Smart Traffic & Mobility „Wir sind vorbereitet“

25.09.2014

Wie schnell sich Elektroantriebe durchsetzen, ist nicht nur eine Frage der Technik. Dr. Andreas Lassota, Leiter Vertrieb und Marketing Elektromobilität von Volkswagen, setzt auf Beratung und bessere Rahmenbedingungen.

Mobility 2.0: Herr Dr. Lassota, zwölf Monate nach dem Start des e-Up! ist es Zeit für eine erste Zwischenbilanz. Wo steht denn die Elektromobilitätsoffensive von Volkswagen?

Wir sind positiv überrascht von dem Volumen, das der e-Up! im Moment macht. In einigen Märkten wie Norwegen kommt er sehr gut an. Das sind Märkte, die schon länger auf Elektrofahrzeuge vorbereitet sind und die über gute Rahmenbedingungen verfügen, zum Beispiel eine flächendeckende Versorgung mit Elektrotankstellen.

Was glauben Sie denn, wann E-Fahrzeuge in Deutschland einen ähnlichen Marktanteil erreichen wie in Norwegen?

Deutschland hat sich die Elektromobilität auf die Fahnen geschrieben. So ist derzeit ein Gesetz in Vorbereitung, das den Nutzern von E-Fahrzeugen weitere Vorteile einräumt.

Aber keine Kaufunterstützung vorsieht.

Den gesamten Gesetzestext können wir noch nicht beurteilen, da er noch nicht vorliegt. Aber stellen Sie sich vor, in einem intelligenten Stromnetz werden dezentrale Energiespeicher gefördert. Ein Fahrzeug, das den Strom von der Solaranlage auf dem Dach in der Batterie puffert, wäre ja auch nichts anderes als ein Energiespeicher. Es könnte spannend sein, nicht die Automobilindustrie, sondern den Energiewandel zu fördern.

Was muss noch passieren?

Erst einmal muss der Kunde verstehen, welche Chancen ihm die neue Technologie bietet. Das geht nicht nur über die niedrigen Betriebskosten, sondern auch über den Fahrspaß. Und über das Wissen: Ich bin gerüstet für die Zukunft. Nehmen wir an, eines Tages verdoppeln sich Benzin- und Stromkosten: Dann verdoppelt sich auch die Einsparung der Betriebskosten.

Diese Szenarien greifen aber erst nach 2020 und begründen nicht unbedingt schon heute eine Kaufentscheidung.

Aber man muss sich heute darauf vorbereiten, ein Produkt auf den Markt bringen, die Produktion langsam hochfahren und das Bewusstsein beim Kunden wecken. Denn das Jahr 2020 kommt ganz, ganz schnell.

Wie haben Sie denn die Händler auf die Markteinführung der Elektroautos vorbereitet?

In speziellen Trainings informieren wir nicht nur über unsere Fahrzeuge, sondern über den kompletten Energie­sektor. Dabei haben wir nicht alle Händler sofort zu E-Händlern gemacht, sondern zunächst ein selektives Netz aufgebaut, das etwa zehn Prozent der Händler umfasste. Zum e-Up! und zum e-Golf fanden diese Schulungen in zwei Wellen statt, mit der Einführung des Golf GTE weiten wir das Netz nun abermals aus. Mittlerweile ist das Netz in Deutschland fast flächendeckend.

Wie analysieren die Händler das Mobilitätsverhalten ihrer Kunden?

Wir haben sogar eine App auf den Markt gebracht, mit der der Kunde selbst sein Fahrprofil analysieren kann. Gibt er seine Nutzungsgewohnheiten ein, wird ihm der passende Antrieb vorgeschlagen. Eine erweiterte Software ermöglicht Flottenbetreibern, die Nutzungsgewohnheiten mehrerer Fahrer zu analysieren und die passenden Fahrzeuge zusammenzustellen. Diese Werkzeuge haben wir auch dem Handel zur Verfügung gestellt. Der Händler soll einen Kunden ja nicht in ein Fahrzeug hineinargumentieren, das der gar nicht haben möchte. Bei einem E-Auto muss man den Kunden auf die Reichweitenrestriktion hinweisen. Für andere Ansprüche haben wir ja auch andere Angebote, etwa den Golf GTE mit Plug-in-Antrieb oder für klassische Vielfahrer sparsame Dieselmotoren.

