Fachbeitrag Transparenz beim Energieeinkauf

Portfoliosteuerung: Aufgrund der immer komplexeren Rahmenbedingungen wird die Unterstützung des Portfoliomanagements durch Online-Plattformen immer wichtiger.

Bild: Pfalzwerke
17.08.2015

Online-Portale gewinnen auch in der Energiewelt zunehmend an Bedeutung. So können sie in Zukunft helfen, Markt- und Verbrauchsdaten zu strukturieren. Damit profitieren auch Industrie­kunden und Stadtwerke ganz einfach vom Portfoliomanagement.

Die Rahmenbedingungen im Energiemarkt, sowohl auf der Netz- als auch auf der Energiebeschaffungsseite, ändern sich stetig. Das erhöht zunehmend die Anforderungen an maßgeschneiderte Energieversorgungskonzepte für Industrie- und Geschäftskunden sowie Stadtwerke.

Unternehmen, die sich für eine moderne, strukturierte Energiebeschaffung mit Zugang zum Großhandelsmarkt entscheiden, haben die Chance, mit einem Höchstmaß an Flexibilität Kosten- und damit Wettbewerbsvorteile zu erzielen. Kostenvorteile können dabei durch eine individuell abgestimmte und permanent anpassbare Beschaffungsstrategie sowie durch die Vermeidung von überflüssigen Risikoaufschlägen realisiert werden.

Unterstützung des Energieeinkaufs

Der Energieeinkauf steht vor der Herausforderung, gemäß seiner Strategie die passenden Produkte am Großhandelsmarkt in Abhängigkeit von der Struktur seines prognostizierten Energiebedarfs zu beschaffen. Ein passendes Hedging-Modul kann ihm dabei vollumfängliche Unterstützung anbieten.

Nach der Entscheidung für eine Beschaffungsstrategie – hier können einfach der Anteil und die Art der Produkte, etwa Kalenderprodukte, unterjährige Produkte, Base/Peak-Produkte oder Fahrpläne ausgewählt werden –, errechnet die zum Portfoliomanagement gehörende Online-Plattform auf Basis der aggregierten Gesamtprognose sowie der bereits beschafften Terminmarktprodukte automatisch einen Hedge-Vorschlag.

Aus Sicht des Energieeinkaufs ergeben sich durch das Portfoliomanagement in Kombination mit einem dazugehörigen Online-Tool zahlreiche entscheidende Vorteile gegenüber einer klassischen Beschaffungsvariante. So kann die Beschaffungsstrategie jederzeit nachjustiert werden – je nach Entwicklung der Rahmenbedingungen sowohl auf der Angebots- als auch auf der Nachfrageseite.

Bei Unternehmen mit mehreren Lieferstellen wird zudem eine passende Beschaffungsstrategie für das Gesamtportfolio umgesetzt. Durch die Bündelung reduziert sich der Aufwand für den Energieeinkauf. Weitere Vorteile ergeben sich durch eine aggregierte Glattstellung offener Positionen zu Spotmarktpreisen, die auf Basis der Gesamtprognose aller Lieferstellen des Vortags sowie der bereits beschafften Terminmarktprodukte automatisch vom Dienstleister täglich durchgeführt wird. Dadurch reduziert sich der Aufwand für den Einkauf auf ein Minimum.

Eigenerzeugungsanlagen lassen sich jederzeit in das Portfolio implementieren. Die erzeugten Energiemengen können sowohl zum Eigenverbrauch als auch zur Vermarktung genutzt werden. Durch die Beschaffung aller relevanten Produkte zu Großhandels-, Börsen- sowie veröffentlichten Ausgleichs­energiepreisen und eine separate Ausweisung eines Dienstleistungsentgelts wird für die Kunden außerdem ein Höchstmaß an Transparenz geschaffen. Durch die Bündelung der zu beschaffenden Terminmarktprodukte können sich Preisvorteile bei der Beschaffung am Großhandelsmarkt ergeben.

Die Nutzung aller vorhandenen Energiemärkte und eine zeitlich versetzte Beschaffung reduzieren im Allgemeinen das Beschaffungsrisiko. Bei der Wahl der passenden Beschaffungszeitpunkte sollte der Energieeinkauf durch regelmäßige Energiemarktberichte sowie eine effiziente Stoppmarkenverwaltung unterstützt werden.

Flexible Anpassung der benötigten Energie

In einem wirksamen Portfoliomanagement-Gesamtkonzept muss eine standortgerechte Prognose jederzeit vorhanden und mit geringstem Aufwand anpassbar sein. Der Produktionsverantwortliche vor Ort kennt seinen Produktionsprozess und den damit verbundenen kurz- und mittelfristigen Energiebedarf besser als jedes Versorgungsunternehmen.

Der sich damit ergebende Informationsvorsprung kann durch das Wegfallen von pauschalen Risikoaufschlägen, wie in einer klassischen Vollversorgung zum Festpreis üblich, und durch gezieltes Nutzen und Steuern eigener Flexibilitäten mitunter in einen kostenwirksamen Vorteil umgemünzt werden.

