Fachbeitrag Gebäudeenergie im Griff


Energiesparen in Gebäuden: Software hilft bei der Überwachung von Energie in Gebäuden- auch in temperatursensiblen Teilen wie Rechenzentren.

04.04.2013

Die Energiepreise steigen. Dagegen hilft nur Energie sparen, vor allem in Gebäuden, die gemeinhin als Energiefresser gelten. Möglich macht das ein Energiemanagementsystem für Gebäude.

Frank Rüll weiß, wie man Energie spart. Er leitet bei Strabag Property and Facility Services das Energiemanagement und überwacht für seine Kunden rund 8600 Gebäude. Dabei hat er stets den Energieverbrauch im Blick und liefert Verbesserungsansätze: von anlagentechnischen Veränderungen bis zu baulichen Maßnahmen. „Damit Unternehmen Energie sparen können, müssen sie sich in einem ersten Schritt einen Überblick über alle Verbräuche verschaffen“, erklärt der Wirtschaftsingenieur. Deshalb montieren Servicekräfte an sensiblen Stellen elektronische Zähler oder Sensoren, die die Daten per Mobilfunk oder Festnetz an ein System senden.

Strabag setzt eine Energiemanagementlösung ein, die die Deutsche Telekom speziell für das Gebäudecontrolling entwickelt hat. Sie erfasst Energieströme, Temperaturen und Heizölstände. Die Daten aller Gebäude laufen in einem Störungsmanagementcenter zusammen, das 365 Tage im Jahr rund um die Uhr besetzt ist und Alarmmeldungen darüber gibt, welche Temperaturen aus dem Ruder laufen oder wo ein Techniker vor Ort eingreifen muss. Auf Basis seines nach ISO 50001 zertifizierten Energiemanagementsystems entwickelt Strabag für seine Kunden auch Strategien und Programme, um Energiekosten zu sparen.

Energieintensive Unternehmen werden von der Umlage für Netzentgelte befreit, wenn sie Lastspitzen vermeiden. Anhand der Verbrauchskurven erkennen Rüll und seine Energiemanager die Problemstellen und gestalten das Lastmanagement so, dass die Unternehmen die Vorgaben erfüllen. Zudem hat das System auch den Stand von rund 5000 Ölmessern im Blick und kann das Einkaufssignal für Heizöl geben, wenn der Markt günstig ist.

Energiedaten in Echtzeit

Die Effizienzmanagementlösung kann riesige Datenmengen verwalten und in Echtzeit abbilden. Neben den Verbrauchsdaten lassen sich auch andere Messwerte oder externe Datenquellen importieren, zum Beispiel Informationen zu Jahreszeiten, Wetterlagen oder standortspezifische Faktoren. Derzeit erfasst die Strabag mit dieser Lösung bundesweit rund 700.000 Datenpunkte, die monatlich etwa 1,5 Millionen Meldungen erzeugen. Doch längst nicht alle Mitarbeiter müssen jede Meldung sehen. Dafür gibt es ein fein abgestuftes Zugriffskonzept.

Ein Reporting- und Analyse-Tool unterstützt die Energiemanager beim Erstellen von Berichten, Analysen und Übersichten. Da die Effizienzmanagementlösung webbasiert ist, können sie die Daten mit jedem beliebigen, internetfähigen Gerät abrufen: Tablet, Smartphone oder PC stellen die Werte übersichtlich als Grafiken dar. Dabei zeigt die Lösung die Verbräuche auch für einzelne Standorte oder Anlagen.

System schlägt Alarm

Die integrierten Auswertungsmöglichkeiten erlauben zudem einen Vergleich der Gebäude über Kennzahlen und somit die Identifikation von Optimierungspotenzialen. Schließlich kann man nicht Fabrikhallen mit Bürogebäuden oder Alt- mit Neubauten vergleichen. So verbrauchen Altbauten etwa drei- bis fünfmal so viel Energie wie neuere Bauten. Typische Kennzahlen sind beispielsweise der Stromverbrauch pro Fläche, die Einhaltung der Raumtemperatur oder wie groß die Leistung um Mitternacht im Verhältnis zur Spitzenleistung war.

Damit Energiemanager bei solchen Datenmengen nicht den Überblick verlieren und in der Lage sind, schnell wichtige Informationen zu erfassen, lassen sich in der Effizienzlösung Regeln und Warnmeldungen definieren. Das System schlägt Alarm, sobald definierte Temperaturen über- oder unterschritten werden. Es erkennt ungewöhnliche Verbrauchsspitzen - etwa durch defekte Geräte oder offenstehende Türen von Kühlräumen.

Effizienz spart auch Geld

Doch wie viel Energie lässt sich mit solch einem System einsparen? „Das ist sehr unterschiedlich und hängt von vielen Faktoren ab“, erklärt Rüll. „Wir sparen aber im Gebäudemanagement pro Jahr einen hohen einstelligen Millionenbetrag.“ Die Summe setzt sich aus einer Vielzahl von Einzelmaßnahmen zusammen. Dazu zählen Instandsetzung, der Austausch veralteter Geräte oder bauliche Nachbesserungen am Gebäude.

Oft sind es einfache Maßnahmen, die Energie einsparen wie der Einbau von Sonnenschutzvorrichtungen, lastgesteuerten Heizungspumpen, neuen Thermostatventilen oder automatisierte Lüftungen. „Bis zu 50 Prozent der möglichen Einsparungen werden durch ein intelligentes Nutzerverhalten erreicht“, sagt Rüll. So entwickelte sein Unternehmen für einen Kunden ein Konzept, mit dem man durch Umbau einer Kompaktklimaanlage Wärme für eine Heizungsanlage erzeugen kann. Dabei wurde die in die Klimaanlage integrierte Kältemaschine auch als Wärmepumpe genutzt. Über einen Wärmetauscher versorgt sie die Heizungsanlage aus der Wärme der Abluft und ersetzt den Heizkessel vollständig.

Energiekosten sparen

Bisher nutzen 80 Prozent der kleinen und mittleren Unternehmen kein Energiemanagementsystem und verschenken damit Geld. Die Energiekosten für das Gebäudemanagement ließen sich mit einem Effizienzmanagementsystem um bis zu 15 Prozent verringern.

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