Energiekosten Die Rechnung geht auf

Investitionen in effiziente Lösungen rechnen sich langfristig.

Bild: iStockphoto/Rallef, Deutsche Bundesbank
18.05.2016

Investitionen in mehr Effizienz sind eine wichtige Säule der Energiewende. Eine konsequente Umsetzung trägt dazu bei, den Verbrauch zu stabilisieren und damit die Voraussetzungen für die Deckung immer größerer Anteile durch erneuerbare Energien zu schaffen.

Günstige Spritpreise an der Tanksäule freuen alle, bleibt doch so am Ende des Monats etwas mehr Geld im Portemonnaie übrig. Gerade in Zeiten sinkender Energiepreise sorgen die damit einhergehenden niedrigeren Kosten für die einzelnen Betriebe häufig für ein Nachlassen in den Anstrengungen für Energieeffizienz. Die Frage ist jedoch, ob es Sinn macht, die Frage der Effizienz mit hohen Preisen zu verknüpfen. Dann sähe es für die Energieeffizienz derzeit wohl ziemlich düster aus, mit Ölpreisen wie zuletzt in den 90er Jahren. Aber rechnet sich Energieeffizienz jetzt wirklich nicht mehr?

Auch wenn der Ölpreis meist die öffentliche Debatte bestimmt, wenn über Energiekosten gesprochen wird, in Bezug auf die Energiekosten der Unternehmen spielt er meist nicht die Hauptrolle. Fast immer sind Strom und Gas die wesentlichen Endenergieträger in den Unternehmen. Nach AG Energiebilanzen hatte Strom im verarbeitenden Gewerbe im Jahr 2014 einen Anteil von 32,2 Prozent am Endenergieverbrauch, bei Gas betrug der Anteil 34,3 Prozent. Auf Stein- und Braunkohle entfielen 16,4 Prozent und auf Mineralölprodukte lediglich drei Prozent. Auch wenn der Benzinpreis die Diskussion über die Energiepreise dominiert, maßgeblich sind für die Industrie eher die Entwicklungen der Strom- und Gas-Preise. Während zwischen 2012 und 2015 die Benzinpreise um 17 Prozent und die Kohlepreise sogar um 25,3 Prozent fielen, sanken die für die Industrie wichtigeren Gaspreise lediglich um 8,9 Prozent. Die Strompreise erhöhten sich sogar um 6,3 Prozent, nicht zuletzt durch kontinuierlich steigende Steuern und Abgaben auf Energie. Entgegen dem Empfinden sind also die maßgeblichen Strom- und Gaspreise gar nicht so stark gefallen.

Häufig werden bei der Analyse von Energieeffizienzinvestitionen unterschiedliche Zeithorizonte vermischt. Langfristig wirkende Investitionen werden anhand von aktuellen (kurzfristigen) Energiepreisen bewertet. Würde man das entsprechend für Aufwendungen im Bereich Forschung und Entwicklung umsetzen, dürfte eigentlich niemand mehr in diesen Bereichen investieren, denn den langfristigen Investitionen stehen keine kurzfristigen, sondern eben meist nur langfristige Gewinne gegenüber. Entscheidend für den Gesamterfolg von Unternehmen ist, wie viel Gewinn mit den Investitionen über die gesamte Nutzungsdauer hinweg erzielt werden kann – und da schneiden Investitionen in Energieeffizienz mit internen Verzinsungen von typischerweise mehr als 15 Prozent sehr gut ab.

Positive Entwicklung der Zinsen

Soll die Effizienz einer Komponente oder eines Prozesses verbessert werden, ist der Material-, Konstruktions- und Vertriebsaufwand für diese Anlagen höher als für eine einfache, weniger effiziente Lösung. Es muss mehr investiert werden, um später Einsparungen zu erzielen. Neben der Kosteneinsparung durch eine verbesserte Effizienz sind deshalb die Kosten für die Finanzierung der Investition von Bedeutung. Je niedriger die Zinsen, umso geringer ist der zusätzliche Kapitalaufwand für die Finanzierung der Energieeffizienzinvestitionen. Deutlich zu erkennen ist, dass die Zinsen viel stärker gesunken sind als die Energiepreise. Innerhalb der letzten 15 Jahre sind die Geldmarktzinssätze von mehr als fünf Prozent bis in den negativen Bereich gefallen. Das heißt: Es ist im Moment sehr günstig, Investitionen zu refinanzieren. Selten war Geld billiger als zurzeit. Deshalb lohnt es sich gerade jetzt, Investitionen in die langfristige Wirtschaftlichkeit eines Unternehmens vorzunehmen.

Beispielhaft sei dies an der Erneuerung eines Druckluftkompressors verdeutlicht. Ein neuer Kompressor mit einer Leistung von 90 Kilowatt (kW) kostet zirka 65.000 Euro. Die realisierbaren Einsparungen liegen typischerweise im Bereich von zehn Prozent, was zu einer jährlichen Stromeinsparung von zirka 45.000 Kilowattstunden pro Jahr (kWh/a) führt. Bei einem Strompreis von 16 ct/kWh entspricht dies einer Einsparung von 7.200 Euro jährlich. Bei einem Zinssatz von vier Prozent und einer Kapitalrückflusszeit von 15 Jahren entsteht ein jährlicher Aufwand für Zins und Tilgung von 5.846 Euro. Sinkt der Strompreis um zehn Prozent, so reduziert sich die Einsparung auf 6.480 Euro pro Jahr und somit der jährliche Überschuss aus der Investition von 1.354 auf 634 Euro per Annum oder um 53 Prozent. Ist aber gleichzeitig der Zinssatz von vier auf ein Prozent gefallen, so sinkt der jährliche Aufwand für Zins und Tilgung auf 4688 Euro, und der jährliche Überschuss steigt trotz gefallener Strompreise auf 1.792 Euro an. Zudem können für die Umsetzung von Effizienzmaßnahmen Fördermittel aus dem Förderprogramm für hocheffiziente Querschnittstechnologien im Mittelstand beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) beantragt werden, was die Amortisationszeit der Investition deutlich verkürzt.

Energieeffizienz-Investitionen sind die wichtigste Säule im Rahmen der Energiewende. Nur eine konsequente Umsetzung trägt dazu bei, den Energieverbrauch zu stabilisieren und damit die Voraussetzungen für die Deckung immer größere Anteile durch erneuerbare Energien zu schaffen.

In Zeiten billigen Geldes lohnen sich langfristig ausgerichtete Maßnahmen zur Effizienzsteigerung besonders. Sie sind perfekte „No regret“-Projekte, um Unternehmen fit für die Zukunft zu machen.

Bildergalerie

  • Entwicklung der Energiepreise: Sinkende Benzinpreise sorgen für einen verfälschten Blick auf die Preisentwicklung für Energie.

    Entwicklung der Energiepreise: Sinkende Benzinpreise sorgen für einen verfälschten Blick auf die Preisentwicklung für Energie.

    Bild: Deutsche Bundesbank

  • Zinsentwicklung: Die Geldmarktzinssätze sind in den letzten 15 Jahren deutlich gesunken.

    Bild: Radgen

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