Energieerzeugung „Energieeinkauf auf Knopfdruck“

22.10.2014

Wie ein als eher schwerfällig geltender Energiekonzern sich anschickt, zum Vorreiter der Digitalisierung zu werden, erklärte Oliver Renzel, Leiter Portfoliomanagement Strom & Gas bei Eon Energie Deutschland, im Gespräch mit Energy 2.0.

Energy 2.0: Herr Renzel, ein Web-Portal für Großkunden – was soll daran Besonderes sein?

Oliver Renzel: Unsere Lösung vereint viele energiewirtschaftliche ­Funktionen und Services in einem. Die Kunden können damit schnell auf Marktentwicklungen reagieren und mit uns interagieren, unabhängig von Gerätestandards mobil von jedem Ort der Welt. Zusammengefasst: Komfort – Geschwindigkeit – Mobiliät für das Energiemanagement unserer Kunden.

Das Portal soll mit den Anforderungen der Kunden wachsen. Wieso haben Sie diesen Weg gewählt?

Unternehmen entwickeln nicht immer Produkte, die auf Kunden zugeschnitten sind. Wir gehen den umgekehrten Weg und haben die Kunden gefragt, ob sie unser Produkt überhaupt gebrauchen können und welche Wünsche sie haben.

Wie wird das fertige Portal aussehen?

Eine finale Version wird es nie geben, denn die Energiewirtschaft wandelt sich immer noch wie kaum eine andere Branche. Solange es im Energiemarkt Neuerungen gibt, werden wir versuchen, sie sinnvoll in unserem Portal darzustellen und das umzusetzen, von dem unsere Kunden einen wirklichen Nutzen haben.

Inwiefern wandeln sich die Bedürfnisse der Kunden?

Gestern sah Energiebeschaffung so aus, dass Unternehmen meist nur einmal im Jahr einen Vertrag verhandelt und einen Preis für den gesamten Vertrag festgelegt haben. In den letzten fünf, sechs Jahren ist das Geschäft aber immer kleinteiliger geworden, weil fast alle Kunden ihre Mengen- und Preisrisiken streuen wollen. Große Verträge werden heutzutage in viele kleine Portionen geteilt und Kunden fixieren Mengen und Preise zu den Zeitpunkten, die sie für geeignet halten.

Und morgen?

Ein so kleinteiliges Geschäft kann man nicht mehr nur manuell oder mit Papierverträgen erledigen. Eine Online-Lösung bietet hier eine hervorragende Unterstützung. Ich bin nicht sicher, ob wir schon den letzten Grad der Kleinteiligkeit im Energiegeschäft erreicht haben. Ich kann mir gut vorstellen, dass Kunden ihren Energiebedarf oder auch die Produktion ihrer Erzeugungsanlagen in Zukunft noch kurzfristiger und häufiger – vielleicht sogar mehrmals täglich – an den Energiemärkten optimieren wollen.

Wie ist die Idee zu dem Portal entstanden?

Relativ spontan. Wir haben vor einem Jahr zusammengesessen und überlegt, was wir unseren Kunden Gutes tun können und wohin der Weg für die Energiewirtschaft geht. Ich war der Meinung, dass der Energieeinkauf an jedem Ort der Welt, ganz einfach und schnell über ein Tablet-PC oder Smartphone möglich sein muss, sprich: einfach auf Knopfdruck.

Welche Herausforderungen sind Ihnen bei der Umsetzung begegnet?

Unsere Kunden haben von Anfang an gesagt, die Lösung sei genau richtig. Wir haben unseren Kunden auch in der Vergangenheit Online-Services angeboten, aber die Anwendungen waren nicht einheitlich und die Services nicht auf allen Endgeräten lauffähig. Das haben wir geändert. Außerdem haben wir ein „Single-Sign-On“ umgesetzt. Der Kunde muss sich jetzt nur einmal im System anmelden und kann dann seine Services alle nutzen.

Was macht denn die Konkurrenz?

Digitalisierung ist natürlich nicht nur bei Eon ein Thema, sondern eine Entwicklung, der sich niemand entziehen kann. Mir ist es aber nochmal wichtig zu betonen, dass wir mit unserem Online-Portal ganz vorne mit dabei sind und eine Lösung entwickelt haben, die es auf dem Markt in dieser Form noch nicht gibt. Auch zukünftig wollen wir hier immer einen Schritt voraus sein.

Das Gespräch führte Sabrina Quente, Energy 2.0

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