Eine effektive Online-Plattform sollte dabei einige einfache Instrumente zur Prognoseanpassung bieten. Dazu gehört das Erstellen von Mittelfristprognosen auf Wochen- oder Monatsbasis auf Grundlage der Verbrauchsdaten von Referenzwochen mit wenigen Mausklicks. Weiterhin sollte eine einfache Justierung der Tagesstruktur auf Basis von Vergleichstagen möglich sein. Dabei sollte es sowohl möglich sein, auf die Messdaten von historischen Tagen zurückzugreifen als auch Prognosewerte zu verwenden.

Produktionsverantwortliche sollten ihre Prognose jederzeit, unter Beibehaltung der Struktur, durch eine Skalierung des Niveaus anpassen können. Für Spezialanwendungen sollte optional eine Stunden-/Viertelstundenmodellierung möglich sein.

Die Prognosegüte sollte für historische Zeiträume jederzeit kalkuliert und visualisiert dargestellt werden können. Die Messdaten sollten am Folgetag im Online-System vorhanden sein. Wenn die technischen Voraussetzungen für eine Online-­Messung beim Kunden gegeben sind, sollten auch diese Messwerte in die Online-Plattform einfließen können. Dadurch lassen sich etwa überflüssige Verbraucher auch kurzfristig innerhalb des Unternehmens vom Produktionsverantwortlichen identifizieren. Der Versorger sollte bei diesem zeitlichen Vorteil auch die Möglichkeit bieten, kurzfristig am Intraday-Markt tätig zu werden.

Werkzeuge für das Controlling

Um alle Vorteile des Portfoliomanagements auch für Einkaufsgemeinschaften nachhaltig nutzen zu können, ist die Option empfehlenswert, die monatlichen Gesamtkosten verursachungsgerecht auf alle Lieferstellen aufteilen zu lassen. Diese können zu verschiedenen Unternehmensgesellschaften gehören.

Für die Rechnungskontrolle bietet es viele Vorteile, wenn in einem Online-Tool neben den Gesamtkosten auf Portfoliobasis auch die jeweiligen Einzelabrechnungen nachzuvollziehen sind. Dies kann zu einer deutlichen Reduzierung des Zeitaufwands beim Durchführen von Prüfprozessen beispielsweise durch den Wirtschaftsprüfer führen.

Die beschafften Terminmarktprodukte und Preise sowie die daraus resultierenden Durchschnittspreise sollten für frei wählbare Zeiträume jederzeit durch den Einkauf und das Controlling einsehbar sein. Auch Mengen, die bei Dritten beschafft wurden, sollten zumindest mengenmäßig berücksichtigt werden können.

Während der Einkauf durch ein solch transparentes Orderbuch die bisher realisierten Preise als Benchmark für die Beschaffungsentscheidungen nutzen kann, dient es dem Controlling als weitere Schnittstelle zur Kontrolle der Abrechnung und zur effizienten Planung der zukünftigen Energiekosten.

Um Planungssicherheit zu gewährleisten und mögliche Beschaffungsrisiken steuern und überwachen zu können, sollte in einem regelmäßig erscheinenden Portfolio- und Risikobericht die Bewertung der offenen Positionen des Portfolios mit Planpreis und Risikoanalyse dargestellt werden.

Optimierter Energieeinkauf für alle

Energieintensive Unternehmen sehen sich mit zunehmend wachsenden Herausforderungen im Energiemarkt sowohl auf der Beschaffungs- als auch auf der Netzseite konfrontiert.

Zusätzlich wird vor dem Hintergrund eines sich verschärfenden Wettbewerbs auf der Absatzseite der Wert einer flexiblen Beschaffungs- und Vermarktungslösung für produzierende Unternehmen und Stadtwerke immer wichtiger.

Auch die steigenden Anforderungen des internen Berichtswesens und der damit verbundenen Dokumentationen fordern effektive und effiziente Lösungen für das Organisations- und Zeitmanagement.

In Zeiten immer komplexer werdender Rahmenbedingungen von Seiten der Märkte und der Energie- und Wirtschaftspolitik wird Portfoliomanagement mit seinen In­strumenten und Potenzialen, idealerweise unterstützt durch eine einfach und intuitiv zu bedienende Online-Plattform mit hohem Informationsinhalt, zunehmend essentieller. Möglichkeiten zur Optimierung des Energieeinkaufs, die bisher nur von Großunternehmen genutzt werden konnten, werden immer mehr auch als Standard-Werkzeug in mittelständigen Unternehmen an Bedeutung gewinnen.

Bildergalerie

  • Optimierter Energieeinkauf: Ein passendes Hedging-­Modul macht es möglich, am Großhandelsmarkt die geeigneten Produkte zu beschaffen – je nach der Struktur des prognostizierten Energiebedarfs.

    Optimierter Energieeinkauf: Ein passendes Hedging-­Modul macht es möglich, am Großhandelsmarkt die geeigneten Produkte zu beschaffen – je nach der Struktur des prognostizierten Energiebedarfs.

    Bild: Pfalzwerke

Firmen zu diesem Artikel
Verwandte Artikel