Power-to-Gas Windgas ermöglicht schnellere Energiewende

Milliarden sparen mit Windgas: Ab etwa 2035 kommt die Kostenwende - danach reduziert der Einsatz von Power-to-Gas die Kosten der Energiewende.

Bild: Fenes/OTH Regensburg, Energy Brainpool
24.08.2015

Bereits 2050 100 Prozent Strom aus erneuerbaren Energien – das geht, wenn Deutschland auf Windgas setzt.

Aus überschüssigem Wind- und Solarstrom erzeugtes Gas ist unverzichtbar, um die Energiewende zu stabilisieren – das ist das Ergebnis einer Studie der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg und des Berliner Analyseinstituts Energy Brainpool, die im Auftrag von Greenpeace Energy erstellt wurde. Darin wurde untersucht, wie ein künftiges Stromsystem in Deutschland mit und ohne Windgas aussehen würde.

Den Berechnungen der Wissenschaftler zufolge wird ein Stromsystem mit Windgas-Anlagen ab etwa 2035 günstiger sein als eines ohne. Bereits 2040 soll die jährliche Ersparnis zwischen zwei und sechs Milliarden Euro liegen und bis 2050 auf zwölf bis gut 18 Milliarden Euro ansteigen.

Energiewende früher vollenden

„Mit Hilfe von Windgas erreichen wir bis 2050 eine erneuerbare Vollversorgung im Stromsystem zu deutlich geringeren Kosten als beim von der Bundesregierung angestrebten Mix von 80 Prozent erneuerbaren und 20 Prozent fossilen Energieträgern“, erklärt Marcel Keiffenheim, Leiter Politik und Kommunikation bei der Energie-Genossenschaft Greenpeace Energy, „und dies bei voller Versorgungssicherheit für den Industriestandort.“

Ohne Windgas-Anlagen, die überschüssigen Strom aus Wind- und Solaranlagen in Gas umwandeln und damit speicherbar machen, wäre eine Stromerzeugung zu 100 Prozent aus Erneuerbaren nicht erreichbar – unabhängig davon, wie viele erneuerbare Kraftwerke zugebaut werden, ergab die Analyse.

„Die Anfangsinvestitionen in den Ausbau von Windgas-Anlagen erhöhen die Kosten eines Stromsystems mit Windgas zwar zunächst“, erklärt Thorsten Lenck von Energy Brainpool, „diese Ausgaben amortisieren sich aber zusehends und werden bis 2050 deutlich überkompensiert.“

Bedarf für drei Monate lässt sich speichern

Mit Windgas, das als Wasserstoff oder nach einem weiteren Syntheseschritt als Methan in die bereits vorhandenen deutschen Gasspeicher eingespeist werden kann, lassen sich auch bei hohen Anteilen erneuerbarer Energien im Stromsystem Phasen mit wenig Wind oder Sonneneinstrahlung überbrücken: „Die heute vorhandenen Speicherkapazitäten im Erdgas-System reichen theoretisch aus, um den deutschen Strombedarf für mehr als drei Monate zu decken“, erklärt Prof. Dr.-Ing. Michael Sterner von der OTH Regensburg.

„Keine andere Speichertechnologie in Deutschland hat dafür ausreichende Kapazitäten. Dazu ist Windgas über Zeiträume von zwei Wochen hinaus günstiger als jeder andere Speicher.“

Aber auch in anderen Wirtschaftsbereichen wie Verkehr und Chemie wird Windgas zur Dekarbonisierung notwendig. „Nur durch den Einsatz von Windgas in der Kraftstoff- und Rohstoff-Herstellung können diese Sektoren ihre Klimaziele erreichen“, so Sterner.

„Windgas gewährleistet auch bei einer regenerativen Vollversorgung die Sicherheit und Zuverlässigkeit unserer Energieversorgung, wie wir es heute gewohnt sind“, resümiert der Energiespeicher-Experte. Daher sei es eine Frage der energiewirtschaftlichen Vernunft, diese Technik einzuführen. Dafür brauche es nun einen Entwicklungsplan. „Ohne eine Speicherwende ist die Energiewende nicht zu schaffen“, betont Sterner.

Versorgungssicherheit durch Windgas

Im Strombereich müssten laut der Studie bis 2050 maximal 134 GW an Windgas-Anlagen gebaut werden. Dieser Bedarf sinkt, wenn ergänzend zu Windgas andere und vielleicht günstigere Möglichkeiten zum Ausgleich der schwankenden Produktion erneuerbarer Energien erschlossen werden, etwa Batteriespeicher, kundenseitige Verbrauchsanpassung oder steuerbare erneuerbare Energien.

„Als Langzeitspeicher wird Windgas aber in jedem Fall unverzichtbar sein“, sagt Marcel Keiffenheim von Greenpeace Energy. „Damit die Technologie verfügbar sein wird, wenn wir sie brauchen, müssen allerdings zügig regulatorische Hemmnisse abgebaut werden, die Investitionen in Windgas heute häufig erschweren.“ Als Beispiele nennt er eine einfachere Genehmigung von Windgas-Projekten, besseren Zugang zu Regelenergie-Märkten und die Möglichkeit, überschüssigen Windstrom zum tatsächlichen Marktwert beziehen zu können.

„Mit zunehmender technologischer Reife wird Windgas immer kostengünstiger werden“, so Keiffenheim weiter. „Damit diese für die Energiewende zentrale Technologie ihr Potenzial entfalten kann, müssen nun aber faire Marktbedingungen geschaffen werden.“

Weitere Informationen

Die Kurzfassung der Studie „Warum Windgas die Energiewende sicher macht und Kosten senkt“, gibt es auf der Webseite von Greenpeace Energy.

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