Anlagenbau & Betrieb Über vier Brücken musst du geh‘n


Die Bioliq-Anlage am KIT soll aus Stroh und anderen biogenen Reststoffen hochwertige synthetische Kraftstoffe herstellen.

17.04.2013

Heller Schein, statt Asche zu sein: Das KIT hat einen Prozess entwickelt, der Stroh und andere Bioabfälle zu Kraftstoff umwandeln soll. Das Verfahren beruht auf Pyrolyse und Flugstromvergasung, soll sich aber wirtschaftlich rechnen. Stufe zwei von vier wurde Ende Februar in Betrieb genommen.

Tank oder Teller? Ja, antwortet das KIT. Zwei von vier Schritte auf dem Weg von biogenen Abfällen zu Kraftstoffen sind die Karlsruher Forscher bisher gegangen: Gemeinsam mit dem Technologiepartner Air Liquide wurde eine Pilotanlage eingeweiht, die das in der ersten Prozessstufe aus Stroh oder Bagasse erzeugte flüssige Zwischenprodukt Bioliq Syncrude zu einem teerfreien Synthesegas umsetzt. Das Design des Flugstromvergasers kann unterschiedliche Biomassen verwerten. „Da das Bioliq-Verfahren auf biogene Reststoffe zurückgreift, die nicht in Konkurrenz zur Nahrungs- oder Futtermittelproduktion stehen, sind wir somit in der Lage, einen wichtigen Teil zur Entwicklung alternativer Energielösungen beizutragen“, meint Francois Venet, Vice President Air Liquide Global E&C Solutions. Ausgerechnet die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR), die auch Mittel für die Bioliq-Anlage zur Verfügung stellt, hat allerdings kürzlich die Ergebnisse einer Studie veröffentlicht, laut der nur wenig biogene Abfälle zur alternativen Verwertung übrig bleiben. „Reststoffe werden in der Tat bereits jetzt verwertet“, bestätigt Prof. Kolb auf Anfrage - allerdings energetisch ungünstiger als beim Bioliq-Verfahren. Es komme darauf an, Stoffe zukünftig weniger der thermischen Verwertung zuzuführen - sprich: sie zu verbrennen -, und stattdessen hochwertige Produkte anzustreben. Tatsächlich hat das Zwischenprodukt eine besonders hohe Energiedichte, um wirtschaftlich über lange Strecken transportiert und zentral weiterverarbeitet zu werden. Ein Vorteil im Vergleich zum Ausgangsstoff - und ein Zugeständnis an die notwendigerweise dezentrale anfängliche Verwertung von Reststoffen wie Stroh. In der zweiten Stufe entsteht das teerfreie Synthesegas, das zum Großteil aus Kohlenmonoxid und Wasserstoff besteht. Bei der anschließenden Heißgasreinigung werden Störstoffe wie Chlor- und Stickstoffverbindungen aus dem Gas abgetrennt. In der letzten Prozessstufe sollen die Gasmoleküle gezielt zu Kraftstoffen zusammengesetzt werden. „Die Stufen drei und vier sind geplant, bis Ende 2013 in Betrieb zu gehen“, sagt Prof. Kolb vom KIT. Für das zweite Quartal 2013 ist ein Leistungstest vorgesehen, für den alle vier Stufen gekoppelt werden. Nächstes Jahr sollen die Stränge komplett in Betrieb sein.

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