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Sorte, Herkunft und Alter automatisch ermitteln Künstliche Zunge als Whisky-Kenner

publish-industry Verlag GmbH

13.06.2017

Bis zu 135.000 Euro kann eine gute Flasche Whisky kosten - da ist es wichtig, zwischen edlem Tropfen und billigem Abklatsch zu unterscheiden. Eine künstliche Zunge schmeckt alles heraus, was es über den Whisky zu wissen gibt.

Chemiker an der Universität Heidelberg um Uwe Bunz haben gemeinsam mit niederländischen Kollegen von der Universität Groningen haben einen chemischen Sensor entwickelt, der Whisky auf Merkmale wie Alter, Herkunft und Sorte analysiert - so präzise wie die Zunge eines Kenners. Dabei ermittelt die synthetische Zunge eine Art Geschmacksprofil des zu testenden Tropfens.

Der Fingerabdruck des Whiskys

Bei der künstlichen Zunge handelt es sich um eine Sensorplatte, die mit 22 unterschiedlichen fluoreszierenden Molekülen bestückt ist. Jedes dieser Leuchtstoffe reagiert auf eine andere Komponente des Whiskys. Für die Analyse reichen der Sensorik wenige Milliliter des Getränks.

Je nach Whisky entsteht ein einzigartiges Leuchtprofil, an dem der Whisky eindeutig zu identifizieren ist. Ob Single Malt, Scotch oder Bourbon: Die charakteristischen Merkmale werden durch das Leuchtmuster sichtbar gemacht. Das ist um einiges genauer als chemische Verfahren, die lediglich die groben Bestandteile des Getränks wie den Alkohol aufspüren. Und es funktioniert: Die künstliche Zunge konnte zielsicher die 33 Whiskysorten unterscheiden, die die Wissenschaftler ihr zum „Tasting“ gegeben haben.

Das Verfahren ist dem Vorbild der Natur nicht unähnlich: Auch bei der menschlichen Zunge reagieren unterschiedliche Zonen auf verschiedene Geschmacksträger; so entsteht aus der Summe der Reize eine Art Profil, das wir als Geschmack wahrnehmen.

Edler Tropfen oder Fälschung?

Interessant ist dieses Verfahren besonders für die Qualitätskontrolle und um Fälschungen von Originalen zu unterscheiden - besonders, da der Preis einer besonders edlen Flasche in die Zehn- oder sogar Hunderttausende gehen kann.

Einsetzen lässt sich die Hightech-Zunge nicht nur für Whisky, sondern prinzipiell für Getränke aller Art. So haben die Heidelberger Forscher dem künstlichen Gaumen auch Wein und Säfte vorgesetzt. Daneben sind Anwendungen mit anderen Lebensmitteln, aber auch Medikamenten oder Parfüms denkbar. Wie eine künstliche Nase wohl aussieht?

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