Autonome Raumfahrt Roboter-Astronaut kann sich bewusst in Gefahr bringen

Der kleine Lauron wird zum Helden des Weltraums ausgebildet.

Bild: FZI

17.07.2017

Eines der Robotik-Gesetze von Isaak Asimov verpflichtet die Roboter zur Selbsterhaltung. In der Realität entwickeln Forscher ein autonomes System, das Roboter für Weltraum-Einsätze waghalsiger macht.

Seit dem 1. Juli 2017 forscht ein Team am Forschungszentrum Informatik (FZI) an einem System, das Robotern mehr Selbständigkeit gibt - und das im Weltall. Mit Intellirisk sollen Roboter die Fähigkeit erlangen, auf planetaren Erkundungsmissionen flexibler zu handeln. Dabei sollen Roboter Risiken selbstständig einschätzen, Situationen bewusst abwägen sowie Entscheidungen treffen lernen. Das Versuchsobjekt heißt Laron: ein Laufroboter vom VZI, der sich selbst im unwegsamen Gelände sicher fortbewegen kann. Lauron wird als Test- und Evaluationssystem für Entwicklungen dienen und soll im Zuge dessen auch für planetare Explorationsmissionen erweitert werden.

Entscheidungswege sind zu lang

Bislang entscheiden bei planetaren Erkundungseinsätzen die jeweiligen Missionsteams über die Handlungen der eingesetzten Roboter. Als Grundlage ihrer Entscheidungen verwenden die Teams Daten, die erst mit größerer Verzögerung oder in reduziertem Umfang zur Verfügung stehen.

„Bei der aktuellen Vorgehensweise werden nicht alle Informationen, die dem Roboter vorliegen, an die Missionsteams übertragen und können somit im Entscheidungsprozess nicht berücksichtigt werden“, so Arne Rönnau, Leiter des Projekts. Diese Lücke soll das Projekt Intellirisk zukünftig schließen. Das System kann Risiken einschätzen und auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse Situationen selbstständig beeinflussen.

Der Roboter wird mutig

Besonders in Fällen, in denen der Erfolg der Mission wichtiger ist als der potenzielle Schaden an der Hardware, ist die Intelligenz des Systems entscheidend. Das System Intellirisk befähigt den Roboter in solchen Situationen – wenn er sich beispielsweise mit einem steilen Hang oder einem weiten Graben konfrontiert sieht – Risiken zu erkennen, einzuschätzen und bewusst einzugehen. Dabei kann der Roboter zu Beginn der Mission noch vorsichtig und zurückhaltend handeln, später aber, gegen Ende seiner Lebenszeit, auch mutigere Entscheidungen fällen.

Kleiner Held setzt das Wohl der Menschen über sein eigenes

Gerade für den Wissenschaftsstandort Deutschland im Bereich der planetaren Forschung ist das Projekt von großer Bedeutung: „Mit dem Projekt Intellirisk leisten wir einen wichtigen Beitrag zur Steigerung der Autonomie auf dem Gebiet der Robotik“, so Arne Rönnau.

Neben der Raumfahrt könnte das System auch in anderen Bereichen zum Einsatz kommen: „Das Risikobewusstsein kann in Zukunft auch in Industrie-4.0-Anwendungen genutzt werden, um sicherer mit Menschen kooperieren und Unfälle vermeiden zu können“, meint der Robotik-Experte. Doch auch im Katastrophenschutz und der Bergung könnte der Roboter das Wohl der Menschen über sein eigenes setzen, um auch in schwierigen Situationen eine Rettung zu ermöglichen.

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