Verpackung & Kennzeichnung Auf den Spuren der Lämmer

17.04.2013

Nichts zu verbergen? Nahrungsmittel-Produzenten können mit QR-Codes Verbrauchern Offenheit demonstrieren - im Hinblick auf die Herkunft von Fleisch beispielsweise. Und die nächste QR-Code-Generation wird sogar Produktpiraten das Handwerk legen.

Wo kommt das Rindfleisch her? Das wollten Verbraucher eigentlich auch bereits vor dem Pferdefleischskandal wissen - und die Lebensmittelindustrie war auch damals schon verpflichtet, die Herkunft von Rindfleisch auf der Verpackung anzugeben. Diese Rückverfolgbarkeit ist laut neuer EU-Lebensmittelinformationsverordnung (LMIV) ab 2014 auch für andere Fleischsorten Pflicht: für Schweine-, Lamm-, Ziegen- und Geflügelfleisch. Ab 2016 müssen Hersteller zudem genaue Nährwertangaben abdrucken und auf Allergene hinweisen. Um der LMIV gerecht werden und das erhöhte Datenaufkommen managen zu können, investieren viele Betriebe derzeit in IT- und Logistiklösungen. Das kostet Zeit und Geld. Hier kommt der QR-Code ins Spiel. Er ermöglicht es, Herkunfts- und Nährwertangaben für neue multimediale Marketing-Möglichkeiten zu nutzen. Die schaffen Mehrwert für den Verbraucher und stärken indirekt seine Markentreue. Hersteller können Vertrauen aufbauen und ihren Kunden signalisieren, dass sie nichts zu verbergen haben. In der einfachsten Ausführung lässt sich im schwarz-weißen Pixelquadrat die URL zu einer Online-Datenbank verschlüsseln - etwa von mynetfair oder fTrace. Dort sind die Produktinformationen aufbereitet: der Ort der Aufzucht beispielsweise mit einer Google-Map. Da diese Webadressen dynamisch sind, lassen sich auch weitere Informationen, etwa Kochrezepte jederzeit in Echtzeit hinzufügen. Das Bizerba-Etikettenwerk in Bochum kann statische QR-Codes, die sich nicht verändern und lediglich die URL verschlüsseln, auf Etiketten vordrucken. Besonders die Hersteller hochwertiger Produkte, beispielsweise argentinisches Rindfleisch, nutzen diese Variante. Im Jahr 2012 verzeichnete Bizerba eine Verdopplung der Nachfrage im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Jede Charge ein anderer Code

Andere Betriebe wollen es den Verbrauchern ermöglichen, über den QR-Code Informationen zur genauen Produktionszeit zur Verfügung zu stellen. Das funktioniert allerdings nur mit einem dynamischen Code, der sich von Charge zu Charge ändert. Den Druck müssen in diesem Fall die Preisauszeichner vor Ort übernehmen. Das stellt sie vor große Herausforderungen. Beim Barcode sind kleine Druckfehler nicht tragisch, da er lediglich von links nach rechts codiert. Ist ein Balken am oberen Rand schlecht gedruckt, erkennt ihn der Scanner dennoch. Beim QR- und Datamatrix-Code läuft die Verschlüsselung auch von oben nach unten. Während Algorithmen einige Ungenauigkeiten im Druck des QR-Codes während des Scannens kompensieren können, sind diese beim Datamatrix-Code verheerend. Der Druck muss also sehr genau erfolgen - und trotzdem sehr schnell, da die Geschwindigkeit der Produktion keinesfalls sinken darf. Bizerba hat daher in einiger Entwicklungsarbeit die Thermosensibilität der Etiketten gesteigert. Das Ergebnis: eine um 20 Prozent höhere Druckgeschwindigkeit. Der QR-Code lässt sich nun auch bei einer Rekord-Geschwindigkeit von 300 Millimetern pro Sekunde zuverlässig drucken. Wird diese Geschwindigkeit nicht gebraucht, kann man die Energiezufuhr am Thermodruckkopf reduzieren und Energie sparen.

QR-Code hilft, Plagiate zu enttarnen

Sowohl im Food- als auch Non-Food-Bereich ist der statische QR-Code derzeit noch am weitesten verbreitet. Doch viele Produktfälscher kopieren inzwischen die gesamte Verpackung inklusive Code. In Zukunft wird die nächste Entwicklungsstufe des Codes - der sogenannte eindeutige QR-Code - helfen, der Produktpiraterie Einhalt zu gebieten. Dabei wird jede einzelne Verpackung mit einem individuellen QR-Code versehen, der über eine eindeutige ID Rückschluss auf die exakte Zeit, die genaue Minute der Herstellung erlaubt. Dadurch wird es für Hersteller möglich, Produktpiraterie zu bekämpfen. Sie erkennen Fälschungen dann daran, dass die Website des Providers mehrmals über denselben, kopierten Code aufgerufen wird - meist zeitgleich aus unterschiedlichen Regionen. Das ist in Zeiten des statischen Codes unauffällig. Beim eindeutigen QR-Code, den es nur in einfacher Ausführung gibt, ist es hingegen ein Indiz für Produktpiraterie. Der Produzent kann dann auf der Website einen Hinweis einblenden, dass es sich um eine Fälschung handelt. Scannt der Verbraucher den Code rechtzeitig, kann er das Produkt noch vor dem Kauf als Plagiat enttarnen.

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