„Erdgas ist ein ganz normaler Kraftstoff“

11.03.2014

Hat Erdgas als Kraftstoff eine Zukunft? Ja, meint Dr. Timm Kehler, Sprecher der Geschäftsführung bei Erdgas Mobil und Sprecher des Vorstands Zukunft Erdgas e.V., und spricht sogar von Erdgas als „Problemlöser“.

Energy 2.0: Herr Dr. Kehler, Erdgas wird zur Stromerzeugung in verringertem Umfang eingesetzt. Können wir mit der nicht genutzten Menge Autos betreiben?

Dr. Timm Kehler: Der Verkehrssektor hat ein Gesamtmarktpotenzial von rund​ 700 Milliarden kWh und ist damit ähnlich groß wie der Wärmemarkt und der Industrie​energieverbrauch. Absatzmengen und Potenziale sind da, aber wir müssen clevere Wege finden, um sie zu heben. Wir haben mit dem Erdgasantrieb vor dem Hintergrund einer zunehmenden CO2-Orien­tierung im Verkehr echte Potenziale, signifikante Marktanteile zu gewinnen, vor allem in einem Sektor, der gute Preise für Erdgas erwirtschaften kann.

Wer Erdgas tankt, könnte günstiger und umweltfreundlicher fahren. Ist bei den Autofahrern die Botschaft schon angekommen?

Der Informationsstand rund um Erdgas als Kraftstoff ist verbesserungswürdig. Wir müssen aktiv für das Thema werben. Eine zentrale Botschaft in Richtung des Kunden ist, dass Erdgas der günstigste Kraftstoff an der Tankstelle ist. Wir haben einen Vorteil gegenüber konventionellem Flüssigkraftstoff und Flüssiggas. Das Flüssiggas erscheint auf den ersten Blick zwar günstiger, wird aber im Liter verkauft und ein Liter hat halb so viel Energiegehalt wie ein Kilogramm Erdgas. Ein Auto wie den VW Eco Up kann man mit Erdgas für drei Euro auf 100 Kilometern bewegen.

Man kann heute bei einigen etablierten Marken Erdgasfahrzeuge kaufen. Aber es gibt längst noch nicht genug.

Wir haben ein Angebot von rund 30 Modellen, das ist tatsächlich nur ein Ausschnitt der Gesamtpalette. In den einzelnen Segmenten findet man aber Marktführer mit Erdgasantrieb. Erdgasfahrzeuge besetzen nicht mehr nur Nischen, sondern es gibt heute auch Volumenmodelle.

Wenn die Käufer sich für ein Erdgasfahrzeug entscheiden würden, haben sie aber oft Probleme, in ihrer Nähe eine Erdgastankstelle zu finden.

Die Dichte der Erdgastankstellen ist durchaus so groß, dass man ohne größere Umwege durch die Republik kommt. Wir haben mittlerweile knapp 1000 Tankstellen und haben in den letzten Jahren sehr viel getan, um die Qualität des Netzwerkes weiter zu optimieren. Erdgas ist ein ganz normaler Kraftstoff geworden.

Welche Rolle spielen äußere Einflüsse wie die Euro-VI-Norm? Ergeben sich daraus Impulse für den Markt der Erdgasfahrzeuge?

Der Verkehrssektor wird sich in den nächsten sieben oder acht Jahren durch regulatorische Eingriffe drastisch verändern. Die CO2-Flottendurchschnittsregelung wird sukzessive auf 130 g gebracht und bis 2020 sind 95 g zu erreichen, ein Wert, den viele Erdgasfahrzeuge heute bereits erreichen. Parallel zu den CO2-Zielen muss die saubere Abgasnorm Euro-VI umgesetzt werden.

Wie schwierig ist es, dies mit Erdgas zu erreichen?

Erdgas ist von Haus aus ein sauberer Kraftstoff, deshalb erfüllt der Erdgasmotor per se die Euro-VI-Norm. Der Diesel als wichtiger Wettbewerber schafft das nur durch sehr hohen technischen Aufwand und höhere Fahrzeugkosten. Auch bei Lkw wird Euro-VI als Standard eingeführt. Das führt dazu, dass der Preisunterschied zwischen Diesel- und Erdgasmodellen schrumpft und wir haben ähnliche Entwicklungen im Pkw-Markt zu erwarten.

Das Gespräch führte Dr. Karlhorst Klotz, Energy 2.0. 
Video: http://goo.gl/2m8R3V4

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