„Gewaltige Effizienzpotenziale beim Heizen“

11.03.2014

Wie heizen wir morgen intelligenter? Wenn es nach Jürgen Stefan Kukuk, Geschäftsführer der ASUE, geht, muss vor allem im Bewusstsein der Menschen noch viel passieren.

Energy 2.0: Wie innovationsfreudig sind Vermieter und Eigentümer, wenn es ans „intelligente“ Heizen geht?

Jürgen Stefan Kukuk: Innovation heißt immer, das Risiko des Neuen einzugehen. Diese kleine Hürde müssen Vermieter und Wohnungseigentümer überspringen. Wir können nicht erwarten, dass heute jemand ohne einen Anreiz viel Geld in die Hand nimmt.

Der Umstieg scheint für viele schwierig. Welche Vorteile bringen neue Technologien wie etwa BHKW?

Wer heute eine neue Heizung plant, geht häufig zum Handwerker, aber die Handwerker möchten oft nicht gerne die neueste Technologie einbauen und eine Risikohürde überspringen. Insofern sind die ASUE und ihre Partner aufgerufen, neue Technologien interessant zu machen. Es gibt noch gewaltige Effizienzpotenziale beim Heizen und der Haustechnik, die bei weitem nicht ausgeschöpft sind. Beispielsweise ist es sowohl wirtschaftlich als auch von der CO2-Bilanz her hoch interessant, Strom und Wärme gemeinsam zu erzeugen.

Macht die Branche nicht den Fehler, zu kompliziert zu formulieren statt griffige Begriffe zu nutzen?

Wir versuchen mit unserer Öffentlichkeitsarbeit volksnahe Begriffe zu verwenden. Andererseits ist der Begriff BHKW schon bei vielen angekommen. Wir dürfen die Dinge nicht zu schwierig machen, weil sonst ein Blockierungsverhalten beim Konsumenten einsetzt. Wir müssen dem Konsumenten die Vorteile zeigen und dafür sorgen, dass er nicht für sich selbst das Optimum erwirtschaftet, sondern auch für das Netz und die Versorgungssicherheit einen Beitrag leistet. Wir sind aber nicht die einzige Quelle. Wir müssen Stadtwerke, Sanitärunternehmen und in zunehmendem Maße die Energieberater mit ins Boot holen und ausbilden.

Ist das Bewusstsein, dass Dinge vereinfacht werden müssen, auch in der Politik angekommen?

Es ist auf keinen Fall so angekommen, wie wir das wollen. In der Vereinfachung der Prozesse liegt eine ganz große Herausforderung. Es greifen so viele Behörden und Ministerien ineinander und das ist keine einfache Aufgabe. Wer heute in eine strom­erzeugende Heizung investiert, muss über 20 Formulare ausfüllen und Anträge stellen. Wir wollen nicht, dass in Zukunft der finanzielle Vorteil, der erwirtschaftet wird, beim Steuerberater erodiert. Wir freuen uns über Zulagen und Marktanreizprogramme, aber wir brauchen die Vereinfachung.

Wir haben viel über den Privatmarkt gesprochen, aber müssen wir nicht auch über Büro- oder Gewerbegebäude reden?

Es gibt einen großen Bestand, in dem viel nachzuarbeiten ist. Heute hat fast jedes Büro einen eigenen Serverraum. Es ist ein technologischer Sprung, dass man mit Abwärme kühlen kann, und diese Technologie sollte man in die Büroetagen und Gewerbebetriebe bringen.

Müssen wir in Zukunft überhaupt mehr auf die Kühlung schauen?

Die technologischen Entwicklung führt zu immer neuen IT-Zentralen und Serverräumen, somit stellen sich heute neue Anforderungen an Gebäude. Es gibt aber auch in der gasbasierten Heiztechnologie interessante Technologien. Mit einer Gas-Wärme-Pumpe zum Beispiel lässt sich die Effizienz einer Heizungszentrale im Keller noch mal um 25 Prozent heben. Wir kommen damit von der Effizienz in den Bereich einer elektrischen Wärmepumpe, aber mit geringerem Risiko der Strompreisentwicklung. Erdgas hat da eine ganze Menge zu bieten.

Das Gespräch führte Dr. Karlhorst Klotz, Energy 2.0. 
Video: http://goo.gl/eUaEj2

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