für die Sanierung birgt ein erhebliches Wertsteigerungspotenzial, ohne dass die Kosten ausufern müssen.

Wenn ein High-Tech-Unternehmen einen Hospital-Altbau als Hauptstadt­repräsentanz sowie Besucher- und Schulungszentrum wählt, stößt Moderne nicht nur symbolisch auf Tradition. Nach der Entkernung und grundlegenden Sanierung stand auch die Überholung der Energietechnik auf dem Plan.

Zentral war dabei ein progressives Heiz- und Kühlkonzept gespickt mit hocheffizienter Gebäudesteuerung, das den neuen Unternehmensstandort in Berlin nicht nur innovativ, sondern auch äußerst komfortabel gemacht hat.

Innovatives Heizkonzept

Das ehemalige Kaiserin-Augusta-­Hospital in Berlin befindet sich im Rücklauf des Fernwärmenetzes eines Kraftwerks, wodurch lediglich Abwärme mit 40 °C garantierter Versorgungstemperatur zur Verfügung steht. Zum Heizen und Kühlen des Besucher- und Schulungszentrums wurde deshalb ein Kapillarrohrsystem als flächige Anlage verbaut, denn Kapillarrohrsysteme benötigen nur geringe Vorlauftemperaturen. Zusätzliche Wärmeerzeuger waren nicht nötig, was dauerhaft niedrige Betriebskosten sichert.

Ein weiterer Vorteil der Heizmatten, gerade im Bestandsbau, ist die niedrige Aufbauhöhe: Die Installation einer Kapillarrohr-Fußbodenheizung oder -Kühldecke geht mit geringem Platzverlust einher. Dadurch können vorhandene Fußbodenaufbauten und Deckenkonstruktionen großteils erhalten bleiben. Am vorliegenden Objekt musste auf den Böden beispielsweise lediglich ein dünner Fließ-Estrich eingebracht werden, der die Heizrohrnetze flächig abdeckt.

Die Kühlung des Gebäudes an warmen Sommertagen erfolgt über Kühldecken, welche ebenfalls als Kapillarrohrsystem ausgeführt sind. Durch den Einsatz von KNX-Temperatur- und -Feuchtigkeitsfühlern in Verbindung mit einer intelligenten Programmierung war es möglich, die Kühldecken ohne den unschönen, kosten- und wartungsintensiven Einsatz von Taupunktfühlern umzusetzen.

Kältemaschinen auf dem Dach

Die Versorgung der Kühlanlage übernehmen gebrauchsübliche Kältemaschinen, welche auf dem Dach des Besucher- und Schulungszentrums installiert sind. Eine der Kältemaschinen ist dabei mit einer Free-Cooling-Funktion ausgestattet. So kann in der kalten Jahreszeit die kühle Umgebungsluft genutzt werden, um beispielsweise Serverräume zu klimatisieren. Die Kältemaschinen entziehen in diesem Fall die Kälte lediglich der Umgebung, müssen sie jedoch nicht erzeugen, was deutlich Energie einspart.

Umsetzung der Gebäudeautomation „in time“

Die Integration der intelligenten Gebäudesteuerungstechnik einschließlich der Klimasteuerung übernahm TPN Service. Das Steuerungskonzept für die Gebäudeautomation basiert auf nicht proprietären, preiswerten Sensoren, Aktoren und universellen Steuereinheiten. Die vielfältigen Schnittstellen der speicherprogrammierbaren Steuerungen (SPS) erlauben den Anschluss von einfachen Tastern über Relais, Sensoren, Dimmer bis hin zu diversen Bus-Systemen verschiedener Hersteller wie KNX, SMI, Dali, Bacnet, Lon, 1-Wire. Leitungen, die zu Schaltern und Sensoren führen, sind als niederspannungsführende KNX-Leitungen realisiert. Die Verwendung der Industriesteuerungen ermöglicht ein umfangreiches Datenlogging: Alle vom System erfassten Daten werden im 5-Minuten-Takt gesichert und bilden eine Art Tagebuch über die Funktionsweise der gesamten Anlage.

Einfache Handhabung durch „offenes“ System

Die Bedienung des gesamten Systems wurde offen gestaltet. So benötigt der Benutzer lediglich ein internetfähiges Endgerät (Computer, Tablet, Smartphone) sowie einen Netzwerk-Zugang. TPN Service programmierte einen browserbasierten, passwortgeschützten Zugang zur Gebäudesteuerung.

Ein von S&L projektiertes Strangschema für Heizung, Lüftung und Beleuchtung erleichtert darüber hinaus die Arbeit für Techniker und Hausmeister. Anstehende Fehlfunktionen werden hierfür in Form abweichender Werte im System vermerkt und gemeldet.

Räume automatisiert temperieren

Auf Wunsch ist es möglich, jeden Raum vor einer Veranstaltung automatisch zu lüften und anschließend auf eine gewünschte Raumtemperatur zu bringen. Während einer Veranstaltung deaktiviert sich die automatische Beschattung, um eine Störung der Nutzer zu vermeiden. Zusätzlich schaltet das System – sofern ein Raum in den Abendstunden belegt ist – selbständig die Gehweg- und Treppenhausbeleuchtung. Sind im Programm keine Veranstaltungen eingebucht, fährt das System die Klimatisierung in einen Eco-Modus, um Energie zu sparen.

Bildergalerie

  • Webbedienung: Die netzwerkbasierte Bedienung bietet vielfältige Regelungsmöglichkeiten, unter anderem für Heizung, Lüftung und Beschattung

    Webbedienung: Die netzwerkbasierte Bedienung bietet vielfältige Regelungsmöglichkeiten, unter anderem für Heizung, Lüftung und Beschattung

    Bild: Gesa

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