Verpackung & Kennzeichnung Süßes statt Saures

11.03.2014

Süßwaren sind äußert beliebt. Doch bevor die leckeren Kleinigkeiten in den Verkauf kommen, muss einiges passieren. Nicht nur in der Produktion, auch bei Verpackung und Kontrolle sind die richtigen Anlagen entscheidend. Neue Süßigkeiten-Trends führen dazu, dass Anlagen immer flexibler und vielseitiger werden müssen.

Die Deutschen lieben sie: Egal ob Schokolade, Fruchtgummi oder Gebäck – Süßwaren sind der Renner. Laut dem Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie hat ein Deutscher im Jahr 2013 durchschnittlich 32,29 kg davon verzehrt. Darunter 9,71 kg Schokolade und 5,66 kg Zuckerwaren. Im Jahr 2013 wurden insgesamt 3.955 t Süßwaren produziert – im Wert von 12,488 Mio. Euro. Unter den produzierten Waren befanden sich alleine 1.080 t Schokolade. Doch bis die leckeren Kleinigkeiten beim Verbraucher ankommen, haben sie einen langen Weg hinter sich. Auf diesem ist auch einiges an Flexibilität gefordert. Gerade bei der Herstellung haben sich diesbezüglich in den letzten Jahren neue Trends erkennen lassen.

Flexibel, langlebig und alles auf einer Maschine

Matthias Böning, Vertriebsleiter von Amixon sagt: „Zum einen sollen möglichst viele Verfahrensschritte in ein- und demselben Apparat durchgeführt werden". Andererseits aber wird hohe Flexibilität gefordert, um sich wandelnde Markt-​erfordernisse prompt und zuverlässig zu erfüllen. Einen anderen Trend benennt Dieter Conzelmann, Director Industry Solutions, von Bizerba: „Die Gesamtanlageneffektivität – Overall Equipment Effectiveness –, also Lauf- und Stillstandzeiten von Maschinen exakt analysieren zu können und somit mehr Effizienz auf der Linie zu erreichen, hält in die Süßwarenindustrie immer stärker Einzug.“ Seiner Meinung nach ziehen Produktverantwortliche bei der Entscheidung für oder gegen eine Anlage nicht mehr allein die Anschaffungskosten heran, sondern immer häufiger auch Kennzahlen wie die TCO (Total Cost of Ownership) sowie die Folgekosten, die im Lebenszyklus einer Maschine auftreten (LCC – Life Cycle Cost). Generell beobachtet Conzelmann den Trend hin zu kleineren Packungsgrößen und damit höheren Durchsätzen pro Linie. Gleichzeitig strebt die Industrie danach, aufgrund steigender Zuckerpreise Rohstoffe einzusparen und den neuen EU-Kennzeichnungspflichten nachzukommen, wie Allergene und Nährwerte transparent auszuweisen.

Genauso vielfältig wie die Produkte selbst sind die Möglichkeiten sie herzustellen. Dabei kommen vor allem Mischer zum Einsatz, wie der Pflugscharmischer der Firma Lödige oder die Präzi­sions-Feststoffmischer von Amixon. Diese unterscheiden sich von der Technik her nicht sehr von den Anlagen, die für den Non-Food-Bereich entwickelt werden. Allerdings müssen für die Süßwaren-Produktion zahlreiche Hygienerichtlinien eingehalten werden, wie zum Beispiel die EHEDG. Bönig fügt hinzu: „Im Bereich der Süßwarenindustrie ist vermehrt auf eine nassreinigungskonforme Mischer­ausführung zu achten.“ Auch bei der Verpackung ist einiges möglich: Egal ob Riegel, Kugel oder etwas ganz anderes, alles kann schnell und sicher verpackt werden. Bosch Packaging Technology bietet zu diesem Zweck verschiedene Lösungen an, von einzelnen Anlagen über Sekundärverpackungen bis hin zu kompletten Verpackungslinien.

Transportbänder in 
Balkonbauweise

Die Starpac 600L von Bosch Packaging Technology, eine Verpackungsanlage für Schokolade, produziert beispielsweise in drei verschiedenen Packstilen: Falteinschlag-, Bürstenfalt- und Doppeldreh-Verpackungen. Die Produkte werden schonend über Transportbänder in Balkonbauweise zugeführt und anschließend bei hoher Geschwindigkeit mit höchster Präzision im Faltkasten verpackt. Formatwechsel sind in nur 45 Minuten möglich. Die Starpac 600H kann zudem kann zudem Verpackungen mit hermetischer Siegelung herstellen. Mit dieser Anlage soll, laut Matthew Carey, Produktmanager bei Bosch, den Forderungen nach höherer Produktsicherheit und Nachhaltigkeit Rechnung getragen werden. Mit allen Modellen der Starpac-Reihe lassen sich kleine und mittelgroße Schokoladenprodukte verpacken.

