KPMG geht Korruptionsvorwürfen auf den Grund Korruptionsskandal: EWE ist aus dem Schneider - aber trotzdem unglücklich

Für den Energieversorger EWE brach mit den Korruptionsvorwürfen eine stürmische Zeit an.

Bild: Matthias Ibeler
11.09.2017

Seit Anfang des Jahres hatte der Energieversorger EWE, insbesondere seine Tochter EWE Netz, mit schweren Vorwürfen zu kämpfen. Diesen ist nun die Prüfungsgesellschaft KPMG auf den Grund gegangen und kann Licht ins Dunkle bringen.

Der Aufsichtsrat der EWE hat in seiner letzten Sitzung die Ergebnisse des KPMG-Abschlussberichts im Bezug auf die Vorwürfe gegen EWE diskutiert und eine abschließende Bewertung vorgenommen. Das Hauptaugenmerk der Prüfung lag darauf, die Sachverhalte aufzuarbeiten, bestehende Vorwürfe zu überprüfen und Verantwortlichkeiten zu klären. Zudem haben die Wirtschaftsprüfer von KPMG Hinweise erarbeitet, um die internen Abläufe bei EWE zu verbessern und Fehler in der Zukunft möglichst auszuschließen. Die rechtliche Bewertung der festgestellten Sachverhalte hat der Aufsichtsrat mit Unterstützung von externen Rechtsexperten vorgenommen.

Vorwürfe erweisen sich in der Untersuchung als haltlos

Bernhard Bramlage, Aufsichtsratsvorsitzender von EWE, erklärt dazu: „Die erhobenen Korruptionsvorwürfe gegen Mitarbeiter von EWE Netz haben sich nicht bestätigt – ebenso wie ein Großteil der weiteren im Raum stehenden Vorwürfe. Sie waren schlicht und einfach haltlos.“

Unter anderem wurde der EWE Netz vorgewrofen, Zuschläge steuerlich und sozialversicherungstechnisch nicht sachgerecht behandelt zu haben. Die detaillierte Prüfung hat ergeben, dass das Problem seinen Ursprung nicht in EWE Netz, sondern in EWE seinen Ursprung hatte.

„Präsidium und Aufsichtsrat haben daher keine Pflichtverletzungen bei Timo Poppe festgestellt. Bei Torsten Maus aus formalrechtlichen Gründen in geringem Umfang, die aber seiner Entlastung nicht entgegenstehen. Aufgrund dieser Faktenlage kam der Aufsichtsrat zu dem Schluss, dass einer weiteren vertrauensvollen Zusammenarbeit mit beiden nichts im Wege steht. Auch wurde der Finanzverwaltung kein Geld vorenthalten“, so Bramlage.

Interne Schwachstellen identifiziert

Die Analyse der internen Kontrollsysteme bei EWE hat allerdings ergeben, dass Schwachstellen bestanden. Diese betrafen insbesondere die Überwachung und Überprüfung der Geschäftsvorgänge. Die Strukturen und Prozesse, die teils über lange Zeit gewachsen sind, standen auch einem früheren Erkennen möglichen Fehlverhaltens im Weg.

Dazu sagt Bernhard Bramlage: „Die Prüfungen zeichnen insgesamt ein Bild, mit dem wir nicht zufrieden sein können. Umso wichtiger ist es, nun die richtigen Schlüsse zu ziehen und diese Mängel schnellstmöglich zu beseitigen. Eine funktionierende und täglich gelebte Compliance ist eine wichtige Grundlage für die Geschäftstätigkeit von EWE.“

In Zukunft stärkerer Fokus auf Compliance

Der Vorstand hat im Zuge der gewonnenen Erkenntnisse und in Zusammenarbeit mit externen Experten bereits in den vergangenen Monaten nach eigenen Angaben umfassende Maßnahmen ergriffen, um die Compliance-Organisation und Kontrollmechanismen anzupassen und zu stärken. Compliance wird ein eigenständiger Teil im Ressort des künftigen Vorstandvorsitzenden sein. Zudem soll sie noch stärker als bislang als Führungsaufgabe im Unternehmen verankert werden. Das erhöht nicht nur die Handlungssicherheit für die Mitarbeiter bei EWE, sondern vermittelt vor allem eine grundsätzliche Haltung. Der Vorstand wird den Aufsichtsrat über die Fortschritte bei der Umsetzung der beschlossenen Maßnahmen regelmäßig informieren.

In den nächsten Sitzungen wird sich der Aufsichtsrat unter anderem darauf konzentrieren, die vakanten Positionen im Vorstand zu besetzen. „Die Suche nach geeigneten Kandidaten geht voran. Wir sind zuversichtlich, dass bei diesem wichtigen Thema noch in diesem Jahr die wesentlichen Weichenstellungen erfolgen“, sagt Bernhard Bramlage.

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