Gerichtsverfahren in den USA Solarworld zwischen Rechtsstreit und Beliebtheit

Solarworld-Projekt: Der Konzern mit Hauptsitz in Bonn fertigt in Freiberg und Arnstadt sowie in Hillsboro (USA).

09.11.2015

Laut einer Studie ist der Solarmodulhersteller bei jungen Leuten der attraktivste Arbeitgeber aus dem Bereich Erneuerbare Energien. Doch eine Klage in den USA bedroht die weitere Entwicklung des Unternehmens.

Europas größter Solarmodulhersteller Solarworld ist bei angehenden Ingenieuren und Naturwissenschaftlern 2015 der beliebteste Arbeitgeber im Bereich Erneuerbare Energien. Das ist das Ergebnis des Universum Student Survey 2015. Für das Ranking wurden 34.607 Studenten von 219 deutschen Universitäten nach ihrer Einschätzung von Unternehmen als Arbeitgeber befragt, aber auch nach langfristigen Karrierezielen und weiteren Themen rund um Karriere und Beruf. Unter 100 Arbeitgebern aus verschiedenen Branchen, von Maschinenbau über Versicherungen bis hin zur Europäischen Raumfahrtbehörde, belegte Solarworld insgesamt im Ranking der Ingenieure Platz 32 und Platz 36 bei den Naturwissenschaftlern.

„Wir freuen uns über diese Wertschätzung und das Interesse angehender Ingenieure und Naturwissenschaftler an der Solarworld als Arbeitgeber. Unsere Branche ist sehr dynamisch und bietet den Absolventen gute Entwicklungs- und Karrierechancen“, sagt Vorstandschef Frank Asbeck. Doch die Beliebtheit seines Unternehmens ist nur ein kleiner Trost in seiner derzeitigen Situation. Wie das Handelsblatt berichtet, muss er um sein Lebenswerk fürchten. Der Siliziumlieferant Hemlock Semiconductor verklagt Solarworld wegen nicht eingehaltener Verträge auf rund 800 Millionen Dollar Schadenersatz. In dem seit Jahren laufenden Rechtsstreit erfuhr das Unternehmen kürzlich eine Niederlage: Ein US-Gericht entschied, dass sich Solarworld nicht auf das europäische Kartellrecht berufen dürfe. Laut Handelsblatt droht Asbeck die Insolvenz, wenn er vor Gericht verliert, die Aktionäre sind entsprechend aufgeschreckt.

Asbeck selbst gibt sich positiv: Selbst wenn die Klage in den USA erfolgreich sei, sei er zuversichtlich, dass ein deutsches Gericht „die Vollstreckung untersagt", zitiert ihn das Handelsblatt. Offiziell ließ der Vorstandschef in einer Pressemitteilung verlauten, die Teilentscheidung des Gerichts über Kartelleinwendungen sei kein Urteil, „sondern betrifft lediglich eine von mehreren gleichwertigen Einwendungen gegen die Klage und ist prozesstechnischer Natur." Die voraussichtlichen weiteren Prozessjahre der ersten und der sich unter Umständen anschließenden zweiten Instanz werde Solarworld nutzen, auch mit dem Siliziumlieferanten Hemlock eine Einigung und Regelung zur Weiterbelieferung abzuschließen. Man habe dies mit allen anderen Siliziumlieferanten erfolgreich vollzogen.

Solarworld produziert und vertreibt Solarstromlösungen. Der Konzern mit Sitz in Bonn beschäftigt rund 3600 Menschen und fertigt in Freiberg und Arnstadt sowie in Hillsboro (USA). Vom Rohstoff Silizium, über Solarwafer und -zellen bis zum Solarstrommodul vereint das Unternehmen alle Produktionsstufen unter einem Dach. Dazu gehört auch eine eigene Forschung und Entwicklung. Das Unternehmen wurde 1998 gegründet und ist seit 1999 börsennotiert.

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