Das heißt aber auch, dass es für den Handel keine Vorgaben gibt, eine bestimmte Anzahl an E-Fahrzeugen abzusetzen?

Nein, die gibt es auf keinen Fall. Der Kundenwunsch ist entscheidend. Deswegen produzieren wir unsere Modelle ja mit allen Antriebsvarianten auf einer Linie, Stoßstange an Stoßstange. Wir sind dadurch völlig flexibel in der Gestaltung des Antriebsmix.

Kann das Ziel von einer Million E-Fahrzeuge in Deutschland so erreicht werden?

Ich halte das Ziel für ein schönes Ziel. Wir sind dafür da, das Ziel zu unterstützen, indem wir die passenden Produkte dafür anbieten. Wie sich der Markt entwickelt, hängt aber von den Kunden und den Rahmenbedingungen ab. Wenn Deutschland das Ziel ernst nimmt, müssen eben auch die Bedingungen so sein, dass die Kunden überzeugt sind. Wir können das nicht verordnen.

Ein Schwachpunkt ist immer noch die Ladeinfrastruktur.

Da sind tatsächlich noch Verbesserungen notwendig. Nicht nur, was die Zahl der Ladepunkte betrifft – Strom gibt es schließlich überall. Aber es muss auch möglich sein, die Ladepunkte durch eindeutige Verkehrszeichen zu identifizieren. Zudem sollten die Stationen buchbar sein und die Abrechnung funktionieren. Da sind wir in Deutschland aufgrund der regionalen Struktur der Energieversorger in einem sehr fragmentierten Markt unterwegs. Wenn wir das Thema Ladeinfrastruktur noch intensiver angehen, können wir die Blockaden beseitigen, die den einen oder anderen Kunden derzeit noch zur Zurückhaltung veranlassen.

Was halten Sie davon, künftig Straßenlaternen anzapfen zu können?

Eine wunderbare Idee! Die Parkplätze vermehren sich ja in Städten dadurch nicht, dass Parkplätze für E-Fahrzeuge reserviert werden. Obwohl auch das zum Erfolg der E-Mobilität beitragen kann. Amsterdam zum Beispiel nutzt diese Möglichkeit bereits.

Da können Sie als Fahrzeughersteller aber nicht viel tun.

Im Rahmen der Nationalen Plattform Elektromobilität sind wir hier schon beratend tätig. Es gibt viele Möglichkeiten, E-Antriebe durch Maßnahmen attraktiv zu machen, die nicht viel Geld kosten. Doch den Energiesektor können und wollen wir nicht gestalten.

Ein Stück in diese Richtung sind Sie mit dem Angebot von Ökostrompaketen bereits gegangen. Wie läuft das?

Die Kunden, die momentan Elektromobilität nachfragen, sind überwiegend schon einen Schritt voraus. Viele haben schon eine Solaranlage auf dem Dach und längst einen Ökostrom-Vertrag abgeschlossen. Unsere Kunden kommen informierter zum Handel als der Durchschnittskunde. Die Anzahl der Stromverträge ist daher geringer als der Absatz von E-Fahrzeugen. Wir vermitteln die Ökostromverträge aber trotzdem, weil wir wollen, dass unsere Kunden unter allen Umständen sauber fahren.

Das Gespräch führte Johannes Winterhagen, Mobility 2.0.

Mobility 2.0: Herr Dr. Lassota, zwölf Monate nach dem Start des e-Up! ist es Zeit für eine erste Zwischenbilanz. Wo steht denn die Elektromobilitätsoffensive von Volkswagen?

