Fachbeitrag Integrale Planung mit BIM

Futuristisch: Mit integraler Planung ist auch das moderne Produktionsgebäude der Supermarktkette M-Preis in Völs (Österreich) entstanden.

Bild: ATP/Thomas Jantscher
07.02.2014

Mit Hilfe von Building Information Modeling können die Herausforderungen der integralen Planung gemeistert werden. Die Bereitschaft zu einer interdisziplinären Zusammenarbeit auf Augenhöhe ist hierfür eine Grundvoraussetzung.

Moderne zukunftsfähige Gebäude sollen nachhaltig, wirtschaftlich und attraktiv sein. Um all das unter einen Hut zu bringen, ist eine frühzeitige ganzheitliche Planung nötig. Dafür müssen sich bereits in der frühen konzeptionellen Phase alle an einem Projekt Beteiligten an einen Tisch setzen, denn nur so kann die bestmögliche nachhaltige Gestaltung garantiert und ein langer Lebenszyklus eines Gebäudes erreicht werden.

Diese integrale Planung wird durch ein gut durchdachtes Building Information Modeling (BIM) wesentlich erleichtert. Dabei steht der Mehrwert für den Bauherrn im Fokus. Das eingesetzte Planungswerkzeug sollte ihm daher den bestmöglichen Nutzen im Hinblick auf Gestaltung und Wirtschaftlichkeit sowie konstruktive und technische Potenziale bieten. Zudem muss es in der Lage sein, diese Informationen zu jeder Projektphase, besonders in den frühen Konzeptionsphasen, ganzheitlich bereitzustellen, um Bauherren bei elementaren Entscheidungen mit belastbaren Grundlagen zu unterstützen.

Ein BIM-basierendes System kann hier helfen. BIM macht die simultane Planungsarbeit „live“ in einem gemeinsamen digitalen Gebäudemodell möglich. Diese Methodik ermöglicht eine wirklich integrale Planung der Architektur, des Tragwerks und der technischen Gebäudeausrüstung und bindet dabei auch die Bereiche der Kostenplanung und Ausschreibung, der Nachhaltigkeit einschließlich Bauphysik und, im Bereich der Industrie- und Fabrikplanung, auch der nutzungsspezifischen Maschinen- und Anlagentechnik mit ein.

Dem Bauherrn kann somit bereits in frühen Phasen ein räumlicher Eindruck über sein Bauprojekt verschafft werden. Interdisziplinäre Planungskollisionen werden rechtzeitig erkannt und damit von vornherein vermieden. Kostenermittlungen können aufgrund der detaillierten Bauteil- und Raum­informationen im Gebäudemodell sehr früh mit einer noch höheren Genauigkeit aufgestellt werden. Tiefer gehende bauphysikalische Betrachtungen wie thermische Gebäudesimulationen, Tageslichtsimulation, Heiz- und Kühllastberechnungen können im weiteren Planungsablauf, direkt aufbauend auf das Gebäudemodell, ziel- und entscheidungsorientiert abgeleitet werden.

So bearbeitet das Gesamtplanungsbüro ATP Architekten+
Ingenieure beispielsweise derzeit ein anspruchsvolles Technologiegebäude für die Automobilindustrie, das über einen sehr hohen Installationsgrad technischer Anlagen verfügt. Von Anbeginn der Planung wurde ein digitales Gebäude­modell entwickelt, mit einer der jeweiligen Planungsphase entsprechenden Detail- und Planungstiefe, in das auch externe Anlagenplaner eingebunden werden. In den regelmäßigen Planungsbesprechungen werden dem Bauherrn virtuelle Rundgänge durch sein zukünftiges Gebäude mit sämtlichen Anlagen ermöglicht. Mit dem Gebäudemodell hat der Bauherr eine sicherere Basis für Planungsentscheidungen, und dies zu einem deutlich früheren Zeitpunkt als bisher.

