Fachbeitrag Software für den heißen Nahwärme-Markt

09.09.2014

Beflügelt durch die Energiewende erobern ­Nahwärmeerzeuger und Contractoren als lokal tätige Player den Wärmemarkt. Dabei benötigen sie eine schlanke professionelle Software, die ihren spezifischen Prozessen und Bedürfnissen gerecht wird.

Für Ende 2014 hat Wirtschafts- und Energieminister Sigmar Gabriel einen nationalen Aktionsplan Energieeffizienz für den Wärmemarkt angekündigt. Auf dem BDEW-Kongress betonte er: „Wir brauchen Geschäftsmodelle, in denen die Energiewirtschaft Investitionen in Energie­einsparung und Energieeffizienz noch stärker als Teil einer Geschäftsidee entwickelt.“ Tatsächlich gibt es gesetzgeberischen Handlungsbedarf, um das ­gewaltige Einsparpotenzial zu aktivieren, das in der Wärmeversorgung von Gebäuden schlummert. Bei genauem Hinsehen zeigt sich aber, dass die Energiewende den Wärmemarkt schon nachhaltig verändert hat und weiter verändern wird.

Aktueller Trend: Lokale Wärme

Dieser Wandel vollzieht sich lokal und zunächst im Kleinen, jedoch mit großer Dynamik. Dabei sind zwei Trends offensichtlich: Einerseits sind in den vergangenen Jahren vielerorts, meist unter kommunaler Regie, lokale Wärmeversorger entstanden. Gemeinsames Kennzeichen dieser jungen Unternehmen ist, dass sie regenerative Energiequellen nutzen. In besonderer Dichte ist diese Entwicklung im Großraum München zu beobachten, wo eine ganze Reihe von Unternehmen auf Geothermie als Wärmelieferant setzen. Aber auch Holzhackschnitzel kommen dort, wo die Ressourcensituation es zulässt, vermehrt zum Einsatz.

Andererseits entstehen unter dem Dach von Stadtwerken und sogar Fernwärmeversorgern vermehrt separate Geschäftseinheiten für Contracting. Daneben gibt es EVU-unabhängige Contracting-Anbieter, die sich im Markt behaupten müssen, ohne auf Branchen-Know-how und Ressourcen eines Mutter­hauses zurückgreifen zu können. Grundprinzip der meisten Contracting-Modelle ist, dass ein Auftragnehmer (Contractor) die Lieferung von Wärme, Kälte, Strom, Dampf und so weiter für ein bestimmtes Versorgungsobjekt übernimmt. Das können Industrieanlagen, Gewerbe- und Wohnimmobilien oder öffentliche Gebäude sein. Der Contractor plant, finanziert und betreibt die Energieerzeugungsanlage, etwa ein Blockheizkraftwerk, über einen vertraglich festlegten Zeitraum. Bezahlt wird er für die Energielieferung. Sein Geschäftsmodell besteht darin, die Energie möglichst effizient zur Verfügung zu stellen, was den Einsatz moderner Technologie mit maximalem Nutzungsgrad voraussetzt. Sowohl regionale Wärmeversorger als auch Contractoren benötigen eine Software, die sie bei der Organisation und Abwicklung kaufmännischer und technischer Prozesse unterstützt. Ihre Ausgangslage ist jedoch komplett unterschiedlich.

Regionale Nahwärmelieferanten, die mit wenigen zu versorgenden Objekten starten, nutzten anfangs meist Microsoft-Programme wie Excel, Access und Word, um etwa Kunden- und Objektdaten zu verwalten, die Verbrauchsabrechnung zu organisieren und Rechnungen zu erzeugen. Die Erfahrung zeigt, dass diese Werkzeuge bereits ab einer dreistelligen Zahl zu verwaltender Objekte an ihre Grenzen stoßen. Das hängt insbesondere damit zusammen, dass eine Vielzahl durchaus komplexer Aufgaben und Prozesse zu organisieren ist. Typischerweise bieten diese Wärmeversorger auch viele individuelle Tarife an. Lange Bearbeitungszeiten bei Kundenkontakten und der Abrechnungserstellung sind neben einer hohen Fehleranfälligkeit die klassischen Konsequenzen.

Ein im ­Stadtwerke-Konzern gegründeter Con­tractor hat im Prinzip ein ähnliches Problem, nur quasi aus der entgegengesetzten Richtung. Im Mutterhaus gibt es schon eine Software, zum Beispiel SAP IS-U. Diese IT-Lösung, die normalerweise Massenprozesse im regulierten Umfeld der Sparten Strom und Gas unterstützt, wird nun dem neuen Geschäftsfeld Contracting und Wärmelieferung übergestülpt, das aber ganz spezifische Anforderungen hat. In vielen Fällen zeigt sich nach einer gewissen Zeit, dass es nicht funktioniert, die Contracting-Sparte in der Multi-Utility-Software abzubilden. „Zu teuer“ und „zu unflexibel“ sind typische Erfahrungswerte, denn man schießt mit Kanonen auf Spatzen.

