Corporate News Der Maschinenbau und die Energiewende


»Wir als Maschinenbau müssen massiv an dem neuen Energie­marktdesign mitarbeiten.«
Thorsten Herdan, Geschäftsführer VDMA Motoren und Systeme & Power Systems.

15.05.2013

Leiden Anlagenbauer unter der Energiewende? Oder profitieren sie davon? Der VDMA hat seine Mitglieder befragt und erste Ergebnisse auf der Hannover Messe vorgestellt. Energy 2.0 hakte beim VDMA-Geschäftsführer Thorsten Herdan auf der „Roten Couch“ gleich nach.

Die Energiewende ist ein Gemeinschaftsprojekt, das alle angeht - insbesondere auch die Maschinen- und Anlagenbauer. Liefern sie doch auf der einen Seite die Bausteine für die Energie-erzeugung - sei es in konventioneller Technik, aber auch für die erneuerbaren Energien, etwa im Fall von Wind- oder Wasserkraft und thermischer Solar- oder Bioenergie. Auf der anderen Seite entscheiden Maschinen und Anlagen vor allem in der Industrie über die Energieeffizienz der Produktion - und da zieht die Politik mit Vorschriften die Daumenschrauben an.

Trotz dieser Ausgangsposition scheint die Einstellung der Maschinen- und Anlagenbauer zur Energiewende grundsätzlich positiv zu sein, so die Ergebnisse einer Umfrage. Der VDMA hatte Anfang des Jahres die Stimmung unter seinen 3000 Mitgliedsunternehmen in Erfahrung bringen wollen. Rund 700 haben geantwortet - eine Rücklaufquote, die Engagement signalisiert. Schon heute beurteile knapp die Hälfte die Energiewende positiv, und mit Blick auf die Zukunft wachse die positive Beurteilung auf etwa zwei Drittel, erklärte Thorsten Herdan, Geschäftsführer VDMA Motoren und Systeme sowie Power Systems bei Energy 2.0 auf der "Roten Couch" in Hannover. "Wir haben eine wachsende Begeisterung für die Ener-giewende. Das haben wir nicht erwartet".

Kein Grund, sich auszuruhen: Noch immer gibt es viele Probleme, wie etwa den Strompreis. Etwa 90 Prozent verzeichnen einen moderaten oder hohen Anstieg ihrer Stromkosten. Ein Drittel der Unternehmen sehe durch die hohen Stromkosten die Wettbewerbsfähigkeit gefährdet. "Das ist extrem hoher Wert", so Thorsten Herdan, da es sich meist nicht um energieintensive Unternehmen handle. "Er zeigt ein Bauchgrummeln der Unternehmen."

Run auf Eigenversorgung

Abhilfe könnte die Eigenversorgung der Unternehmen schaffen. Laut der Umfrage verfügen bereits über 15 Prozent über eine Eigenstromversorgung, laut Herdan eine hohe Quote angesichts eines Energiekosten-anteils von nur 1,5 Prozent. Noch einmal so viele Unternehmen wollen in Zukunft auf Eigenversorgung setzen. "Man könnte das schon fast als Run auf eine Eigenstrom-versorgung bezeichnen", fasste Herdan das Ergebnis zusammen.

Die Energiewende ist aber nicht nur ein wirtschaftliches, sondern auch politisches Thema. Auch wenn sie die Aussichten für die Energiewende als positiv bewertet haben, äußerten 90 Prozent der Befragten ihre Unzufriedenheit mit verschiedenen Aspekten der politischen Aktivitäten. Herdan sprach deshalb auch von einem "politischen Unzufriedenheitsindex". Schädlich sind seiner Ansicht nach auch Diskussionen wie kürzlich über die Strompreisbremse oder Gedankenspiele über Eingriffe in bereits geplante Projekte.

Die endgültige Auswertung der Studie wird im Mai veröffentlicht. Eine Zweitauflage ist für Oktober geplant.

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