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Industrie 4.0: Mehr als nur Technik Die Vernetzung beginnt im Kopf

Stefan Eichholz, Geschäftsführer und COO von Ferchau Engineering

Bild: Ferchau Engineering
23.03.2016

Eine konkrete Definition für Industrie 4.0 gibt es für viele Akteure bis heute nicht. Neben der Digitalisierung ist die Vernetzung ein wichtiger Aspekt. Die betrifft aber auch die Köpfe der Handelnden, sagt einer, der mit dem, was in den Köpfen steckt, sein Geschäft betreibt.

Während andere noch diskutieren, ob Industrie 4.0 eher eine Weiterentwicklung oder eine Umwälzung ist, hat Eichholz sich entschieden – für den disruptiven, den zerstörerischen Charakter der Veränderung. Denn er ist überzeugt: „Der sprunghafte Wandel der Technik bewirkt, dass sich die Erfolgsfaktoren verändern. Und das bringt sogar Weltmarktführer in Gefahr.“

Doch das gilt nicht nur im Großen – im Kleinen ist es ganz ähnlich, weiß Eichholz, und beschreibt eine Entwicklung aus seiner Praxis mit Ingenieuren: „Der Wechsel im Automobilbau von Aluminium zu Carbon war nicht einfach nur die Veränderung eines Werkstoffs. Die Kohlefasern haben andere Eigenschaften und verlangen eine andere Art des Konstruierens. Und dafür braucht man ein anderes Know-how.“

Ähnlich sieht er die Veränderungen, mit denen die Industrie nun im Ganzen konfrontiert ist. „Die großen Konzerne sind bereits in Bewegung und verschaffen sich dadurch einen Wettbewerbsvorteil. Der Mittelstand dagegen hat in Sachen Industrie 4.0 noch einige Hausaufgaben zu erledigen.“

Kunden weiterentwickeln

Das hat auch Konsequenzen für Ferchau selbst, denn mit Engineering-Dienstleistungen alleine ist es künftig nicht mehr getan. Um die Wettbewerbsfähigkeit der mittelständischen Kunden zu sichern, müssen sie auch in ihren Geschäftsmodellen weiterentwickelt werden. Effizienz zu heben ist aber eine Aufgabe, die nur über eine enge Zusammenarbeit und ein intensives Consulting zu leisten ist.

Schritt für Schritt

Am Anfang einer solchen Entwicklung steht zunächst oft nur die Ingenieurdienstleistung, um bei der Entwicklung eines neuen Produktes zu helfen, das aber im Umfeld von Industrie 4.0 zu verorten ist. Eichholz will künftig Kunden dafür gewinnen, dann noch einen Schritt weiter zu gehen: „Wie lässt sich die Produktpalette weiterentwickeln? Kann die Fertigung effektiver gestaltet werden, wenn man nicht nur die Prozesse, sondern auch das Portfolio auf den Prüfstand stellt? Ergeben sich aus Services rund um das Produkt Chancen für neue Geschäftsmodelle?“ Der Ferchau-Geschäftsführer nennt es eine „Industrialisierung der Produkte“, bei der die Kunden künftig unterstützt werden sollen. Dabei dürften allerdings die Mitarbeiter nicht vergessen werden: Anpassung des Know-hows, Schulungen in neuen Themen sind Aufgaben, die mit den Veränderungen einhergehen müssen; inklusive einem neuen Denken. „Industrie 4.0 ist ein spannendes Thema, denn es geht nicht nur um die Technologie – es ist auch mehr Vernetzung in den Köpfen der Handelnden nötig!“

Der Blick nach innen

Veränderungen verlangt der Engineering-Dienstleister aber nicht nur von anderen. Auch in den eigenen Reihen vollzieht sich ein Wandel. So ist geplant, bis 2017 die Zahl der IT-Spezialisten von derzeit 1300 auf 1700 anzuheben. Mehr als 1000 Mitarbeiter sollen in diesem Jahr neu an Bord kommen. Eine zunehmende Vernetzung von Kompetenzen aus den Bereichen Mechanik, Elektrotechnik, Elektronik und IT soll das Know-how verstärkt zusammenbringen, das für eine erfolgreiche Gestaltung von Industrie 4.0 gebraucht wird und auch in den Ingenieursabteilungen für ein übergreifendes Denken und Entwickeln sorgt.

Wachstum durch Vernetzung

Auf dieser Basis will Ferchau weiter wachsen. Das Familienunternehmen, das in diesem Jahr sein 50. Firmenjubiläum feiert, hat bereits im vergangenen Jahr einen Umsatzsprung von mehr als 10 Prozent erreicht. Mit weiteren Niederlassungen und stärkerer Internationalisierung soll diese Entwicklung fortgesetzt werden.

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