Fachbeitrag Energiekosten kaltgestellt

04.06.2013

Unter dem Markennamen Langnese stellt Unilever viele beliebte Eissorten her. Damit Magnum, Calippo & Co trotz steigender Rohwaren- und Energiepreise bezahlbar bleiben, bedarf es eines umfassenden Energiemanagements.

Die Unilever Sourcing Unit in Heppenheim erfasst viele energierelevante Daten bereits über SPSen von Siemens und Koppler aus dem Hause Beckhoff und speichert sie in einer Echtzeitdatenbank. Mit entsprechenden Tools lassen sich daraus zwar Trenddiagramme für verschiedene Verbrauchswerte erstellen, für ein umfassendes Monitoring reicht dies jedoch nicht aus. "Der wachsende Kostendruck durch steigende Preise für Rohwaren und Energie, die wir in dieser Form nicht an die Verbraucher weiter geben können, gab den Ausschlag für ein umfassendes Energiemanagement", erklärt Hagen Schubert, Automation & Electricity Manager bei Unilever. Dafür wurde ein unterstützendes Mess- und Analysesystem erforderlich. "Überzeugt hat uns das System von Econ Solutions mit seiner intuitiven Bedienbarkeit und den vielfältigen Reports, die wie auf unsere Anforderungen zugeschnitten waren", so Schubert weiter. Außerdem haben man die Daten der bereits bestehenden Messstellen nutzen und in das System integrieren können.

Modulares Energie-Controlling

Das Energiemanagementsystem besteht aus vier Hardware-Komponenten und der passenden Software. Sie lassen sich modular und bedarfsbezogen zusammenstellen und erweitern. Neben dem Stromsensor econ sens+ können auch bestehende Zähler, Fühler und Sensoren angeschlossen werden. Der Datenlogger econ unit dient als Zwischenspeicher für alle Messdaten, er verfügt über standardisierte, offene Schnittstellen. Über das Ethernet-Netzwerk im Unternehmen werden die Daten an den Server econ serv übermittelt, gespeichert und ausgewertet. Das Touchpanel econ view visualisiert die Messdaten ständig aktuell. Über die webbasierte Software econ app lassen sich alle Berichte individuell konfigurieren und darstellen. Verlaufs-, Verbrauchs- und Kostenberichte in verschiedenen hierarchischen Strukturen und Aggregationsstufen liefern die Basis für Analysen und Optimierungen. Den schnellen Überblick über die wichtigsten Energiekennzahlen liefern Dashboard-Startberichte.

Breite Unterstützung bietet das System auch beim Aufbau eines Energiemanagements, das DIN EN ISO 50001 entspricht. Ein digitaler Assistent führt Anwender durch die normrelevanten Kapitel. Eine Vollständigkeitsprüfung stellt sicher, dass alle norm- und zertifizierungsrelevanten Umfänge berücksichtigt sind.

Zusätzliche Schnittstellen

Bei Unilever sollten die vorliegenden Messwerte ohne zusätzliche Messtechnik über die existierende OPC-Schnittstelle an das Energiemanagement übergeben werden, doch eine solche Schnittstelle gab es zuvor nicht im System. Bei der Entwicklung analysierte Econ Solutions die bestehenden Versionen und Infrastruktur der OPC-Server, testete die Verbindungen zwischen den Systemen und überprüfte die Datentransporte. Mit objektorientierter Datenhaltung und SOAP-Technik gelang es softwaregesteuert, die Unilever-Daten so in Econ zu verarbeiten als wären sie auch dort physikalisch gemessen worden. Als Ergebnis entstand der econ OPC connector. Dieser virtuelle Verbindungsrechner läuft unter VMWare. In diesem Zug erweiterte Econ Solutions die Datenschnittstelle auch um die Integration von SQL-Datenbanken und den automatisierten Dateiimport. Jetzt lassen sich Daten bestehender Systeme, zum Beispiel von Gebäudeleitsystemen oder der Maschinen- und Betriebsdatenerfassung für das Energiemanagement nutzen. Energieleistungskennzahlen, wie sie die DIN EN ISO 50001 fordert, können mit wenigen Klicks erstellt werden. Zudem können Daten aus der Automatisierungstechnik jetzt flexibler als mit den vorherigen manuellen Upload-Funktionen verarbeitet werden; Messwerte lassen sich leichter und schneller für Auswertungen und Kennzahlanalysen aufbereiten.

Aus der Praxis für die Praxis

Am Unilever-Standort installierte Econ Solutions zuerst das Standardsystem, anschließend wurde gemeinsam mit einem OPC-Realisierungspartner die neue Schnittstelle installiert. Kleine anfängliche Instabilitäten konnten in kurzer Zeit beseitigt werden.

Wie bei der Installation derartiger Systeme üblich, steigt die Nutzungsdauer im Laufe der Zeit. Die Lernkurve bei Unilever war dabei recht steil. Updates lieferten fortwährend neue Funktionen, die Anzahl der integrierten Messstellen wurde bereits verdoppelt. Erste Langzeitdaten aus der gesamten Produktion des Unilever-Werkes in Heppenheim liegen vor und werden aktuell ausgewertet. "Dass das System aus der Praxis für die Praxis entwickelt wurde, hat sich intern schon herum gesprochen", sagt Schubert. "Das Unilever-Werk Pratau interessiert sich ebenfalls schon dafür", so der Manager weiter.

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