Corporate News Die polymeren Alleskönner

21.02.2013

Silikone werden schon seit der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eingesetzt, seitdem aber stetig weiterentwickelt. Ihre günstigen Eigenschaften machen sie für eine unendlich große Zahl von Anwendungen zum Werkstoff der Wahl.

Wer sich die Kuppel des Reichstags in Berlin anschaut, die Glaspyramide im Innenhof des Louvre oder vielleicht sogar die Moai auf den Osterinseln - denkt der nicht zuallererst an Silikon? Vielleicht nicht. Dennoch - die Gruppe der siliziumbasierten Polymere ist ein wesentlicher Bestandteil moderner Architektur und ein wichtiges Mittel zur Konservierung alter Bausubstanz. Silikone kommen zudem zum Einsatz, wo höchste Beständigkeit und Formbarkeit gefragt sind oder wo es darum geht, Material vor Umwelteinflüssen zu schützen - im Badezimmer und im Weltraum, im Computer und in Hochgeschwindigkeitszügen. Sie sind witterungsbeständig, hitze-, kälte- und chemikalienresistent; sie sind hautverträglich und lösen keine Allergien aus; sie isolieren zuverlässig elektrische Leitungen, sind wasserabweisend und verleihen Oberflächen Glanz und eine angenehme Haptik. Steigende Bedürfnisse nach Mobilität, Komfort oder Kommunikation beflügeln auch die Nachfrage nach und den Einsatz von Silikonen, sagt Christian Hartel, Leiter des Geschäftsbereichs Silicones bei Wacker Chemie: „Hochleistungsklebstoffe, leichte, isolierende Materialien, hochflexible Vergussmassen, kratzfeste, lösungsmittelfreie Beschichtungssysteme oder flammhemmende Kunststoffe sind nur einige Beispiele für die immensen Möglichkeiten, die Silikone bieten.“ Laut einer aktuellen Studie des Global Silicones Council leisten Silikone auch einen signifikanten Beitrag zum Schutz der Umwelt. So sei die CO 2-Bilanz von Silikon neunmal günstiger als die anderer Werkstoffe. Durch Silikone lässt sich zudem der Einsatz von Lösungsmitteln bei vielen Anwendungen stark reduzieren; teilweise kann man sogar gänzlich auf sie verzichten. Und das ist noch längst nicht alles, so Hartel: „Im Baubereich sorgen wasserabweisende Silikonharze für trockene Fassaden und Dämm-Materialien und damit für eine höhere Dämmwirkung und geringere Heizkosten.“ In Zukunft, da ist er sich sicher, werden Silikone noch stärker in der Energieübertragung, in Beleuchtungssystemen und der Medizintechnik Verwendung finden, ebenso im Automobilbau. „Silikongele schützen beispielsweise Sensoren und elektronische Sicherheitssysteme zuverlässig gegen Feuchtigkeit und Vibrationen. Auch Kabelbäume, Zündkerzenstecker, Motorenlager und Turbolader kommen nicht ohne Silikone aus.“ Durch Forschung entwickeln sich die Einsatzmöglichkeiten stetig weiter. Ein gutes Beispiel seien Silikonhybride. „Diese Produkte vereinen das Eigenschaftsprofil von Silikonen und organischen kohlenstoffbasierten Polymeren. So lassen sich völlig neue Leistungsmerkmale realisieren, wie hochflexible Schlagzähmodifikatoren für Epoxidharze, thermoplastische Einkapselungsmaterialen für die Photovoltaik oder hydrophile Weichmacher für die Textilindustrie“, erklärt Hartel.

Neue Formulierungen machen Fenster dichter und haltbarer

Auch der Baustoffkonzern Sika entwickelt innovative Lösungen auf Silikonbasis. 2010 und 2011 hat das Unternehmen zwei neue Formulierungen auf den Markt gebracht, sagt dessen Investor-Relations-Managerin Christine Kukan: die eine für die Sekundärabdichtung von Isolierglasfenstern, die andere für die strukturelle Verklebung von Glasfassadenelementen. „Sie zeichnen sich durch eine Mechanik aus, die entscheidend besser ist als bisher bekannte silikonbasierte Kleb- und Dichtstoffe in diesem Bereich.“ Bei Isolierglasfenstern könne so eine wesentlich längere Lebensdauer erreicht werden. „Diese bleiben dicht, auch wenn sie hoher mechanischer Belastung ausgesetzt sind.“ Die verbesserte Mechanik der Verklebung von Glasfassadenelementen ermögliche zudem mehr Freiheiten beim Fassaden-Design. Henkel produziert Silikone in Hannover, Cerano (Italien), Cleveland, Puerto Rico und China - vor allem für die Automobil- und Elektroindustrie. Pressesprecher Holger Elfes hebt die immer bessere Ölbeständigkeit der Produkte hervor. „Öl greift Silikone an, wodurch der Einsatz limitiert ist. Dadurch, dass wir durch Umformulierung die Silikone ölresistenter machen, erweitern wir ihre Einsatzmöglichkeiten.“ Auch erwarteten Kunden verstärkt transparente und optisch klare Systeme. „Silikon neigt dazu, mit der Zeit gelblich und damit unansehnlich zu werden. Neue Formeln verhindern das.“

Für die teure Herstellung sind Spezialisten nötig

Was das Silikongeschäft von Wacker betrifft, so sei das Wachstum vor allem in Asien zu verzeichnen, sagt Hartel, „insbesondere in China, Indien und Südostasien“. Dort hat das Unternehmen in den letzten Jahren in neue Kapazitäten investiert. Die Silikonherstellung sei insgesamt nur etwas für Spezialisten, denn sie ist verfahrenstechnisch anspruchsvoll, relativ energie- und kostenintensiv, meint Hartel. „Silikone lassen sich deshalb nur in Großanlagen wirtschaftlich produzieren.“ Seit 2010 besitzt Wacker zudem eine eigene Produktionsanlage zur Herstellung von metallischem Silizium, neben Methanol einer der wichtigsten Rohstoffe für die Silikonproduktion. „Dadurch sind wir in der Lage, einen Teil unseres Siliziummetallbedarfs selbst zu produzieren, was uns unabhängiger von Preisschwankungen auf den Rohstoffmärkten macht.“ Hartel hebt hervor, dass das Geschäft nicht nur im Verkauf des Materials bestehe, sondern Beratung durch Chemiker ein wichtiger Teil desselben sei: „Viele Kunden wollen etwa wissen, wie man bestehende Produkteigenschaften verbessern kann.“ Neben der Frage der Qualität und des Preises werde dieses Thema immer wichtiger. Die Aussichten seien insgesamt sehr positiv, der Silikonmarkt wachse kontinuierlich - aus gutem Grund: „Nur mit Silikonen lassen sich viele innovative Anwendungen und Produkte technisch und mit der geforderten Wirtschaftlichkeit realisieren.“

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