Das Unternehmen Gerhard Schubert stellt ebenfalls Verpackungsmaschinen her. Mit den sieben flexiblen TLM-Systemkomponenten können unterschiedliche Verpackungsaufgaben gelöst werden. Das Lieferspektrum reicht von der Primärverpackung bis hin zum Palettieren der Versandeinheiten. Das Prinzip basiert auf reduzierter Mechanik, intelligenter Steuerung und wechselbaren Werkzeugen. Flexible Roboter-Aggregate mit bis zu vier freiprogrammierbaren Achsen werden aufgabenspezifisch eingesetzt. Die Bilderkennung übernimmt hier in der Regel die Aufgabe der Produkterkennung und der Qualitätssicherung. Alle Prozesse werden kontrolliert ausgeführt. Das TLM-Transmodul ist hier zuständig für den Transport vom Produkt und der Verpackung zwischen den einzelnen Teilmaschinen. Die TLM-Technologie ist vor allem dann praktisch, wenn die Nachfrage nach flexiblen Systemen steigt. Denn bei den TLM-Komponenten reicht ein Werkzeugwechsel aus, um die Anlage für neue Aufgaben zu rüsten. Einschränkungen für den Lebensmittelmarkt sind nicht zu befürchten, da alle Baugruppen von Schubert nach Hygienic Design konzipiert werden.

Masseteppiche ohne 
Kantenschnitt

Eine Neuerung, die Bosch Packaging Technology auf der Interpack vorstellt, ist der WRF 600 Flex-Walzenformer. Mit diesem kann beim Schneiden von Masseteppichen, wie beispielsweise für Müsli-, Schoko-, Protein- und Fruchtriegel, der seitliche Kantenschnitt optimiert oder vollständig vermieden werden. So minimiert sich der Produktverlust. Der Walzenformer in Hygienic Design bietet eine flexible Arbeitsbreite und ermöglicht eine einfache, stufen- und werkzeuglose Einstellung für Schneidevorgänge zur Produktion von unterschiedlichen Riegelformaten. Die Arbeitsbreite des WRF 600 Flex lässt sich bei laufendem Betrieb einstellen. Das erhöht die Verfügbarkeit und Leistung der Anlage und reduziert damit Verlust aufgrund von Produktionsstopps. Süßwarenhersteller profitieren außerdem vom hygienischen Design und einfacher, werkzeugloser Reinigung.

Nach dem Verpacken der Süßigkeiten folgt immer noch die Kontrolle. Hier kommen Metalldetektoren wie die von Bizerba als letztes Glied der Prozesskette zum Einsatz. Diese erzeugen ein elektrisches Feld im Spulenbereich. Jedes Produkt, das den Detektor durchläuft, hinterlässt ein spezifisches Muster. Abweichungen davon deuten auf eine Verunreinigung hin und stoßen einen Ausschussprozess an. Mit Röntgentechnik lassen sich selbst kleinste Metallpartikel, aber auch Steine finden. Dabei kann ein Band mit einer Geschwindigkeit von 60 Metern pro Minute durch das Gerät laufen. Das entspricht einer Überprüfung von rund 150 Packungen pro Minute. Zudem analysieren Röntgendetektoren den Inhalt der Packung auf Vollständigkeit. Dazu wird der Maschine der durchschnittliche Grauwert des zu überprüfenden Objekts mitgegeben. Die Bildverarbeitung wertet anschließend das Ergebnis mit Blick auf die Anzahl hin aus und führt zugleich auch die Kontrolle auf Fremdkörper aus.

Mit zwei Kameras, die über und unter der Verpackung angebracht sind, lässt sich überprüfen, ob Inhalt und Etikett zusammenpassen. Dies ist besonders vor dem Hintergrund der neuen EU-Verpackungsrichtlinie relevant, die von den Herstellern verlangt, Allergiehinweise und Nährwertinformationen zuverlässig auszuweisen. Zudem lassen sich die Siegelnähte auf Verunreinigungen kontrollieren. Die Anlagen von Bizerba eignen sich für alle Süßwaren von Torten und Waffeln bis hin zu Gummibärchen. Dieter Conzelmann von Bizerba sagt: „Bei noch unverpackten Produkten kommt unser Portfolio an Hygienewaagen zum Einsatz. Vor allem bei leicht verderblichen Lebensmitteln wie Backwaren gilt es, die bakterielle Kontaminierung zuverlässig auszuschließen.“

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