Wir sind positiv überrascht von dem Volumen, das der e-Up! im Moment macht. In einigen Märkten wie Norwegen kommt er sehr gut an. Das sind Märkte, die schon länger auf Elektrofahrzeuge vorbereitet sind und die über gute Rahmenbedingungen verfügen, zum Beispiel eine flächendeckende Versorgung mit Elektrotankstellen.

Wobei Norwegen den Absatz von Elektrofahrzeugen auch subventioniert.

Es handelt sich um eine Absatzförderung, um den Markt in Schwung zu bringen. Das funktioniert, in Norwegen werden fünf bis zehn Prozent aller Neufahrzeuge mit Elektroantrieb zugelassen. Das ist allerdings nicht nur von Incentives geprägt, dahinter steckt auch eine Mentalitätsänderung bei den Kunden. Immer mehr Menschen wollen mit einer anderen, nachhaltigen Energieform unterwegs sein. Unter den Vergünstigungen ist es nicht einmal der geldwerte Vorteil, der am meisten motiviert. Sondern die Tatsache, dass man mit einem E-Fahrzeug die Busspur nutzen darf und morgens auf dem Weg in die Innenstadt von Oslo ein halbe Stunde Zeit spart.

Wir hätten natürlich gerne konkrete Zahlen zum Absatz.

Die muss ich Ihnen im Moment schuldig bleiben. Wir werden Ende des Jahres dazu kommunizieren.

Was glauben Sie denn, wann E-Fahrzeuge in Deutschland einen ähnlichen Marktanteil erreichen wie in Norwegen?

Deutschland hat sich die Elektromobilität auf die Fahnen geschrieben. So ist derzeit ein Gesetz in Vorbereitung, das den Nutzern von E-Fahrzeugen weitere Vorteile einräumt.

Aber keine Kaufunterstützung vorsieht.

Den gesamten Gesetzestext können wir noch nicht beurteilen, da er noch nicht vorliegt. Aber stellen Sie sich vor, in einem intelligenten Stromnetz werden dezentrale Energiespeicher gefördert. Ein Fahrzeug, das den Strom von der Solaranlage auf dem Dach in der Batterie puffert, wäre ja auch nichts anderes als ein Energiespeicher. Es könnte spannend sein, nicht die Automobilindustrie, sondern den Energiewandel zu fördern.

Was muss darüber hinaus passieren?

Erst einmal muss der Kunde verstehen, welche Chancen ihm die neue Technologie bietet. Das geht nicht nur über die niedrigen Betriebskosten, sondern auch über den Fahrspaß. Und über das Wissen: Ich bin gerüstet für die Zukunft. Denn nehmen wir an, eines Tages verdoppeln sich Benzin- und Stromkosten: Dann verdoppelt sich auch die Einsparung der Betriebskosten.

Das sind aber Szenarios, die erst nach 2020 greifen und nicht unbedingt schon heute eine Kaufentscheidung begründen.

Aber man muss sich heute darauf vorbereiten, ein Produkt auf den Markt bringen, die Produktion langsam hochfahren und das Bewusstsein beim Kunden wecken. Denn das Jahr 2020 kommt ganz, ganz schnell.

Wie haben Sie denn die Händler auf die Markteinführung der Elektroautos vorbereitet?

In speziellen Trainings informieren wir nicht nur über unsere Fahrzeuge, sondern auch über den kompletten Energiesektor. Dabei haben wir nicht alle Händler sofort zu E-Händlern gemacht, sondern zunächst einmal ein selektives Netz aufgebaut, das etwa zehn Prozent der Händler umfasste. Zum e-Up! und zum e-Golf fanden diese Schulungen in zwei Wellen statt, mit der Einführung des Golf GTE weiten wir das Netz nun abermals aus. Mittlerweile ist das Netz in Deutschland fast flächendeckend.

Wie analysieren die Händler das Mobilitätsverhalten ihrer Kunden?

