Digitalisierung der Energiewende Stadtwerke vor dem Smart Meter Rollout

Zählermontage: Der Rollout betrifft zunächst Großverbraucher und Erzeuger bis 100 Kilowatt Leistung, ab 2020 sollen kleinere Verbraucher folgen.

Bild: Voltaris
19.06.2016

2017 startet die Einführung der modernen Messeinrichtungen und intelligenten Messsysteme. Energieversorger müssen sich nun entscheiden, ob sie die Grundzuständigkeit für den Messstellenbetrieb behalten oder ausschreiben. Ein Energiedienstleister erläutert die Bedeutung der vorausschauenden Planung und gibt Handlungsempfehlungen für eine optimierte Rollout-Strategie.

Momentan diskutiert die Branche viel über das Gesetz zur Digitalisierung der Energiewende und das aus gutem Grund, denn 2017 startet der Rollout der modernen Messeinrichtungen (mMe) und intelligenten Messsysteme (iMsys). Die Energieversorger müssen in diesem Jahr also noch abwägen, wie sie künftig mit der Grundzuständigkeit für den Messstellenbetrieb umgehen wollen: beibehalten oder ausschreiben. Die vorausschauende Planung des Rollouts stellt die Versorger vor große Herausforderungen. Schon im Vorfeld müssen, neben den erforderlichen Änderungen im System- und Prozessumfeld, die Mitarbeiterressourcen und die zeitliche Staffelung der Umbaufälle geplant werden. Dabei darf das Tagesgeschäft nicht vernachlässigt werden. Nur so kann ein kosteneffizienter Rollout gelingen.

Das Messstellenbetriebsgesetz ist ein wesentlicher Bestandteil des aktuellen Regierungsentwurfes des Gesetzes. Es regelt alle Fragen rund um Rollout und Finanzierung der intelligenten Messsysteme sowie datenschutzrechtliche Anforderungen. Klare Kostenregelungen mit Preisobergrenzen sollen sicherstellen, dass die Kosten den erwarteten Nutzen für den Endkunden nicht übersteigen. Der Rollout der modernen Mess- und Steuerungstechnik soll 2017 zunächst für Großverbraucher mit einem Jahresstromverbrauch ab 10 000 Kilowattstunden und Erzeuger zwischen sieben und 100 Kilowatt installierter Leistung starten. Ab 2020 sollen auch kleinere Verbraucher folgen.

Der zunehmende Kosten- und Effizienzdruck für den intelligenten Messstellenbetrieb und die Abnahme konventioneller Technologien im klassischen hat Folgen für die Energiebranche. Es müssen für den intelligenten Betrieb auch bei anfänglich geringen Mengen einzubauender Geräte bereits komplexe Prozesse und IT-Systeme vollständig umgesetzt werden. Aufgrund der Komplexität und der hohen Skaleneffekte werden nur wenige Versorger die notwendigen Funktionen alleine erbringen können. Das gilt nicht nur bei der Gateway-Administration, die laut Branchenexperten erst ab etwa 100 000 bis 150 000 intelligenten Messsystemen wirtschaftlich realisierbar ist, sondern auch innerhalb der Prozesse des grundzuständigen Messstellenbetriebs.

Was bedeuten die neuen Vorgaben und welche Konsequenzen haben diese für das eigene Unternehmen? Stadtwerke müssen aufgrund der im Gesetz definierten Zeitfenster in absehbarer Zeit entscheiden, ob sie die Grundzuständigkeit für den Messstellenbetrieb behalten oder ausschreiben. Bei einer Ausschreibung geben sie langfristig den gesamten Messstellenbetrieb aus der Hand – und damit die Chance, die Energiewende vor Ort zu gestalten. Auch der direkte Kontakt zum Endkunden geht verloren. Zukunftsorientierter scheint die Entscheidung, grundzuständiger Messstellenbetreiber zu bleiben und mit spezialisierten Dienstleistern zusammenzuarbeiten. Voltaris empfiehlt die Grundzuständigkeit – und damit den direkten Kundenkontakt – zu behalten. Eine sinnvolle Alternative zum Ausschreibungsmodell ist die Vergabe von Teilleistungen an Dienstleister, die Stadtwerke mit Services und operativen Lösungen auf dem Weg zum Smart Meter Rollout begleiten und unterstützen.

Geeignete Rollout-Systematik

Der Energiedienstleister bringt bei einer Zusammenarbeit Erfahrungen aus Referenz- und Forschungsprojekten und der Standardisierungsarbeit im Forum Netztechnik/Netzbetrieb (FNN) ein. Das Referenzprojekt Messsystem – Einbau und Betrieb von iMsys orientiert sich an dem Teststufenplan des FNN. Derzeit wird dabei in einer branchenweiten Testphase das Zusammenspiel der Geräte verschiedener Hersteller sowie deren Praxistauglichkeit getestet. Voltaris ist offizieller Teilnehmer an der Testphase und bietet Stadtwerken die Möglichkeit, aktiv an verschiedenen Labor- und Feldtests mitzuwirken und von den Ergebnissen zu profitieren.

Zum sicheren Einstieg in den Rollout bietet Voltaris den Stadtwerken zudem die Teilnahme an der Anwendergemeinschaft Messsystem an. Praxisnahe Services und Mehrwertleistungen wie etwa Unterstützung bei der Analyse und der operativen Planung stehen hier im Fokus. Das betrifft die Ermittlung der geeigneten Rollout-Systematik für mMe und iMsys. Ergänzt wird das Angebot um eine Wirtschaftlichkeitsbewertung. Zudem gibt es ein Schulungsprogramm zum Rollout und Betrieb der neuen Geräte. Mit dem 10-in-3-Vertrag übernimmt der Energiedienstleister die Verpflichtung der Stadtwerke zum Umbau der gesetzlich geforderten zehn Prozent der mMe und iMsys innerhalb von drei Jahren. Damit behält der Kunde die Grundzuständigkeit im Messstellenbetrieb und erfüllt die gesetzlichen Vorgaben, ohne eigene teure Ressourcen aufbauen zu müssen. Die einzelnen Dienstleistungsbausteine können entlang der kompletten Wertschöpfungskette des grundzuständigen Messstellenbetreibers individuell und flexibel eingesetzt werden. Dieses modulare System beinhaltet alle Schnittstellen und den kompletten Prozessbetrieb. Das Stadtwerk kann die vorhanden IT-Infrastruktur nutzen und benötigt keine Zertifizierungen wie bei reinen Software- oder Cloud-Lösungen.

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