Die Probleme unabhängiger Contractoren ähneln hingegen jenen der lokalen Nahwärmeversorger. Auch sie starten oft mit Microsoft-basierten IT-Lösungen, um alsbald festzustellen, dass ihnen die Dinge angesichts zunehmender Komplexität über den Kopf wachsen. In allen skizzierten Szenarien wird eine professionelle branchenspezifische Software-Lösung benötigt, die schlank, flexibel und kostengünstig ist und die mit den Anforderungen mitwachsen kann.

Multifunktionssoftware gefragt

Was muss eine solche Software leisten? Die skizzierten und künftig zu erwartenden Marktbedingungen verlangen nach einem Multifunktionstalent. Blicken wir zunächst auf die neuen Nahwärmeversorger. Kernstück ihrer Ideallösung ist in jedem Fall die effiziente Abrechnung der Wärmelieferverträge. Alle Verträge und Leistungen müssen abgebildet werden können, einschließlich differenzierter Abrechnungsverfahren und Tarifmodelle – Stichwort Preisgleitung. Gleiches gilt für die typischen Aufgaben und Termine rund um das Vertrags­objekt. Reparaturen, Wartung, Instandhaltung und Zählerwechsel beispielsweise müssen effizient organisiert und überwacht werden. Mancherorts übernimmt der Wärmeversorger darüber hinaus die komplette Heiz- und Betriebsabrechnung in Wohn- und Gewerbeimmobilien, was nochmals ganz spezielle Anforderungen an die Software stellt.

Da Wärmeversorger im Wettbewerb stehen und aufgrund der hohen Investitionen mit spitzem Bleistift rechnen müssen, werden Module für das Kunden­beziehungsmanagement und Reporting immer wichtiger. Im Kundenservice kommt es darauf an, alle relevanten Kundendaten quasi auf einen Blick verfügbar zu haben, inklusive Kontakthistorie. Ausgefeilte Statistik- und Reporting-Möglichkeiten andererseits sind gefragt, damit die Geschäftsleitung stets die aktuelle Umsatz- und Gewinnsituation kennt und das Unternehmen mit Weitsicht steuern kann. Grundsätzlich sollten Workflows und automatisierte Abläufe zur Prozess- und damit Kosteneffizienz beitragen. Das System sollte offen sein, damit der Datentransfer mit vorgelagerten Prozessen (zum Beispiel Messdatenimport) und nachgelagerten Aufgaben (Datenaustauch mit Immobilienverwalter für die Heiz- und Nebenkostenabrechnung) reibungslos funktioniert. Gleiches gilt gegebenenfalls für den Datenaustausch zwischen dem Nebenbuch der Abrechnungssoftware und dem in einem externen Buchungssystem geführten Hauptbuch.

All diese Anforderungen stellen im Prinzip auch Contractoren an ihre Software. Zusätzlich wird hier erwartet, dass gegebenenfalls auch Strom, Kälte oder Dampf abgerechnet werden können. Betreiber von Energieerzeugungsan­lagen müssen insbesondere immer genau darüber im Bilde sein, wie effizient ihre ­Anlage arbeitet. Dafür gilt es, eine regelmäßige Nutzungsgradanalyse durchzuführen, was je nach Anlagenkonstellation mit vielfältigen komplexen Berechnungen verbunden ist. Der Nutzungsgrad beschreibt bekanntlich das Verhältnis von erzeugter Nutzenergie zur eingesetzten Primärenergie innerhalb eines bestimmten Zeitraums und ist somit eine zentrale Kenngröße für Contractoren. Wer diese Berechnungen quasi manuell auf Excel-Basis durchführen muss, steht schnell auf verlorenem Posten.

Stellt sich schließlich die Frage nach der Art der Software-Bereitstellung. On-Premises, also beim Anwender installiert, oder als Cloud-Lösung im Rechenzentrum eines Dienstleisters? Vielfach wollen sich Wärmeversorger und Contractoren auch gar nicht mehr selbst um Prozesse wie die Abrechnungsabwicklung kümmern, weil sie nicht wertschöpfend sind. Somentec Software liefert auf Basis der Standardlösung XAP.heat für alle einschlägigen Aufgaben und Anforderungen von Wärmeversorgern und Contractoren Lösungen. Einerseits bereitgestellt als schlanke, flexible und schnell installierbare Software bei den Kunden. Andererseits in Form von gemeinsam mit den Stadtwerken Schwäbisch Hall verfügbar gemachten Cloud- und Dienstleistungsangeboten.

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