Anlagenbau & Betrieb Weiche Komponenten im Grenzbereich


Vattenfall-Instandhalter müssen selten ungeplant ran. Hier entfernen sie ein speziell entwickeltes Isolierkissen aus einem Mannloch.

03.05.2012

Dichtungen und Isolationen müssen hohen Belastungen standhalten - besonders wenn es heiß her geht. Für lange Revisisionszyklen und seltene ungeplante Stillstände sorgen die „weichen“ Komponenten im Vattenfall-Kraftwerk Lichterfelde.

Wenn die Menschen im Berliner Süden es warm haben wollen, muss es an einer Stelle richtig heiß hergehen: Im Heizkraftwerk Lichterfelde werden bei Temperaturen von teilweise 800°C die Anlagen und ihre Materialkomponenten höchsten Belastungen unterworfen. In diesen Grenzbereichen müssen Instandhalter und Spezialisten des Technischen Handels sowie der Industrie ebenso „ineinandergreifen“ wie die Leistungsfähigkeit der Anlage selbst und ihre „weichen“ Komponenten wie Dichtungen, Isolationen oder Kompensatoren. Dass es nicht zu ungeplanten Revisionenszyklen kommt, dafür sorgen Dichtungen, Isolationen und Kompensatoren, die an den drei Heizkesseln der Anlage im Einsatz sind. Diese kommen hier zum großen Teil von Frenzelit. Verantwortlich für den reibungslosen Betrieb sind Betreibsmeister Gernot Galdia und seine sieben Kollegen von der Instandhaltungsabteilung, zusammen mit dem Frenzelit-Premiumpartner GuK Technische Gummi und Kunststoffe.

Anspruchsvolle Dichtungen für Flanschverbindungen

Kaum zu zählen sind die Anwendungen für statische und dynamische Flachdichtungen in der komplexen Anlage. In TA-Luft-relevanten Bereichen sind zum Beispiel die Graphitdichtungen novaphit SSTCTA-L und neuerdings auch die novaphit MST im Einsatz. Diese Hochleistungsdichtungen in Größen von DN 25 bis 150 müssen Drücke bis zu 50bar und Temperaturen bis zu 800°C bestehen. Bei Heißdampfrohrleitungen ist novatec Premium II im Einsatz, im Kühlwasserleitungssystem novapress Multi II. Und bei den Pumpen sorgen das elastomergebundene Material novapress Activ und novapress Universal für die nötige Dichtheit. Im jährlichen Abstand findet in Lichterfelde eine Revision statt, bei der auch die Dichtungen auf ihre Funktionalität geprüft werden. Die Frenzelit-Dichtungen werden aber in der Regel nur noch alle sieben Jahre im Rahmen des geplanten Stillstands ausgetauscht. So wichtig wie die Qualität des Werkstoffs ist die Qualität der Montage. Hier liefert GuK die jeweils optimalen Anzugsdrehmomente, wobei die richtige Flächenpressung mit Hilfe des Frenzelit-Dichtungsauswahlprogramms NovaDisc ausgelegt wird.

Isolierkissen statt loses Material

Know-how von Frenzelit und GuK war auch gefragt, als es darum ging, eine bessere Isolationslösung für die Mannlöcher der Heizkessel zu finden. Zwischen der inneren und der äußeren Klappe, hinter der bei Erdgasverfeuerung Temperaturen von rund 800°C entstehen, hatte man zuvor loses Isolationsmaterial im Einsatz, das bei jeder Öffnung für Revisionszwecke mühsam entfernt und wieder eingesetzt werden musste. GuK entwickelte dafür auf Basis von Halbzeugen von Frenzelit - isoTherm S Extra-Gewebe mit einer Füllung aus isoTherm S Nadelvlies - ein konisches Isolierkissen. Seit 2008 wurden nach und nach an allen 85 Mannlöchern die alten Isoliermaterialien entsorgt und durch die neuen Kissen ersetzt. Die Vorteile liegen auf der Hand: Im Revisionsfall ist die Isolation mit jeweils einem Handgriff herausgenommen und wieder eingesetzt. Dank der stabilen Form wird eine gleichmäßige Isolation gewährleistet. Außerdem werden durch die Kissenhüllen keine Fasern freigesetzt. Das Handling ist damit physiologisch und toxikologisch völlig unbedenklich, und die Mitarbeiter müssen vom Schutzhelm und dem Gehörschutz abgesehen keinerlei persönliche Schutzausrüstung tragen.

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