Schnittstellen zu Nahtstellen machen

Sämtliche Gebäudeinformationen sind im digitalen Gebäudemodell für das Team aus Architekten, Tragwerksplanern und Haustechnikern jederzeit abrufbar. Dies unterstützt den simultanen Planungsablauf von Architektur, Tragwerk und Gebäudetechnik terminlich und qualitativ. Auch die erforderlichen Angaben für die Ausschreibungen werden direkt aus dem aktuellen und umfassenden Gebäudemodell abgeleitet. Damit kann BIM ein wichtiges Werkzeug für die integrale Planung sein. Es ermöglicht für die jeweiligen Fachdisziplinen bedarfsgerechte, unterschiedliche Sichtweisen auf das gemeinsame Projekt, bei einer gleichzeitigen Bearbeitung.

So werden bei einem weiteren Projekt eines innovativen und gestalterisch anspruchsvollen Verbrauchermarktes aus demselben digitalen Gebäudemodell Architekten-Werkpläne ebenso abgeleitet wie Schalpläne für die Betonarbeiten. Exakte Mengen- und Qualitätsangaben für die zu erstellenden Gewerke­-Ausschreibungen werden ohne umständliche Massen­ermittlungen ermöglicht.

BIM-Management

Der Planungsablauf und insbesondere die Zusammenarbeit der Disziplinen, vom Gesamtprojektleiter koordiniert und integriert, wird mittels eines strukturierten Gebäude­modells unterstützt. Natürlich muss man ein derartig komplexes digitales Gebäudemodell auch beherrschen, um den Nutzen für den Bauherrn und die genannten Effizienzsteigerungen auch zu mobilisieren. Dieses „BIM-Management“ zählt zu den Kernkompetenzen, die im Projektteam durch BIM-Manager abgedeckt werden. Das „lebendige“ Gebäudemodell wird über den gesamten Planungszeitraum hinweg laufend geprüft. Damit ist dafür gesorgt, dass es in sich stimmig ist.

Die kreative Projektarbeit aller Planungsdisziplinen im Rahmen der architekturgeführten Gesamtplanung kann auf dieser Grundlage zielorientiert aufbauen und wird von speziell hierfür ausgebildeten Modellierern in den verschiedenen Disziplinen umgesetzt. Dabei ist stets eine der jeweiligen Planungsphase entsprechende Detailtiefe erforderlich, egal ob im Vorentwurf, Entwurf oder während der Ausführungsplanung.

Keinesfalls darf das digitale Gebäudemodell dabei in den frühen Phasen mit noch gar nicht erforderlichen Detailangaben „überladen“ werden. Diese werden phasengerecht vertieft und bedarfsorientiert in das Gebäudemodell übernommen. Der Gesamtprojekterfolg wird damit gesichert.

Fazit und Ausblick

Ein digitales BIM-Gebäudemodell kann – bei einer entsprechenden Planungsorganisation – die Abläufe und die kreative Zusammenarbeit der Disziplinen im Sinne einer integralen Planung unterstützen. Dies gilt insbesondere für einen Gesamtplaner wie ATP, der Architektur, Tragwerk und technische Gebäudeausrüstung im eigenen Hause bearbeitet. Die Kommunikation unter den Planungsbeteiligten basiert dabei auf einem jederzeit konsistenten digitalen Gebäudemodell.

Die in den jeweiligen Planungsphasen nach wie vor erforderlichen Pläne und Dokumente können in hoher Qualität aus dem Gebäudemodell heraus erzeugt und den Projektbeteiligten zur Verfügung gestellt werden. Ebenso werden die erforderlichen Entscheidungen des Bauherrn durch die vielfältig möglichen Visualisierungen und Auswertungen erleichtert. Auch die Einbeziehung der nachfolgenden Bauausführung kann durch die Übergabe eines digitalen Gebäudemodells erfolgen, gegebenenfalls ergänzend zu konventionellen Planungsunterlagen. Dies trifft auch für den weiteren Gebäude­lebenszyklus zu, der immer im Fokus einer integralen Planung steht.

Bildergalerie

  • Building Information Modeling: Produktionsgebäude für Lebensmittel von M-Preis in 3D-Ansicht (Architektur, TWP, TGA)

    Building Information Modeling: Produktionsgebäude für Lebensmittel von M-Preis in 3D-Ansicht (Architektur, TWP, TGA)

Firmen zu diesem Artikel
Verwandte Artikel