Kommentar Sinkt die Solarförderung zu schnell?

09.11.2012

Die EEG-Umlage wächst uns langsam über den Kopf, und speziell der Solaranteil hat den Ruf: viel Geld für wenig Strom. Doch radikales Kürzen schadet der Branche - oder doch nicht?

Pro

Die Bundesregierung muss aufpassen, den Durchbruch der Photovoltaik nicht abzuwürgen."

Ove Petersen, Geschäftsführer von GP Joule

Ja, die Solar-Förderung sinkt zu schnell. Zwar lässt sich Solarstrom auf dem Dach schon heute billiger produzieren, als er beim Stromanbieter kostet. Und in drei bis vier Jahren wird die Photovoltaik ganz ohne Zuschüsse auskommen. Doch die Bundesregierung muss aufpassen, dass sie den kurz bevorstehenden Durchbruch der Photovoltaik bis dahin nicht durch kurzsichtige, panikartige politische Entscheidungen komplett abwürgt. Der für das Gelingen der Energiewende absolut unabdingbare Ausbau der Solarenergie kann nur erfolgreich sein, wenn Anlagenbauern und Hausbesitzern in den nächsten Jahren weiter Investitionssicherheit garantiert wird. Aber auch strukturelle Anreize müssen gegeben werden: So muss zum Beispiel endlich die Förderung des Eigenverbrauchs durch Net Metering für private Anlagenbetreiber gestärkt werden. Dachanlagen-Betreiber sollen tagsüber ein Guthaben in Form eines Stromüberschusses in das Netz des lokalen Energieversorgers einspeisen und bei Bedarf verbrauchen. Im Gegenzug erhält der Energieversorger eine Gebühr für die Zwischenspeicherung. Ein weiterer Vorteil des Net Metering: Anlagen für den Eigenverbrauch verschwinden aus der EEG-Umlage.Wir fordern ein alternatives EEG-Fördermodell: An die Stelle der komplizierten Vergütungsstruktur soll nur ein Vergütungssatz für alle Anlagentypen treten, auf den sich Anlagenbauer und Projektierer langfristig einstellen können. Mit dieser Absenkung der Vergütungssätze erhöht der Gesetzgeber den Innovationsdruck. Die Entwicklung massentauglicher Smart-Metering-Lösungen wird wirkungsvoll beschleunigt und der Stromkunde kostenseitig erheblich entlastet.

Ove Petersen, Geschäftsführer von GP Joule

Contra

"Eine maßvolle nachhaltige Entwicklung sieht anders aus."

Björn Emde, Leiter Politik bei Suntech Europa

Das EEG hat bei der Markteinführung insbesondere der Photovoltaik einen gigantischen Beitrag geleistet, wertvolle Pionierarbeit ermöglicht und wurde daher nicht ohne Grund mehrere Dutzend Mal weltweit kopiert. Im Heimatmarkt Deutschland war das Wachstum zwar stark, aber auch besonders sprunghaft, was den vielen Gesetzesänderungen und dem zähen Ringen hierum geschuldet ist. Eine maßvolle nachhaltige Entwicklung sieht anders aus. Dass wir es als Branche selten geschafft haben, mit der Politik einen gesunden Rahmen auszuhandeln, ist kein Ruhmesblatt. Andere etablierte Industrien haben das geschafft. Zu häufig haben sich die „Schwergewichte“ aus dem Verbund herausgelöst und eigene Interessen verfolgt: Kleine Aufdachanlagen gegen die Freifläche, Local Content gegen Exporteure und Anlagenbauer, dubiose Allianzen gegen Cadmiumtellurid. Gegen die einzelnen Einschnitte in den verschiedenen Sparten wurde nicht gemeinsam gekämpft und der Bundesrat für Verschleppungstaktiken genutzt, was dann zu Vorzieheffekten führte. Wichtige Zukunftsthemen wie die Gebäudeintegration, Netzstabilität und Net Metering blieben dabei auf der Strecke.Weil dies für die Photovoltaik jahrelang so ging, haben die konstant zweistelligen Margen für Investoren eine übermäßige Kapazitätserweiterung vom Silizium bis zum fertigen Modul ausgelöst, die schon bei einem Stagnieren des Zubaus ein starkes Überangebot bedeutet. Im Gegensatz zu Spekulanten ziehen auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Unternehmen - kleine wie große - eine relativ langsame und stetige, aber vor allem berechenbare Entwicklung allemal vor.

Björn Emde, Leiter Politik bei Suntech Europa

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