Wir haben sogar eine App auf den Markt gebracht, mit der der Kunde selbst sein Fahrprofil analysieren kann. Gibt er seine Nutzungsgewohnheiten ein, wird ihm der passende Antrieb vorgeschlagen. Eine erweiterte Software ermöglicht Flottenbetreibern, die Nutzungsgewohnheiten mehrerer Fahrer zu analysieren und die passenden Fahrzeuge zusammenzustellen. Diese Werkzeuge haben wir auch dem Handel zur Verfügung gestellt. Der Händler soll einen Kunden ja nicht in ein Fahrzeug hineinargumentieren, das der gar nicht haben möchte. Bei einem E-Auto muss man den Kunden auf die Reichweitenrestriktion hinweisen. Für andere Ansprüche haben wir ja auch andere Angebote, etwa den Golf GTE mit Plug-in-Antrieb oder für klassische Vielfahrer sparsame Dieselmotoren.

Das heißt aber auch, dass es für den Handel keine Vorgaben gibt, eine bestimmte Anzahl an E-Fahrzeugen abzusetzen?

Nein, die gibt es auf keinen Fall. Der Kundenwunsch ist entscheidend. Deswegen produzieren wir unsere Modelle ja mit allen Antriebsvarianten auf einer Linie, Stoßstange an Stoßstange. Wir sind dadurch völlig flexibel in der Gestaltung des Antriebsmix.

Kann das Ziel von einer Million Elektrofahrzeuge in Deutschland so erreicht werden?

Ich halte das Ziel für ein schönes Ziel. Wir sind dafür da, das Ziel zu unterstützen, indem wir die passenden Produkte dafür anbieten. Wie sich der Markt entwickelt, hängt aber von den Kunden und den Rahmenbedingungen ab. Wenn Deutschland das Ziel ernst nimmt, müssen eben auch die Bedingungen so sein, dass die Kunden überzeugt sind. Wir können das nicht verordnen.

Ein Schwachpunkt ist momentan noch die Ladeinfrastruktur.

Da sind tatsächlich noch Verbesserungen notwendig. Nicht nur, was die Zahl der Ladepunkte betrifft – Strom gibt es schließlich überall. Aber es muss auch möglich sein, die Ladepunkte durch eindeutige Verkehrszeichen zu identifizieren. Zudem sollten die Stationen buchbar sein und die Abrechnung funktionieren. Da sind wir in Deutschland aufgrund der regionalen Struktur der Energieversorger in einem sehr fragmentierten Markt unterwegs. Wenn wir das Thema Ladeinfrastruktur noch intensiver angehen, können wir die Blockaden beseitigen, die den einen oder anderen Kunden derzeit noch zur Zurückhaltung veranlassen.

Was halten Sie davon, künftig Straßenlaternen anzapfen zu können?

Eine wunderbare Idee! Die Parkplätze vermehren sich ja in Städten dadurch nicht, dass Parkplätze für Elektrofahrzeuge reserviert werden. Obwohl auch das zum Erfolg der Elektromobilität beitragen kann. Amsterdam zum Beispiel nutzt diese Möglichkeit bereits.

Da können Sie als Fahrzeughersteller aber nicht viel tun.

Im Rahmen der Nationalen Plattform Elektromobilität sind wir hier schon beratend tätig. Es gibt viele Möglichkeiten, E-Antriebe durch Maßnahmen attraktiv zu machen, die nicht viel Geld kosten. Doch den Energiesektor können und wollen wir nicht gestalten.

Ein Stück in diese Richtung sind Sie mit dem Angebot von Ökostrompaketen bereits gegangen. Wie läuft dieses Geschäft?

Die Kunden, die momentan Elektromobilität nachfragen, sind überwiegend schon einen Schritt voraus. Viele haben schon eine Solaranlage auf dem Dach und längst einen Ökostrom-Vertrag abgeschlossen. Unsere Kunden kommen informierter zum Handel als der Durchschnittskunde. Die Anzahl der Stromverträge ist daher geringer als der Absatz von E-Fahrzeugen. Wir vermitteln die Ökostromverträge aber trotzdem, weil wir wollen, dass unsere Kunden unter allen Umständen sauber fahren.

Das Gespräch führte Johannes Winterhagen Mobility 2.0.

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