Interview Flaute oder volle Windkraft voraus?

wpd GmbH

Bild: E. Härtel
15.05.2013

Strompreisbremse, EEG-Umlage - Energie ist ein viel diskutiertes Thema. Die Windkraft-Experten Dr.Klaus Meier und Andreas Eichler sprachen während der Hannover Messe auf der „Roten Couch“ mit Energy 2.0 über Gegenwart und Zukunft der Windenergie in Deutschland.

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Energy 2.0: Herr Dr. Meier, sind wir bei der Energiewende noch auf Kurs?

Dr. Klaus Meier:Im Moment sind wir noch auf dem richtigen Weg. Wir sind ja bei rund 25 Prozent erneuerbarer Energie im Netz, was man noch weiter steigern wird und kann. Und wir sind auch kostenseitig auf dem richtigen Weg.

Und wie sieht es bei der Windenergie aus, Herr Eichler?

Andreas Eichler:In Deutschland können wir heute mit Neuinstallationen pro Jahr von ungefähr zwei- bis zweieinhalbtausend Megawatt kalkulieren. Das ist erst mal eine angenehme Größe. Im Endeffekt müssen die Unternehmen, die im Markt partizipieren, auch die entsprechenden Kapazitäten zur Verfügung stellen. Wenn die Bundesregierung festlegt, sich stärker dem Thema Energiewende zu widmen, dann ist für uns als Industrie klar, hier einen Beitrag zu leisten. Windenergie ist durchaus einer der attraktivsten Beiträge.

Ist der Ausbau an weniger wirtschaftlichen Standorten wie Süddeutschland mehr als ein anfänglicher Hype?

Eichler:Wir sehen da hundertprozentig eine Nachfrage. Wir errichten heute Anlagen in ganz Deutschland, nicht nur an der Küste, und sind in der Lage, mit Nabenhöhen über 140 Meter und mehr in den Süden von Deutschland zu gehen. Wir sehen vor allem, dass die Kommunen und auch die Bürger vor Ort mit dieser Technologie leben.Dr. Meier:Mittlerweile haben die Mitte und der Süden Deutschlands erkannt, dass es die günstigste Form ist, Erneuerbare dazu zu bauen, und dass man darauf auch in Bayern, Baden-Württemberg und Hessen nicht verzichten will. Es ist teurer, im Süden oder in windschwächeren Gebieten Windstrom zu produzieren, aber immer noch günstiger als jede andere Form der erneuerbaren Energien. Diese Konkurrenz, auch der Bundesländer mit verschiedenen Systemen, ist sinnvoll. Dort stellt sich dann zum Beispiel die Frage, ob man Windkraftwerke im Wald oder in Küstenregionen bevorzugt.

Wie wirken sich das EEG und der Umbau unseres Energievesorgungssystems auf die Windenergie aus?

Dr. Meier:Wir haben zwei konkurrierende Systeme: Ein wettbewerbliches System mit vier wesentlichen Beteiligten über die Strombörse und ein geplantes System über das EEG. Das wird man enger verzahnen müssen. Der Erfolg des Umbaus in Deutschland wird sehr stark von der Frage dominiert werden, wie man alle Netzfragestellungen auf den verschiedenen Spannungsebenen löst. Dort sind die Anstrengungen weiter zu forcieren und dort gibt es auch gute Ansätze auch vom Bund. Das ist alles ein bisschen spät, aber besser spät als nie.Eichler:Aufgrund des Förderinstrumentes und der Nachfrage, die sich etwa in Deutschland aber auch europa- und weltweit ergibt, ist die Industrie angehalten, permanent leistungsstärkere und größere Maschinen zu entwickeln, die effizienter sind. Wir sehen deshalb hier in Hannover auf der Messe Anlagen der Multimegawatt-Generation bis hin zu sieben Megawatt und größer, über deren Serienfertigung wir vor 10 bis 15 Jahren noch gar nicht nachgedacht haben.

Wie wird die internationale Entwicklung in diesem Markt aussehen?

Eichler: Wir haben in Europa eine stabile Industrie für die Windenergieanlagenherstellung. Der Markt ist natürlich ein Weltmarkt. Wenn wir in Deutschland im letzten Jahr 2400 MW Neuinstallation gehabt haben, so hatten wir beispielsweise allein in Amerika über 12.000 MW Neuinstallationen und 15.000 MW in Asien. Genau in diesen Märkten findet weltweit ein Ausbau statt. Wir betrachten dabei drei Säulen, die asiatische, amerikanische und europäische. Alle drei sind mehr oder weniger im Gleichgewicht. Es ist gut, dass man in diesen Nationen, in denen der Energieverbrauch enorm zunimmt, auch auf diese Anlagentechnologie setzt.

Ein kleiner Ausblick zum Schluss: Wie hoch ist der Anteil der Windenergie am Energiemix in Deutschland in zehn Jahren?

Dr. Meier:Heute haben wir rund 30.000 MW, 2023 werden wir - bei normalem Zubau - bei 50.000 bis 55.000 MW an Land und bei 7000 MW im Wasser sein. Das werden wir mindestens erzielen. Also eine etwa Verzweieinhalbfachung der Onshore-Energie, und dazu kommt der Offshore-Bereich. Mit anderen Worten: Wir werden etwas über 20 Prozent des Stroms in Deutschland aus Windenergie herstellen.

Die Gespräche führten Energy 2.0-Chefredakteur Dr. Karlhorst Klotz und Energy 2.0-Verleger Killian Müller auf der Hannover Messe. Die Videos finden Sie über die QR-Codes oder unter goo.gl/ FRFVw.

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