Interview „Pro Jahr ein Prozent mehr Moduleffizienz“


Reinhard Benz, Head of Strategic Sales and Product Marketing, Oerlikon Solar

09.03.2012

Das ist rekordverdächtig: Neue Dünnschichtsolarzellen versprechen Wirkungsgrade bis zu 12,5% für Solarmodule. Und noch ist das Potenzial nicht ausgeschöpft. Ein Branchenexperte für die Fertigung von Dünnschichtsiliziummodulen erläutert, wie sich Technologie und Markt entwickeln.

Herr Benz, welche Verbesserungen bringt Ihre Fertigungslinie für Dünnschichtsiliziummodule in der neuen Generation?

Reinhard Benz: Wir verwenden in der neuen Linie einen neuen Reaktortyp mit verbesserten Absorptionseigenschaften, insbesondere der mikrokristallinen Schicht. Das ermöglicht einerseits eine Effizienzsteigerung auf derzeit knapp 11 % auf der vollen Modulgröße. Andererseits konnte durch den neuen Reaktor auch die Taktzahl erhöht werden, so dass sich der jährliche Ausstoß der Linie von 120MW auf 140MW erhöhen ließ. Zwei weitere wirtschaftliche Verbesserungen sind einerseits eine signifikante Reduktion des Investitionskapitals auf einen Dollar pro Watt peak für eine schlüsselfertige 140-MW-Linie, andererseits erlauben unsere wesentlich kürzeren Liefer-, Installations- und Hochlaufzeiten der Fabrik eine deutlich attraktivere Kapitalrendite.

Mit einem Reaktor-Prototyp erreichen Sie einen Wirkungsgrad von 12,5 %. Wann kommt er in der Großserie?

Die Rekordzelle verwendet noch andere Innovationen, insbesondere auf der Seite des einfallenden Lichtes. Diese Verbesserungen sind noch nicht auf voller Modulgröße skaliert und somit auch nicht in die Großserie übergeführt. Typischerweise dauert beim derzeitigen Industrialisierungsgrad der Dünnschichtsiliziumtechnologie die Umsetzung einer Champion-Zelle auf ein Champion-Modul etwa ein Jahr. Bis sich dann der Wert des Champion-Moduls als Durchschnittwert in der Großserie einstellt, können leicht noch sechs Monate vergehen. Von der Zelle auf ein vollflächiges Modul verliert man heute bei unserer Technologie etwa 1 % Wirkungsgrad. Wir sehen in naher Zukunft neue Rekordzellen mit über 13 % und sind zuversichtlich, unserem Fahrplan treu zu bleiben, die Moduleffizienzen pro Jahr um 1 % zu erhöhen.

Wird Dünnschicht im Markt - wie lange Zeit vorhergesagt - größere Anteile gewinnen?

Bei den Hausdächern in unseren Breiten wird es schwierig sein, Marktanteile zu gewinnen. Zudem sind wir uns bewusst, dass wir die Physik nicht überlisten können. Aber unsere mikromorphe Dünnschichttechnologie erreicht auch ohne höchste Wirkungsgrade die Kostenführerschaft bei der Modulherstellung. Zusammen mit unserem Montagesystem bieten wir mit der neuen ThinFab äußerst attraktive Systemkosten für Freiflächenanlagen. Auch in unseren Breiten werden die Gesamtkosten bei Solarparks auch in Zukunft auf Augenhöhe mit anderen Technologien sein. Die Dünnschicht wird aufgrund von Design und �?sthetik zudem interessante Nischen wie die gebäudeintegrierte Photovoltaik bedienen können.

Das Gespräch führte Dr. Karlhorst Klotz, Energy 2.0

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