Sonnenfinsternis in Mitteleuropa ÜNB rüsten gegen Solar-Blackout

Sonnenfinsternis: Ein bewölkter Himmel würde den Übertragungsnetzbetreibern (ÜNB) weniger Kopfschmerzen verursachen.

Bild: Large_kazyu/iStockphhoto
23.02.2015

Kaum zu glauben: In vier Wochen ist Sonnenfinsternis –und die Übertragungsnetzbetreiber werden nervös.

Aufgrund des hohen Anteils an installierter Photovoltaik-Leistung in Deutschland – rund 39.000 Megawatt – sowie in Italien und Frankreich stellt die partielle Sonnenfinsternis am 20. März eine große Herausforderung an das Management des Stromnetzes in Europa dar. Das erklärten heute die vier deutschen Stromübertragungsnetzbetreiber 50Hertz, Amprion, TenneT und TransnetBW in einer gemeinsamen Pressemitteilung.

Am am 20. März 2015 werden zwischen 9:30 und 12 Uhr bis zu 82 Prozent der Sonne vom Mond abgedeckt sein. Bei sehr sonnigem Wetter geht in der ersten Hälfte der Sonnenfinsternis nach Berechnungen der Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) die PV-Einspeisung in Deutschland um rund 12 Gigawatt zurück und steigt anschließend – in der zweiten Hälfte, wenn die Sonne aufgrund der Mittagszeit noch höher steht – um etwa 19 Gigawatt an.

Die Herausforderung für die ÜNB besteht darin, dass der an der Strombörse vermarktete PV-Strom während dieser beiden Phasen durch viele flexible Erzeugungsanlagen vollständig ausgeglichen werden muss. Bei bewölktem Himmel wird der Einfluss der Sonnenfinsternis auf die PV-Einspeisung dagegen vergleichsweise gering sein.

Um sich auf die Auswirkungen der Sonnenfinsternis vorzubereiten, koordinieren die vier deutschen ÜNB in Arbeitsgruppen – auch auf europäischer Ebene und in Abstimmung mit der Bundesnetzagentur – seit mehreren Monaten die notwendigen Maßnahmen und haben eigens hierfür Studien von wissenschaftlichen Instituten erstellen lassen.

Auf dieser Basis haben die ÜNB Maßnahmen entwickelt, um den Auswirkungen der Sonnenfinsternis auf die Netze und die Versorgungssicherheit zu begegnen. So planen sie, mehr Regelenergie (Minutenreserveleistung, Sekundärregelleistung) für die Zeit der Sonnenfinsternis zu beschaffen und haben dazu vorbereitende Gespräche mit Regelenergieanbietern geführt.

Außerdem wurden die Mitarbeiter in den Netzleitstellen und Schaltwarten für diese besondere Situation geschult. Die Besetzung der Warten werde darüber hinaus während der Sonnenfinsternis verstärkt.

Die letzte Sonnenfinsternis, die einen ähnlich hohen Bedeckungsgrad aufwies, fand im Mai 2003 statt, die übernächste wird erst im August 2026 zu beobachten sein. (kk)

Weitere Informationen:

ENTSO-E-Informationen: 20 March Solar Eclipse: An Unprecedented Test for Europe’s Electricity System

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