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Detlef Deuil von Sick im Interview „Eine Community für Sensoren“

Bild: iStock, Ani_Ka
04.07.2017

Sensoren werden immer intelligenter und vernetzter. Mit dem Ecosystem AppSpace ermöglicht Sick eine individuelle Funktionalität der Sensoren. Welche Möglichkeiten Kunden mit den programmierbaren Sensoren und AppSpace erhalten, erläutert Detlef Deuil, Leiter Produktmanagement Vertical Integration Products bei Sick, im Gespräch mit A&D.

A&D:

Woraus besteht Sick AppSpace?

Deuil:

Wir verstehen unter AppSpace programmierbare Sensoren, wie beispielsweise die Matrixkameras der InspectorP-Serie oder RFID-Sensoren. Für Entwickler gibt es in dem Ecosystem das Sick AppStudio, damit lassen sich Applikationen für den Sensor entwickeln. Die Benutzeroberfläche für den Maschinenbediener kann dabei individuell als Web-GUI erstellt werden. Entwickler können festlegen, welche Parameter für den Operator an der Maschine wirklich sichtbar sein müssen. Aber auch die Datenkommunikation über verschiedene Interfaces lässt sich über das AppStudio regeln. Als weiteres Softwaretool ist der Sick AppManager verfügbar, um Servicekräfte im Feld bei der Verteilung und Verwaltung der Sensor-Apps zu unterstützen.

Was war der Anstoß für die Entwicklung des Ecosystems?

Gerade bei der Entwicklung kamerabasierter Code-Leser zeichneten sich immer individueller werdende Marktanforderungen ab. Der Wunsch nach der Anzahl der Software-Features wurde so groß, dass wir unsere OEMs und Systeminte­gratoren in die Lage zu versetzen wollten, die gewünschten Funktionen einfach und effizient selbst zu programmieren. Das war die Grundidee für AppSpace. Durch die Vielzahl der Wünsche wussten wir gleichzeitig auch, wir benötigen eine moderne Community-Plattform für die Zusammenarbeit und den Austausch. Denn wenn man Sensoren programmierbar macht und öffnet, entwickeln unsere Kunden eine Vielzahl von Ideen. Ein Element der Community-Plattform ist der Sick AppSpace Developers Club, in dessen Rahmen auch eine jährliche Entwicklerkonferenz stattfindet.

Wie kommt der Kunde in den AppSpace Developers Club?

Für die Mitgliedschaft ist ein Jahresbeitrag von 3000 Euro fällig. Clubmitglieder erhalten Zugriff auf regelmäßige AppStudio-Updates und individuelle Unterstützung in unserem Support Service Portal. Über das Ticketsystem und den Telefonservice erreichen Mitglieder kompetente Ansprechpartner, die auch über Remote-Access behilflich sind. Im AppSpace Support Portal sind zudem Beispiel-Apps, Tutorials sowie FAQs zu finden. Außerdem erhalten Mitglieder besondere Demogerät-Angebote für niedrige Einstiegsbarrieren in AppSpace.

Wie entwickelt sich die Community?

Wir haben bereits jetzt über 50 Firmen im Club, die sich aktiv mit dem Thema AppSpace beschäftigen. Das übertrifft unsere Erwartungen ebenso wie der weitere erfreuliche Zulauf.

Muss der Anwender eigentlich ein Code-Spezialist sein, um die Sensoren zu programmieren?

Nein, überhaupt nicht. In den programmierbaren Sensoren haben wir eine API-Struktur, über die zum einen die Funktionalitäten des Sensors nur noch aktiviert werden müssen. Darüber haben wir eine Sandbox gelegt, wo die App entwickelt werden kann. Die Programmiersprache ist das weit verbreitete und einfache Lua-Scripting. Die Sprache ist auch für Programmierer von C++ innerhalb eines Tages autodidaktisch erlernbar.

Gibt es auch schon fertige Module, die individuell anpassbar sind?

Ja, das ist für Sick auch ein wichtiger Aspekt. Wir haben im Support Portal heute über 100 Sample Apps verfügbar. Das sind Funktionalitäten, die Clubmitglieder sofort für ihre Sensoren nutzen können. Auf diesen Sample Apps basierend können Entwickler natürlich ihre individuellen Applikationen für die Sick-Sensoren programmieren.

Es ist also kein geschlossener Code?

Nein, wir wollen, dass unsere AppSpace-Mitglieder die Sample Apps individuell für ihre Bedürfnisse anpassen können.

Sind mit AppSpace programmierte Apps unabhängig von der Hardware auf verschiedenen Sensoren nutzbar?

Das haben wir so vorgesehen. Wenn eine App auf einer anderen Sensor-Hardware installiert werden soll, bekommt der Entwickler Meldungen, welche Funktionalitäten verfügbar sind und wo es einen Alarm gibt. Das ermöglicht einen hohen Wiederverwendungsfaktor der Apps mit nur geringfügigen Adaptionen. Was beispielsweise selbst ohne Anpassung funktioniert, ist die Apps zwischen kleinen und großen Matrixkameras oder der Sensor Integration Machine auszutauschen.

Welche Sensoren unterstützen bereits AppSpace?

Aktuell zählen hierzu die 2D-Matrixkameras der InspectorP-Baureihe, die Sensor Integration Machine sowie die RFID-Geräte der RFU-Serie. Bei den RFID-Systemen ist vor allem die Middleware-Anbindung ein Thema für die Entwicklung mit AppStudio. Hier bietet unser Ecosystem die Möglichkeit, beispielsweise Daten von SAP in den Sensor zu bekommen und Rückmeldungen wieder auszuwerten.

Wird AppSpace auf Sensoren von Sick beschränkt bleiben?

Das ist eine spannende Frage. Zum aktuellen Zeitpunkt funktioniert das neue Ecosystem nur auf unseren Sensoren.

Wer ist denn die typische Zielgruppe von AppSpace?

Das sind Maschinenbauer, OEMs, Automatisierer und Systemintegratoren. Auch Roboterhersteller, die unsere Sensorik bereits einsetzen, zählen zur Zielgruppe.

Welche nächsten Schritte sind bei AppSpace geplant?

Wir rollen AppSpace auf weitere Sensortechnologien aus, um das Portfolio und die Anwendungen deutlich zu erweitern. Interessant sind in diesem Zusammenhang die Möglichkeiten, die sich mit dem Ecosystem bei 3D Vision ergeben. Außerdem investieren wir gerade sehr in die weltweite Verfügbarkeit und den Support von AppSpace.

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  • „Wir haben im Support Portal heute über 100 Sample Apps verfügbar. Das sind Funktionalitäten, die Clubmitglieder sofort nutzen können“, sagt Detlef Deuil, Leiter Produktmanagement Vertical Integration Products bei Sick

    „Wir haben im Support Portal heute über 100 Sample Apps verfügbar. Das sind Funktionalitäten, die Clubmitglieder sofort nutzen können“, sagt Detlef Deuil, Leiter Produktmanagement Vertical Integration Products bei Sick

    Bild: Sick

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